Markby ist deprimiert. Er hat den Mord an einer Drogenabhängigen am Hals, der irgendwie keine einzige vernünftige Spur aufweist. Und nun auch noch das: Während Markby mit einem alten Freund einen Landspaziergang macht und über die Zersiedlung klagt, findet der Baggerführer, den sie gerade von einer Erhebung aus beobachten, eine Leiche. In einer der Baugruben der gerade entstehenden Neubausiedlung liegt ein nackter Mann. Dumm nur, dass niemand den Toten kennt und auch eine anstrengende Ermittlungswoche keinerlei Spuren ergibt.
Der einzige Lichtblick für Markby ist das Eintreffen von Meredith Mitchell. Er hat sie gebeten auf das Haus seiner Schwester aufzupassen, da er selber trotz des hochheiligen Versprechens, sich darum zu kümmern, keine Zeit hat. Wider Erwarten sagt Meredith begeistert zu, für eine Woche das triste London zu verlassen. Prompt hilft sie Markby durch eine Idee weiter. Und auch sonst mischt sie sich mit Feuereifer in die Ermittlungen ein. Allein ein Motiv ist nicht in Sicht und niemand der Bauern der Gegend scheint etwas zu verbergen zu haben.
Erst als Markbys Chef eine Mitteilung erhält, wer der Tote sein könnte, kommt Bewegung in den Fall. Dumm nur, dass Markby ein Ermittler von Scotland Yard an die Seite gestellt wird, der sich wie ein Elefant im Porzellanladen benimmt und mehr als einen der Einheimischen verärgert.

Wer die Kriminalromane von Ann Granger liebt, erwartet keinen hochspannenden Thriller, keine bestialisch zugerichteten Leichen und wenig Action. Allenfalls ein oder zwei Tote, ein wenig Spannung, eine mehr oder weniger kurzweilige Tätersuche und viel, sehr viel Lokalkolorit. Hier macht "Warte, bald ruhest auch du", der dritte Roman, der die schwierige Beziehung zwischen Alan Markby und Meredith Mitchell zum Gegenstand hat und ganz nebenbei einen Mord aufklärt, keine Ausnahme.

Selbst wenn die Hörbuch-Version gekürzt wurde und einiges an Atmosphäre einbüßt, geht es kaum um Mord und die Suche nach dem Täter. Viel mehr geht es um Menschen, um Mitchell und Markby und viele weitere Personen, die eingehend, geruhsam und mit viel Gespür für Psychologie charakterisiert werden. Es entsteht fast ein Landschaftsgemälde vor dem inneren Auge des Hörers, das bis ins kleinste Detail stimmig ist.
Dank Eva Michaelis und ihrer beherzten Art den Stimmungen der Menschen, um die es da geht, Gehör zu verschaffen, macht es durchweg Spaß, sich diesen Krimi anzuhören. Sie liest mit Verve, vielen Stimmvariationen und einer inneren Anteilnahme, die die Menschen regelrecht lebendig werden lässt. Und auch wenn der eigentliche Krimi kaum der Rede wert ist und eher ein müdes Gähnen hervorruft, enttäuscht "Warte, bald ruhest auch du" keinesfalls. Allerdings nur, wenn man eben nicht die oben geschilderten Erwartungen an dieses Hörbuch hegt.

Der gewichtigste Kritikpunkt an dieser Produktion ist die gekürzte Fassung, die hier zum Besten gegeben wird. Es fehlt vieles und nicht immer werden alle Zusammenhänge so deutlich, wie es sein müsste. Vor allem der eingangs geschehene Mord an der Drogenabhängigen wird im späteren Verlauf schlicht vergessen. Es gibt keine Auflösung in dieser Hinsicht und nicht einen einzigen Satz, der dem Hörer als Hinweis dienen könnte.

Ansonsten aber ist "Warte, bald ruhest auch du" ein nette, gelungene Geschichte. Zwar ist die Papphülle alles andere als ein perfekter Aufenthaltsort für die vier CDs, doch überzeugen Layout und Preis dafür um so mehr. Wer die ersten beiden Geschichten um Mitchell & Markby gelesen oder gehört hat, muss einfach zugreifen. Als Einstieg eignet sich dieses Hörbuch jedoch nur bedingt, denn die Feinheiten der Beziehung zwischen der Außenamtsmitarbeiterin und dem Kriminalbeamten sind dem Einsteiger kaum verständlich und wirken leicht aufgesetzt. Wer aber den Nuancen dieser Beziehung von Anfang an lauscht, wird glücklich sein über die eine oder die andere Andeutung in diesem dritten Fall und wie es weitergehen wird zwischen den beiden.