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Eine alleinstehende Frau wird in ihrer Wohnung brutal ermordet, mit insgesamt achtzehn Messerstichen geradezu abgeschlachtet. Niemand aus der Nachbarschaft hat etwas gehört oder gesehen, so als ob das Opfer sich nicht gewehrt hätte. Der Täter ist vermeintlich schnell gefunden: Die vierzehnjährige Ljussja behauptet steif und fest, ihre Tante Lilja ermordet zu haben. Doch das Mädchen ist anscheinend geistig zurückgeblieben, kann zum Tathergang nichts sagen und es deuten alle Anzeichen darauf hin, dass sie von jemandem überredet wurde, die Schuld auf sich zu nehmen. Und wer ist die geheimnisvolle "Mama Isa", von der Ljussja immer wieder erzählt?
Der Fall wird noch verworrener, als eine Obdachlose berichtet, sie hätte vor dem Haus zur Tatzeit den leibhaftigen Teufel erblickt. Trug der Täter ein abschreckendes Kostüm und eine Maske? Ilja Borodin, Kommissar bei der Miliz in Moskau, sieht sich einem komplizierten Fall gegenüber. Die Spuren führen in verschiedene Richtungen. Eine von ihnen deutet auf Oleg hin, den drogensüchtigen Chefredakteur eines Szeneblattes aus reicher Familie, der anscheinend mit Ljussja und Lilja in Kontakt stand ...
Polina Daschkowa gilt in Russland als Star unter den Autoren von spannenden Krimis und Thrillern; sie ist äußerst populär und hat bereits mehr als 40 Millionen Bücher verkauft. "Das Haus der bösen Mädchen" beginnt spannend und vielversprechend. Die Handlung fächert sich bald auf in eine Vielzahl von Szenen, Motiven, Handlungssträngen; bisweilen fällt es dem Leser etwas schwer, am Ball zu bleiben, was auch an den vielen unterschiedlichen Personen mit russischen Namen liegen mag, die hier auftreten, und an den raschen und häufigen Wechseln in der Handlung.
Die Themen, die Daschkowa einbringt und zu einer Krimigeschichte vermischt, sind zwar einerseits ein wenig zu viel des Guten - Drogensucht, satanische Rituale und teuflische nächtliche Messen, ein obskures Waisenhaus, ein sadistischer Mörder, ein alternder Gangsterboss, Selbstmord und Mord, Lüge, Liebe und Verrat -, aber andererseits gelingt der Autorin das Kunststück, diese Aspekte so miteinander zu verweben, dass sie doch irgendwie Sinn ergeben und nicht allzu reißerisch wirken. Schon allein die familiären Leichen, die hier viele der Handelnden im Keller haben, hätten für einen eigenen Roman ausgereicht. Insgesamt finden sich hier zwar die typischen Dinge, die man in einem russischen Krimi erwarten würde - korrupte Polizeibeamte, kriminelle Vereinigungen, Prostitution und so weiter -, aber die Klischees werden nicht über Gebühr strapaziert, es bleibt spannend und rutscht nicht zu sehr ins Reißerische ab.
Für Thrillerfans bietet die russische Autorin Polina Daschkowa definitiv Abwechslung vom üblichen Krimi-Einheitsbrei. "Das Haus der bösen Mädchen" ist eine spannende Geschichte, die im Russland der heutigen Zeit spielt und gerade für westliche Leser einige interessante Einblicke in die russische Gesellschaft und die viel zitierte russische Seele bietet. An den Roman schließt sich noch ein kurzes, aber interessantes Interview mit der Autorin an, in dem sie berichtet, wie sie zum Schreiben kam.