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Der Frieden hat im Geborgenen Land Einzug gehalten. Vor fünf Zyklen wurde alle Magie des Reiches in einen Diamanten gebannt, und zur Sicherheit, dass diese niemals mehr in falsche Hände gerät, haben die Zwerge Duplikate erschaffen und sie unter den Völkern des Landes verteilt. Niemand weiß, welcher Diamant das mächtige Artefakt ist. Und selbst das Verschwinden eines Diamanten bei seiner Überbringung hat bislang zu keinen Unruhen geführt.
Rondario, der Mime, hat die Zeit genutzt, um sein Curiosum wieder aufzubauen und den Bewohnern des Geborgenen Landes von den Taten des großen Tungdil Goldhands und dessen Gefährten, zu welchen er sich selbst zählen darf, zu berichten. Die Suche nach seinem alten Freund und Magister Technicus Furgas ist jedoch weniger von Erfolg gekrönt. Zwar bahnt sich eine neue Liebschaft an, die sein Leben um vieles zu bereichern verspricht, jedoch hat er sich geschworen, seinen Freund, der dem Geborgenen Land einst Rache schwor, zu finden. Als er sich Mifurdania, der ursprünglichen Heimatstadt des wandelnden Curiosums, nähert, geschehen merkwürdige Dinge, und erste Hinweise auf den Verbleib des alten Freundes finden sich.
Die Herrscherinnen und Herrscher hingegen feiern die eingekehrte Ruhe im Land und geben sich Bällen und Feierlichkeiten hin. Doch scheint sich zu bewahrheiten, was man seit dem Versiegen der magischen Quelle und der Bündelung ihrer Kräfte im Diamanten befürchtet hat. Ein unheimliches Mischwesen, halb Elb, halb Ork und halb Maschine, überfällt den Ball zu Güldengarb im Königreich Tabaîn und entreißt dem König den Diamanten. Doch damit nicht genug. Überall im Reich tauchen diese schrecklichen Ungeheuer auf, um die Diamanten in ihre Hände zu bekommen und das Artefakt zu finden. Tödliche Geschwindigkeit, präzise Kampftechnik, undurchdringliche Rüstungen und unheilige Kräfte machen jeden Widerstand wirkungslos und scheinen das Geborgene Land geradewegs in die Ohnmacht führen zu wollen. Auch die tapferen Zwerge bleiben von den Monstren nicht verschont, und bald schickt man nach den größten Helden des Geborgenen Landes. Das Auftreten des heldenhaften Zwergen Tungdil wirkt jedoch vor allem auf dessen Freund Ingrimmsch eher erschreckend, als dass es eine neue Heldentat verspricht. Etwas muss Tungdil, der sich mit seiner Liebe Balyndis in den verlassenen Stollen Lôt-Ionans zurückgezogen hatte, verändert haben. Ungepflegt und heruntergekommen, deutlich gealtert und des Lebens überdrüssig geworden tritt er den Zwergen unter die Augen. Der Schreck über die Veränderung des einstigen Helden sitzt tief, und dennoch braucht ihn das Geborgene Land mehr denn je. Die Könige der Zwergenstämme beschließen vorerst, selbst einen Plan zum Vorgehen gegen die Monster zu erdenken, die sich auch in den Tunneln der Zwerge herumtreiben, während Ingrimmsch und Tungdil vorerst in das Reich der Elben ziehen. Sie haben den Herrschern der Königreiche den Austausch von Wissen vorgeschlagen, doch als die beiden Freunde das Reich der Elben erreichen, scheint mehr hinter deren Absichten zu stecken. Ein geheimes Schreiben und das merkwürdige Verhalten der Elben lassen schnell Schlimmes erwarten. Doch bald kommen die Zwergenhasser des dritten Zwergenstammes in Verdacht, hinter all dem zu stecken, was im Geborgenen Land vor sich geht. Die Monstren aus Elb und Ork, gepaart mit den technischen Künsten der Zwerge, scheinen dem Geborgenen Land Schlimmes zu verkünden - die Rache der Zwerge.
