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Als "Silent Hill: Homecoming" Ende September letzten Jahres in Asien und den USA erschien, durchlebte es seitens der Kritik einen regelrechten Spießrutenlauf. Unter Fans bestand somit Grund zur Annahme, der neue Teil würde sich am Debakel "Silent Hill 4: The Room" orientieren, das zwar eine tolle Horror-Atmosphäre hatte, spielerisch jedoch unter seinen zahlreichen Makeln zusammenbrach. Nachdem das Spiel nun endlich auch in Europa erhältlich ist, stellt sich diese Befürchtung glücklicherweise als unbegründet heraus - teilweise zumindest.
Etwas hat "Homecoming" von "The Room" übernommen: Die dramaturgische Verbindung der Handlung zu Silent Hill ist anfangs nicht offensichtlich. Erzählt wird von dem Soldaten Alex Shephard, der im Gefecht verwundet, daraufhin aus dem aktiven Dienst entlassen wurde und in seine Heimat, die florierende Kleinstadt Shephard?s Glen, zurückkehrte. Bei seiner Ankunft musste er jedoch feststellen, dass sich einiges verändert hat. Die Stadt ist heruntergekommen, die Straßen wie ausgestorben. Bei sich zuhause findet er seine Mutter verlassen vor, die völlig geistesabwesend zu sein scheint. Er erfährt, dass in Shephard?s Glen seit einigen Wochen täglich Menschen verschwinden - unter den Vermissten auch Alex? Vater und sein Bruder, Josh. Auch wollen Einwohner seltsame Kreaturen im Nebel gesehen haben ...
"Silent Hill: Homecoming" wurde, wie schon das Spin-off "Origins", nicht von Team Silent entwickelt, sondern an den amerikanischen Entwickler Double Helix Games übergeben, der seinem Werk einen deutlichen Stempel aufdrückte. Dies wird bereits bei der Geschichte deutlich: Zwar bietet diese immer noch herrlich unvorhersehbare Wendungen und genug Mystery-Thrill, um den Spieler bei der Stange zu halten, doch ist sie wesentlich weniger tiefgründig und subtil, als die eines "Silent Hill 2". Das gleiche gilt für den Horrorfaktor des Titels.
"Homecoming" leidet nämlich an einer abgeschwächten Form des "Resident Evil 4"-Syndroms und tauscht Rätsel und Horror gegen Monsterscharen und einen stärkeren Fokus auf Action. Die Änderungen fallen vor allem bei den Rätseln auf: Diese sind dermaßen einfach, dass sie ein Kleinkind problemlos meistern könnte, weshalb sich Adventure-Cracks von "Homecoming" vermutlich unterfordert fühlen. Wirft einem das Spiel die Lösung nicht direkt vor die Nase, kommt man meist rasch dahinter, wenn man sich in der First Person-Ansicht umsieht und ein wenig kombiniert. Mehr Mühe gab sich der neue Entwickler beim völlig überarbeiteten Kampfsystem.
Unglaublich, aber wahr: Die direkte Konfrontation mit dem Feind kann auch in einem Survival Horror-Spiel Spaß machen! Im Gegensatz zu allen vorherigen Protagonisten der Reihe ist Alex kein unbedarfter Zivilist, sondern ein trainierter Soldat, weshalb er mit den meisten Monstern - sobald man das veränderte Kampfsystem verinnerlicht hat - kurzen Prozess macht. Auch kann Alex, hat er eine der bizarren Kreaturen, welche die trostlose Spielwelt durchstreifen, ausreichend geschwächt, dieser mit einem blutigen Finisher den Garaus machen. In diesem Sinne darf kräftig zugelangt werden, jedenfalls wenn man schwächeren Feinden gegenüber steht. Bei härteren Brocken lässt man lieber die Feuerwaffe sprechen. Von eben diesen gibt es allerdings nicht viele und für die vorhandenen lässt sich nur sehr, sehr begrenzt Munition mitnehmen. In Anbetracht des flüssigen Nahkampfsystems ist der Einsatz von Schusswaffen aber höchst selten erforderlich, sodass sie für die gigantischen Bossgegner aufgespart werden können.
