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Der vorliegende Sammelband enthält eine Auswahl von 32 Kurzgeschichten von Howard Phillips Lovecraft und umfasst fast 800 Seiten. Dieser, 1890 geboren, starb 1937 zu früh und ohne bis dahin die Anerkennung zu bekommen, die ihm zustand. Erst nach seinem Tode wurden seine Geschichten bekannter und beliebter und mittlerweile haben diverse Horror-Autoren eigene Geschichten im Cthulhu-Mythos, Lovecrafts größter Schöpfung, angesiedelt.
Die Geschichten wurden neu übersetzt und sind in dieser Zusammenstellung noch nicht erschienen, es handelt sich aber nicht um Erstveröffentlichungen. Der Umfang besteht teilweise aus wenigen Seiten, aber auch mal über fünfzig. Nur einzelne haben stärker mit dem eigentlichen Cthulhu-Mythos zu tun, überwiegend handelt es sich um Geschichten, die Lovecraft davor und "nebenbei" geschaffen hat und unabhängig voneinander stehen. Gerade diese Geschichten sind eher unbekannt, so dass auch Lovecraft-Fans eventuell noch Neues entdecken können.
Inhalt:
Pickmanns Modell, Die Katzen von Ulthar, Die Musik des Erich Zann, Die Anderen Götter, Cthulhus Ruf, Der boshafte Geistliche, In der Gruft, Die Ratten im Gemäuer, Hypnos, Iranons Suche, Das Weiße Schiff, In den Mauern von Eryx, Kühle Luft, Jenseits der Mauer des Schlafs, Der Alchemist, Das Mond-Moor, Gefangen bei den Pharaonen, Polaris, Vom Jenseits, Der Schreckliche Alte Mann, Das Grab, Der Baum, Das Tier in der Höhle, Das Verderben, das über Sarnath kam, Das Unbeschreibliche, Celephais, Das Grauen von Dunwich, Der Leuchtende Trapezoeder, Die Aussage von Randolph Carter, Der Silberschlüssel, Durch die Tore des Silberschlüssels, Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath
Diese haben wahrscheinlich fast alle Geschichten schon in diversen Taschenbüchern verteilt im Bücherregal, aber hier können sie in einem Band erworben werden. Und das im schönen Hardcover und zu einem erstaunlich niedrigen Preis. Ob die eventuellen Unterschiede der Neu-Übersetzung notwendig waren und überhaupt eine Verbesserung darstellen, ist sicherlich Geschmackssache, auffallen dürften sie eh nur den Experten. Gut lesbar sind die Geschichten jedenfalls.
Aber noch nicht jeder kennt Lovecraft und nicht jeder Fan hat alles von ihm daheim. Eine Liste der enthaltenen Geschichten ist der Rezension angefügt, damit man weiß, welche man mit diesem Band erwerben kann.
Die Auswahl ist im doppelten Sinne gelungen, bietet sie doch eine große Bandbreite von Lovecrafts Schaffen, sogar ein Abenteuer auf der Venus, und dazu noch eine spannende Lektüre. Lovecraft hat nie Splattergeschichten erzählt, in seinen Geschichten gibt es auch keine Kämpfe oder gar Action-Szenen im eigentlichen Sinne. Sein Horror dringt bis in die Tiefen der menschlichen Seele und verunsichert den Leser. Es gibt keine strahlenden Helden, bei Lovecraft steht der Mensch einem unfassbaren Horror gegenüber, den er höchstens kurzzeitig aufhalten kann, in der Regel verliert der Protagonist aber Leben, Verstand oder beides.
Und wer sich auf den Cthulhu-Mythos einlässt wird mit einem wirklichen Schrecken belohnt, der Erkenntnis, dass die Menschheit nur ein kleiner Klecks im Universum ist und ganz andere Mächte die Herrschaft ausüben. Derart konsequent in dieser Auslegung war nur Lovecraft, viele andere, die den Cthulhu-Mythos als Inspiration für eigene Geschichten nutzten, wollten ihren Leser nicht das ganze Grauen zumuten.
Nicht alle Geschichten vermögen natürlich gleichermaßen zu begeistern. Aber wer Lovecraft (besser) kennen lernen möchte, kann bei diesem Umfang zu diesem Preis einfach nichts verkehrt machen. Wer die Geschichten schon hat, der muss entscheiden, ob ihm die Bündelung und das Hardcover das Geld wert sind - mir auf alle Fälle.
Einen 800-Seiten-Wälzer mit Kurzgeschichten in der Hand zu halten ist zwar etwas ungewohnt, aber daran gewöhnt man sich schnell, in die Jackentasche passt das Buch natürlich nicht. Das Cover ist dezent, aber passend aufgemacht. Das Schriftbild ist, gegeben durch den Umfang, etwas klein geraten, aber erträglich. Das Vorwort stammt von Hans Joachim Alpers und ist eine gute Einführung in das Leben Lovecrafts, wobei auch teilweise etwas zu den einzelnen Geschichten gesagt wird. Letzteres teilweise für mich persönlich etwas zu weitgehend, bei einer oder zwei Geschichten hätte ich es nicht vorher lesen wollen, sondern nachher. Die Übersetzung stammt von Florian F. Marzin, dessen deutsche Texte sehr gut lesbar sind.