Das Buch ist nach "Die Zwerge" und "Der Krieg der Zwerge" der dritte und vorerst letzte Teil der Zwergenreihe um Tungdil und seine Gefährten. Doch wie schon beim zweiten Teil versucht Markus Heitz die Vorkenntnisse der vorherigen Werke nicht unbedingt notwendig werden zu lassen, was ihm in "Die Rache der Zwerge" sehr gut gelungen ist. Die Geschehnisse der vorherigen Teile sind in die Erzählung eingebettet und teilweise sogar in Geschichten der Figuren eingearbeitet. Ausgeweitet wird diese Einbindung von früheren Inhalten auch im Kleinen, sodass kurze Geschichten, Sprichworte und Floskeln der entstandenen Welt um das Geborgene Land angepasst sind und ein abgerundetes Bild selbiger entstehen lassen.
Dem Werk an sich gelingt es, den gestellten Anforderungen aus den beiden Vorgängern gerecht zu werden. Wieder hat es der Autor geschafft, eine Geschichte zu stricken, die keine langweiligen Wiederholungen aufweist und ebenso unerwartete und mit gut durchdachten Wendungen aufwartet, wie die anderen auch. Dabei fällt die Erzählung diesmal jedoch noch grausamer aus, was durch die Zunahme fantastischer Elemente gesteigert wird. Dies scheint nach dem vorgegangenen "Krieg der Zwerge" auch die logische Konsequenz zu sein, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Im Gegenzug gelingt es dem Autor aber gleichfalls, noch tiefer in die Gemüter der Charaktere vorzudringen und sie noch authentischer erscheinen zu lassen. Nach den Liebesgeschichten Tungdils in den anderen Teilen wird nun eine neue Wandlung des Helden dargestellt, und sogar der kampflustige Ingrimmsch zeigt sich von einer ganz neuen Seite. Dieser Umstand kommt dem Erzählstrang zugute, da dieser aufgrund der Ohmacht der Kämpfer gegen die neuen Bestien sehr ermüdend und deprimierend wirkt und mit den gefühlvollen Elementen eine beiläufige Auflockerung erfährt.
Diesmal lässt Markus Heitz seinen Leser im Bezug auf den Hintergrund der Geschehnisse komplett im Ungewissen, da dieser den Mittelpunkt der Erzählung darstellt. So bringen die auftauchenden Wendungen immer wieder aufs Neue unerwartete Konsequenzen mit sich.
Scheinbar parallel zum neuen Aufbau der Geschichte ändert sich leider auch das bisher gute Lektorat, sodass nicht nur zu viele Schreibfehler auftauchen, sondern sogar vom Autor erdachte Namen falsch getippt sind (Mifurddania statt Mifudrania u.a.).
Auch das Design hat eine kleine Veränderung erfahren. Neben der schon fast symbolischen Abbildung der Axt erscheint nun auch das Gesicht eines wohl orkischen Monsters auf dem Cover. Natürlich ist auch wieder eine Karte des Geborgenen Landes beigefügt, welche die Orte der Erzählungen aufweist. Die Liste der Charaktere ist in diesem Werk deutlich länger als in den Vorgängern, was auf den gehobenen Anspruch hinweist, dass der Leser viel mehr Namen den Charakteren, Geschehnissen und Vermutungen zuzuordnen hat.
Auch wenn das Ende den Freund Tungdils und dessen Gefährten etwas unbefriedigt und mit einigen Fragen zurücklässt, so ist das Werk ein gelungener dritter Teil, der auch dem Leser Spannung und Kurzweile verspricht, der den Zwergen und seine Freunde noch nicht kennen gelernt hat. Die durchdachte Erzählung wird diesmal zunehmend gefühlvoller, wie auch fantastischer und dürfte für jeden Leser etwas zu bieten haben. Schade, dass man vorerst auf eine Fortsetzung verzichten muss, denn Tungdil und Ingrimmsch dürften auch mit diesem Werk wieder vielen ans Herz gewachsen sein.