Das schwerwiegendste Problem der Neuorientierung von "Homecoming" ist, wie bereits angedeutet, der Horrorfaktor. In der Vergangenheit tat sich "Silent Hill" im Survival Horror-Einheitsbrei der "Resident Evil"-Klone dadurch hervor, dass weniger Geisterbahn- und mehr Psycho-Horror das Gameplay prägte. Die meisten Zeit über passierte in den klassischen "Silent Hill"-Titeln absolut nichts. Das rauschende Taschenradio, das auch in "Homecoming" wieder dabei ist, signalisierte zwar regelmäßig die Präsenz von Monstern, wirklich überraschend wurde man allerdings kaum attackiert - es war die Vorstellung, was in den Nebelschwaden beziehungsweise der Dunkelheit lauern könnte, die den Spannungsbogen konstant hoch hielt. Ebenso unvorhersehbar waren die Monstertypen - "Silent Hill" zeichnete sich stets durch äußerst makaberes Gegnerdesign aus, das von Teil zu Teil variierte, da prinzipiell die Ängste oder Sehnsüchte der Protagonisten für die deformierten Wesen Modell standen. Der Horror von Silent Hill spielte sich weniger auf dem Bildschirm als in den Köpfen der Spieler ab, was die Reihe in ihrem Genre einzigartig machte. Diese Besonderheit wurde geopfert, um der erfolgreichen Konkurrenz aus dem Hause Capcom nachzueifern. Das Ergebnis fällt besser als erwartet aus, besitzt aber eben nicht den Charme der Vorgänger.
Zusätzlich ist "Homecoming" ungewohnt brutal. Offenbar entschied man, subtilen Horror durch Blut zu ersetzen - was Grund genug für die USK war, der Originalversion des Spiels die Kennzeichnung zu verweigern, weshalb Konami die deutsche Version um einige besonders explizite Szenen erleichterte. Der erhöhte Gewaltfaktor hinterlässt einen komischen Beigeschmack, denn eigentlich bräuchte sich ein Titel mit dem Kaliber eines "Silent Hill" keiner solch billigen Praktiken bedienen, um zu polarisieren - sollte man meinen.
Die technische Präsentation von "Homecoming" ist durchwachsen. Die Grafik ist in Ordnung, leider zieren häufig Clipping-Fehler die Level und in Anbetracht dessen, dass es meist wahlweise nebelig oder dunkel ist, hätte grafisch viel mehr geboten werden müssen. Die Figuren und Umgebungen sind nett animiert, wirken letztlich allerdings zu wenig plastisch, dafür fehlen die Details. Eine ziemliche Enttäuschung sind die Lichteffekte, eine der großen grafischen Stärken der Vorgänger. Sie sind nicht kräftig genug und wirken nicht sehr realistisch. Ein wahres Highlight stellt hingegen der einmal mehr aus der Feder von Akira Yamaoka stammende Soundtrack dar, der es schafft, einiges vom klassischen "Silent Hill"-Spielgefühl wieder aufleben zu lassen.
Fazit: "Silent Hill: Homecoming" ist keinesfalls so misslungen, wie es von der Fachpresse dargestellt wird. Double Helix Games schufen ein solides Horror-Adventure mit zahlreichen Anleihen an Konkurrenten wie "Alone in the Dark", "Dead Space" und, natürlich, "Resident Evil 4". Leider blieb der neue Entwickler dem Credo der Saga nicht allzu treu, weshalb die Atmosphäre von "Homecoming" zwar überzeugend, mit jener seiner Vorgänger aber nicht vergleichbar ist. Ein Titel, den man spielen kann, in Anbetracht von Alternativen wie dem eben erwähnten "Dead Space" aber nicht gespielt haben muss, sofern man kein Fan der Franchise ist.