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Die Zombies sind wieder los! Wer aus unzähligen Filmen noch nicht genug von den grausigen Untoten hat, darf sich jetzt am PC mit ihnen beschäftigen - und in EAs "Left 4 Dead" eine Art "28 Days Later" zum Mitmachen erleben.
Das gerenderte Intro-Video des Spiels erklärt die Ausgangsituation des Games: Zwei Wochen nach einer schnell um sich greifenden Virenepidemie beginnen die Infizierten zu mordlüsternen Zombies zu mutieren. Vier Überlebende haben sich zusammengefunden, um den Unmengen von Feinden gemeinsam gegenüberzutreten. Nur wenn sie vereint kämpfen, können sie den Horden trotzen und den besonders gefährlichen Gegnern die Stirn bieten: Neben den normalen Infizierten gibt es nämlich zu allem Überfluss noch einige, die besonders starke Mutationen erlitten und damit auch tödliche Spezialfähigkeiten erlangt haben - die Hunters, Smokers, Tanks, Witches und Boomers. Werden die Zurückgelassenen es schaffen, durchzuhalten, bis Rettung naht?
Die Vier im Titel ist nicht nur für die Handlung, sondern auch für das Spielprinzip wörtlich zu nehmen. Frei nach dem augenzwinkernden Motto "It?s the zombie apocalypse. Bring friends." dürfen bis zu vier Spieler an der Zombiejagd teilnehmen. Es handelt sich also um einen Co-op-Shooter aus der Ich-Perspektive, bei dem jeder Gamer in die Rolle eines der Überlebenden schlüpfen kann. Natürlich kann "Left 4 Dead" auch im Singleplayer-Modus gezockt werden, die anderen drei Charaktere werden dann vom Computer gesteuert. Gespielt wird in vier Kampagnen, die jeweils unterschiedliche Handlungsorte und Szenarien beinhalten. Eine Besonderheit ist der Versus-Modus (nur Multiplayer): Hier treten vier Spieler als Überlebende gegen vier Spieler als Zombies an, sodass insgesamt acht Shooter-Fans gleichzeitig vor dem Bildschirm sitzen und zusammen spielen können. So ballert und gruselt man sich durch enge Gassen, dunkle Korridore, zerstörte Flughäfen und verlassene Krankenhäuser, immer auf der Suche nach dem sogenannten Schutzraum, den die Überlebenden zum Beenden eines Levels auffinden müssen. Alle gemeinsam, wohlgemerkt: Einzelgänger können "Left 4 Dead" gleich vergessen, weil man ohne die Feuerkraft von vier Waffen und die gegenseitige Heilung ganz schnell verloren ist, besonders in den höheren Schwierigkeitsgraden. Im Kampf stehen verschiedene Waffen zur Verfügung, die jedoch größtenteils einen begrenzten Munitionsvorrat besitzen - das rechtzeitige Auffinden eines Munitionslagers ist also Pflicht, wenn man nicht irgendwann nur mit einer Pistole, der Standardwaffe, dastehen will. Rohrbomben und Molotowcocktails sorgen für den nötigen Rumms, Schmerzmittel und Verbandszeug für die oft dringend erforderliche Heilung. Besonderheit dabei: Von jedem Typ kann jeweils nur ein Gegenstand mitgenommen werden. Man muss sich also entscheiden, ob man mit Schrotflinte, Sturmgewehr, Uzi oder Sniper-Gewehr losziehen will, ebenso ist Timing bezüglich der Verbandspacks gefragt.
Film ab: Die Ästhetik und die Struktur des Horrorkinos standen nicht nur für die Grundidee von "Left 4 Dead" Pate, vielmehr ist das ganze Spiel von filmischen Elementen durchzogen. Ladebildschirme in Form von Kinoplakaten läuten die vier unterschiedlichen Kampagnen ein, kleine Videosequenzen geben Aufschluss über das Spielgeschehen, ein gewolltes Grießeln in dunklen Abschnitten sorgt für Filmfeeling, ein Abspann schließt die Szenarien ab. Sogar die spielbestimmende Intelligenz ist mit einem Filmterminus benannt: Der AI-Director sorgt dafür, dass sich die einzelnen Levels der Kampagnen niemals genau gleich spielen, weil die gewöhnlichen und die besonderen Infizierten immer neu platziert werden. Langweile dürfte dadurch keine aufkommen, und der Versus-Modus, in dem einige Spieler als Infizierte und andere als Überlebende antreten, sorgt für weitere Abwechslung.
