Seit seine Familie von einem irren Serienkiller grausam ausgelöscht wurde, hat Jack nur noch eins im Sinn: Rache. Die Tat ist vier Jahre her, und seitdem macht Jack selbst Jagd auf Serientäter, foltert und tötet sie. Die Polizei und die Medien haben ihm den Namen "Closer" gegeben, weil er noch offene Fälle abschließt.
Die Opfer des Closers werden allesamt furchtbar verstümmelt aufgefunden, doch seine Taten bereiten Jack keine Genugtuung, er möchte nur Vergeltung üben am Mörder seiner Familie. Die Chance dazu erhält er, als er sich in eine Online-Community von Serienmördern einschleust. Diese nennen sich "Roadrage", "Gourmet" oder "Deathkiss", protzen im Web mit ihren Taten, fühlen sich als Familie, als Rudel, das gemeinsam auf die Jagd geht. Bald ist Jack, der sich in diesem abscheulichen Netz unter falscher Identität bewegt, sicher, dass er den Killer seiner Familie aufgespürt hat. Doch zunehmend muss er begreifen, dass ihn die zahlreichen Morde selbst zu einem Monster machen ...

"Closer" ist ein beklemmender Thriller aus der Feder von Don DeBrandt, der unter dem Pseudonym Donn Cortez schreibt und bereits mehrere erfolgreiche Romane zur TV-Serie CSI verfasst hat - und das merkt man auch diesem Werk an. Die Story ist vor allem darauf angelegt, den Hörer mit Details zu schockieren, Cortez berichtet teilweise so abscheuliche Dinge, dass einem beim Hören richtiggehend schlecht wird. Damit ist dieser Psychothriller nichts für Zartbesaitete.
Jack, die Hauptfigur, ist entsprechend flach als Charakter - zwar wissen wir, dass seine Familie umgebracht wurde und dass er Künstler ist, aber das war’s auch schon. Wodurch unterscheidet er sich also von den anderen Serienkillern, die er einen nach dem anderen auslöscht? Ist derjenige, der die Monster richtet, ebenfalls ein Monster? Das ist eine der interessanten Fragen der Story, die ansonsten eher auf plakative Folterszenen und Spannung setzt; leider werden die interessanten psychologischen Fragen nicht weiter vertieft und verbleiben stets nur an der Oberfläche. Was die Aspekte Selbstjustiz und Gerechtigkeit angeht, so ist dieses Buch ohne Frage absolut fragwürdig - aber es geht eben hauptsächlich um schnelle, blutige Unterhaltung, mehr sollte man nicht erwarten.

Die Schilderung der Taten der Serienkiller-Community überschreitet teilweise alle Grenzen des guten Geschmacks und wirkt überdreht, so dass man sich schon fast als Voyeur am Lautsprecher vorkommt - Torture Porn für die Ohren. Aber wenn man ehrlich ist: Serienmörder faszinieren, sie bieten eine morbide Anziehungskraft, und ihre kranken Taten machen uns neugierig. Nicht ohne Grund sind zum Beispiel Figuren wie Hannibal Lector oder Jigsaw ziemlich kultig und beliebt. Das nutzt auch Donn Cortez aus und präsentiert eine Menge schauerlicher Details. Die Vorstellung, dass eine Reihe von Psychopathen sich via Internet über ihre neuesten Taten austauscht, ist verstörend und faszinierend. Das Ende des Thrillers allerdings hält nicht, was der Spannungsaufbau verspricht; allzu schnell wird die Story zu einem doch sehr vorhersehbaren Ende gebracht.

Vorgetragen wird das Hörbuch von Martin Kessler, der melancholischen Synchronstimme von Nicolas Cage. Das passt eigentlich ganz gut zur Lesung, denn Kessler wirkt ziemlich kaltschnäuzig, eigentlich viel zu cool und ausdruckslos, trifft damit aber den richtigen Ton für diesen fiesen Roman. Ein Manko der Lesung ist, dass das Buch aus unterschiedlichen Abschnitten besteht, Chatprotokolle wechseln sich ab mit Rückblenden und Schilderungen aus der Gegenwart. Leider liest Kessler alles ohne großartige Pausen hintereinander weg, so dass sich doch ziemlich häufig Verwirrung breitmacht beim Hörer; man muss schnell schalten, um zu verstehen, was gerade abgeht.

Fazit: Stellenweise ziemlich eklige, klinisch-brutale Unterhaltung ohne Tiefgang, aber mit einer gewissen Faszination. Wer harte Thriller im CSI-Stil zu schätzen weiß, dem wird "Closer" bestimmt gefallen. Die Lesung von Martin Kessler hat Schwächen und Stärken, die etwas leidenschaftslose Stimme passt auf jeden Fall gut zu den Schrecken, die hier präsentiert werden.