Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
"Die Steine des Gorr" ist der erste Band der geplanten Trilogie "Der Himmel aus Bronze", die von der deutschen Autorin Viola Alvarez stammt. Die Mischung aus Historienroman und Fantasylektüre erschien im Herbst 2008 bei Lübbe. Band zwei und drei sollen 2009 und 2010 folgen.
Alvarez entführt den Leser in eine Zeit, die nicht allzu oft als Schauplatz eines historischen Romans gewählt wird. Es geht in die Bronzezeit, knapp zwei Jahrtausende vor Christi Geburt. Der sechzehnjährige Hayso lebt bei Tante und Onkel in einem kleinen Dorf in den Wäldern des Gorr, seine Eltern hat er nie kennengelernt. Dadurch ist seine Stellung im Dorf ebenso schwach wie durch seine Kurzsichtigkeit und seinen Hang zum Jammern und Klagen. Obwohl er das entsprechende Alter bereits erreicht hat, ist es ihm nicht einmal erlaubt, im Haus der Junggesellen zu schlafen.
Doch alles soll sich für Hayso ändern, als eines Tages fünfzehn fremde Krieger vor dem Tor des Dorfes gefunden werden. Allen wurden die Augen entfernt, aber offenbar starben sie nicht durch fremde Hand. Rinn, der rücksichtslose Anführer des Dorfes, scheint sehr beunruhigt und schickt Hayso los, Wasser von der Quelle bei den Steinen, einer ganz besonderen Stätte, zu holen. Tatsächlich gelingt dem halb blinden Jungen diese fast unmögliche Aufgabe, doch niemand glaubt ihm: Alle halten ihn für einen Lügner.
Hayso entkommt, bevor Rinn die Todesstrafe an ihm vollziehen kann, und flieht zurück zu den Steinen. Dort trifft er auf zwei Fremde, die etwas Besonderes in dem Jungen zu sehen glauben, denn sie nehmen ihn mit zu ihrer Siedlung. Und dort erfährt Hayso Unglaubliches
446 Seiten umfasst der erste Band der "Der Himmel aus Bronze"-Trilogie. Schon vor dem Lesen kann der Roman optisch punkten: Die Hardcover-Bindung ist edel gebunden, der Umschlag mit weichen Farben und schlicht, aber ansprechend gestaltet. Doch die relevanten Stärken des Romans liegen definitiv in seinem Inhalt.
Eine Mischung aus Phantastik und Historie kann schnell unglaubwürdig oder Effekt heischend geraten. In "Die Steine des Gorr" ist dies zum Glück nicht der Fall. Die phantastischen Elemente des Romans sind dezent eingebaut, machen aber dennoch einen wichtigen Bestandteil aus. Im Vordergrund stehen keine Drachen, Elfen und Trolle, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, die sich in einer gefährlichen Welt und einer fernen Vergangenheit gegen dunkle Kräfte behaupten müssen. Daneben eröffnet sich dem Leser eine längst vergessene Zeit; geschickt verknüpft Alvarez real existierende Elemente wie die Himmelsscheibe von Nebra mit ihrer phantastischen Welt, in der es um Ehre und Wahrhaftigkeit, um Freundschaft und Treue geht.
Obwohl der Junge Hayso zu Beginn noch weinerlich und unglücklich über sein Leben ist, wächst er einem schnell ans Herz, teilt er sich dem Leser als Ich-Erzähler doch immer wieder über sein Seelenleben mit und erzählt nicht nur von den Geschehnissen. Auch die übrigen Charaktere des Romans sind glaubwürdig gezeichnet und keine bloßen Abziehbilder, die bestimmte Funktionen zu erfüllen haben. Die Handlung selbst ist klassische Fantasy in bekannter Form und erhält erst durch die historischen Elemente eine gewisse Eigenständigkeit.
Mit "Die Steine des Gorr" ist Viola Alvarez ein ansprechender Romanauftakt zu ihrer Trilogie "Der Himmel aus Bronze" gelungen, der mit glaubwürdigen Charakteren und einer schönen Verbindung von Phantastik und Historie aufwartet. Fans einer solchen Kombination sollten einen Blick riskieren.