Die Story des Games ist natürlich mangelhaft, denn außer einem kleinen Intro-Video, das die Situation der Überlebenden deutlich macht, gibt es kaum wirkliche Handlungselemente. Stattdessen ist Rennen und Schießen die Devise, um die linear verlaufenden Level jeweils bis zum Schutzraum durchzustehen. Die fehlende Geschichte wird durch die düstere, klamm gruselige Atmosphäre wieder wettgemacht: Die Grafik ist zwar trotz Modifikationen an Valves Source-Engine nicht auf dem allerneuesten Stand, genügt aber für realistisches und ansehnliches Shooter-Feeling. Besonders markant trägt die Sound- und Musikuntermalung ihren Teil zum Horrorfaktor des Spiels bei. Die besonderen Infizierten wie Boomers oder Witches haben jeweils ihre ganz eigenen Erkennungsgeräusche, die entsprechend der Entfernung immer dominanter werden und den Puls in ungeahnte Höhen treiben. Dazu sorgt klassische Spannungsmusik für Gänsehautmomente, krachende Waffensounds perfektionieren das geniale akustische Design.
Das Spiel selbst macht hauptsächlich im Multiplayer-Modus Laune, weil man unter Freunden und Gleichgesinnten einfach mehr Interaktionsmöglichkeiten hat als allein auf weiter Flur. Das Singleplayer-Geballer ist anfangs ganz nett zum Üben, aber dauerhaft kann das Spiel den Einzelkämpfer wegen der geringen inhaltlichen Tiefe und der kurzen Spielzeit - pro Kampagne sind je nach Versiertheit maximal eineinhalb Stunden zum Durchspielen einzurechnen - nicht an sich binden. Zudem sind die computergesteuerten Mitstreiter natürlich niemals so intelligent und anpassungsfähig wie echte Gamer. Die soziale Komponente, die durch Absprachen, eine gemeinsame Taktik und gegenseitige Warnungen im Team zusätzlich den Reiz des Spiels steigert, fehlt im Singleplayer-Modus logischerweise komplett. Ganz anders, wenn mehrere Zocker sich zusammenfinden - dann kann die Story so lahm sein wie sie will, eine Riesengaudi und spannende Action sind durch die vielen Co-op-Elemente vorprogrammiert: Freunde heilen, Verwundete retten, gemeinsam Gebäude stürmen, den brutalen Tank aus allen Rohren unter Feuer nehmen, taktisch geschickt vorgehen und sich einvernehmlich von der verdammt gefährlichen Witch fernhalten - all dies macht "Left 4 Dead" zu einem der besten Multiplayer-Shooter auf dem Markt.
Mit dem umfangreichen Download Content, den Valve im Frühjahr 2009 laut Ankündigung kostenlos an Besitzer des Spiels herausgeben wird, werden neue Maps und eine neue Multiplayer-Spielvariante namens "Survival" ihren Weg in das Game finden.
Zuletzt sollte noch erwähnt werden, dass die deutsche Version des Spiels entschärft ist, was angesichts der derzeitigen Jugendmedienschutzoffensive kaum verwundert. Die Infizierten bleiben in der deutschen Fassung nicht am Boden liegen und verschwinden nach dem Ableben postwendend, eine Ragdoll-Physik fehlt völlig, zudem wurden manche Sequenzen der Videos gekürzt. Blut spritzt trotzdem durch die Gegend und an Häuserwände, und die unter Beschuss geratenden Zombies fliegen realgetreu umher oder sacken einfach in sich zusammen. Das Spiel bleibt also trotz Kürzungen sehr derb und ultragruselig, sodass es auf keinen Fall in die Hände von Kindern oder Jugendlichen gehört - aber das ist bei einer USK 18-Freigabe ohnehin selbstverständlich.
Fazit: Brutaler, actiongeladener und atmosphärischer 3D-Shooter für Erwachsene - im Singleplayer-Modus nur bedingt empfehlenswert, mit mehreren Spielern allerdings eine kurzweilige und verteufelt mitreißende Granate von einem Game.