Die Lindwurmfeste ist dafür bekannt, dass sie der Geburtsort literarisch begabter Lindwürmer ist und so ist auch die Literatur die einzige Wissenschaft, mit der sich ihre Bewohner befassen. Jeder Lindwurm bekommt in jungen Jahren einen Dichtpaten an die Seite gestellt, der seinem Schützling die Feinheiten des Schreibens erläutert und den jungen Geist so formt, dass in seinem Kopf neue geistreiche Ideen entspringen.

Als Danzelot von Silbendrechsler stirbt, nimmt das seinen Schüler Hildegunst von Mythenmetz sehr mit. Wie üblich, erbt er den kompletten Besitz seines Paten, womit er wenigstens finanziell einen kleinen Grundstein für seine eigene Karriere besitzt. Doch Danzelot hat ihm auch ein Geheimnis hinterlassen und Hildegunst aufgetragen, seinen früheren Fehler auszumerzen.

Vor einigen Jahren hatte sich ein hoffnungsfroher Dichter an Danzelot gewandt und ihn um sein Urteil gebeten. Dieser empfahl dem Schriftsteller eine Reise nach Buchhaim, um dort sein Glück zu machen. Allerdings hat Danzelot diese Empfehlung bereut, da er befürchtet, die Verleger könnten dieses junge Talent missbraucht und ausgebeutet haben. Aufgrund der Bitte eines Toten macht sich also Hildegunst auf, einen über alle Maßen begabten Schriftsteller in Buchhaim zu suchen, dessen Namen er nicht kennt.

Doch diese Stadt der Bücher ist anders als alles, was der junge Lindwurm je gesehen hat. Überwältigt von soviel Literatur, vertraut er sich mit seiner Aufgabe den falschen Leuten an. Das Schriftstück des unbekannten Autors scheint einige Personen gar in helle Aufregung zu versetzen und für Hildegunst ist es sein Todesurteil, da er zu tief in den Geheimnissen Buchhaims wühlt. So wird er in die finsteren Katakomben unter die Stadt verschleppt und hier beginnt sein Abenteuer erst.

"Die Stadt der Träumenden Bücher" ist ein fantastischer Roman von Walter Moers, der, wie auch schon seine vorherigen Geschichten, in Zamonien spielt. Durchgängig wird die Geschichte aus dem Blickwinkel des unerfahrenen und vertrauensseligen Lindwurms beschrieben, der in der Stadt voller Bücher sein erstes großes Abenteuer erlebt. Mit vollen Händen greift Moers hier auf sein großes Talent zum Fabulieren zurück und erdichtet für diese Geschichte die seltsamsten Gestalten, aberwitzigsten Geschehnisse und kuriosesten Örtlichkeiten. Ständig vergleicht Hildegunst das, was er sieht, hört und erlebt, mit anderen Ereignissen oder Geschichten, die er gelesen hat. Man merkt, wie viel Freude und Begeisterung des Autors in diesen ausschweifenden Erklärungen und kleinen eingestreuten Anekdoten stecken. Statt dass sie die eigentliche Geschichte bremsen, wirken diese Ausflüge in Nebensächlichkeiten mehr wie prachtvolle Ornamente, die dazu beitragen, die Geschichte noch heller strahlen zu lassen.

Passend dazu gewählt wurde der Sprecher Dirk Bach, dem man eine ganz eigenwillige Art des Lesens bescheinigen kann. Hier passt sie perfekt zu der abstrusen, prachtvollen Geschichte. Es ist nicht lediglich so, dass man die Geschichte von Dirk Bach vorgelesen bekommt. Vielmehr wird die Erzählung inszeniert, vorgespielt, miterlebt. Mal senkt sich die Stimme zu einem leisen Flüstern ab, um dann später in infernalisches Gebrüll zu verfallen, heiser zu stöhnen oder bang sich von Satz zu Satz zu hangeln. Es ist ein wahres Erlebnis, dies mitzubekommen, was den Hörer dafür entschädigt, dass ihm beim Hörbuch das prachtvoll gestaltete Buch nicht gleichzeitig vorliegt.

"Die Stadt der Träumenden Bücher" ist eine wunderbar erzählte Geschichte, die den Hörer mitreißt und gefangen nimmt. Gemeinsam mit Hildegunst von Mythenmetz taucht er in die Welt der Literatur ein und kommt nur schwer wieder davon los. Diese Geschichte ist eine Hommage an die Literatur und dieses Hörbuch ist ein wunderbar gestaltetes Erlebnis, das einen Sprecher verpflichtet hat, der mit vollem Ehrgeiz und Begeisterung die Erzählung lebendig macht.