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In "Soviet Assault" geht der Wunsch vieler Fans in Erfüllung, ihre Gier nach Macht endlich auch als Kommandant der Roten Armee stillen zu können. Mit einiger Verspätung wird "World in Conflict", der Echtzeitstrategie-Überraschungshit des Jahres 2007, um einige Kapitel erweitert - leider nur hinsichtlich der Story.
"World in Conflict" zeigt, was hätte geschehen können, wäre aus dem Kalten Krieg ein heißer Konflikt und damit die damalige Schreckensvision der Menschen rund um den Globus Realität geworden. Nachdem die sowjetische Wirtschaft unter dem Wettrüsten zusammengebrochen ist, verhandelt der Kreml mit dem Westen - erfolglos. Im Unterschied zur historischen Wirklichkeit wird daraufhin allerdings entschieden, einen rücksichtslosen Eroberungskrieg zu führen, um den Fortbestand der UdSSR zu gewährleisten. Der Brennpunkt ist - wie könnte es anders sein - Deutschland. Als russische Panzer über die Trümmer der Berliner Mauer hinwegrollen und in Westberlin die Flagge der DDR gehisst wird, ist klar, dass die NATO, vor allem aber die Vereinigten Staaten, auf diese Provokation reagieren muss.
Nichts ahnend engagieren sich die USA daher im kriegsgebeutelten Europa - während die Sowjets Truppen und Kriegsgerät an Bord ziviler Containerschiffe nach Seattle überführen. Vier Monate nach Beginn der Invasion haben die Roten gut ein Drittel der Vereinigten Staaten erobert - Zeit zu handeln.
Das Spiel legt in erster Linie viel Wert auf Realismus: Alle Einheiten und Waffen entsprechen dem tatsächlichen Standard aller drei Fraktionen (NATO, USA, Sowjets) Ende der achtziger Jahre. Dies ist aber nicht der einzige Faktor, durch den die Atmosphäre von "World in Conflict" authentisch wird. Zahlreiche toll inszenierte Zwischensequenzen erzählen die fiktive Geschichte des Dritten Weltkriegs - diese bestehen entweder aus gezeichneten Standbildern oder werden mit der Grafik-Engine des Spiels dargestellt - letzteres ist keineswegs ein Nachteil.
Die Grafik-Engine von "World in Conflict" ist nämlich selbst über ein Jahre nach ihrem Debüt noch ein absoluter Hingucker. Der stufenlose Zoom und die frei bewegliche Kamera bieten, komplett ohne Tearing oder Ruckler, Aussicht auf eine der schönsten Landschaften, seit es Echtzeitstrategie gibt: Hübsch animierte Waldstücke, Städte und Gewässer, deren Wirkung mit in Echtzeit berechneten Lichteffekten noch unterstrichen wird, lenken die Aufmerksamkeit ebenso auf sich wie das eigentliche Schlachtgetümmel
Gegenüber anderen Vertretern des Genres gibt es in "World in Conflict" keinen Basenbau. In jeder Mission werden dem Spieler begrenzte Ressourcen in Form von Verstärkungs- und Unterstützungspunkten zugeteilt, mit denen man auskommen muss, während strategisch wichtige Punkte der Karte eingenommen und dadurch neue Abwurfzonen für Nachschub erschlossen werden, was den Feind zurückdrängt. Mit Verstärkungspunkten lassen sich zusätzliche Einheiten einfliegen - vorausgesetzt, es befindet sich mindestens eine Abwurfzone in Spielerhand, das Wetter spielt mit und der Feind hat den Luftraum nicht okkupiert. Jede Einheit hat einen bestimmten Preis. Wird sie im Kampf zerstört, werden Punkte in Höhe ihres Preises - stückchenweise - wieder dem eigenen Konto gutgeschrieben, damit weiterer Nachschub angefordert werden kann. Sollte das gegnerische Heer zu stark sein, können dessen Ränge mittels taktischer Unterstützung, die man mit Unterstützungspunkten hinzuziehen kann, dezimiert werden. Hinter der kryptischen Bezeichnung verbergen sich Massenvernichtungswaffen wie Napalm-Teppiche, leichte bis schwere Artillerie-Bombardements, taktische Bomberangriffe oder gar Nuklearwaffen, die enormen Schaden anrichten und, sofern klug eingesetzt, das Blatt zugunsten des Nutzers wenden können.
Planung ist in "World in Conflict" das Wichtigste. Ist es in vielen RTS-Titeln üblich, den Feind einfach durch zahlenmäßige Überlegenheit zu erdrücken, gilt es nun, die begrenzten Ressourcen so effizient wie möglich anzulegen, um am Ende als Sieger dazustehen - nicht nur in der Kampagne, auch im Multiplayer-Modus. Dieser kann als klare Stärke des Spiels angesehen werden. Er spielt sich überraschend flüssig und macht vor allem in Matches mit zahlreichen Mitspielern Spaß. Wie in der Kampagne müssen Kommandopunkte auf der Karte eingenommen werden - welche, wird vom Spielmodus vorgegeben. Obwohl sich die verfügbaren Modi (Domination, Assault, Thug of War) inhaltlich kaum unterscheiden, unterhalten sie dank der vielfältigen taktischen Möglichkeiten lange.
So gut "World in Conflict" auch ist, es hat seine Schwächen. Die Kamera mag, mitsamt all ihrer Freiheiten, eine gute Sache sein, allerdings sind die Schlachtfelder ziemlich groß und aufgrund dessen, dass man nur sehr begrenzt aus dem Geschehen herauszoomen kann, verliert man durch das permanente Justieren der Perspektive schnell den Überblick. Die Mini-Map hilft dabei kaum, da sie sich nicht der Kameraposition entsprechend mitdreht. Dadurch kann es passieren, dass man auf der Mini-Map zwar ein Gebiet auswählt, aber mit der Kamera in die falsche Richtung schaut und kurzzeitig desorientiert ist - was einen im Kampf bereits Einheiten oder gar den Sieg kosten kann. Diese Mankos, unter denen bereits das Hauptspiel litt, wurden leider im Add-on nicht behoben.
Ein weiteres Problem ist die sowjetische Singleplayer-Kampagne: Diese ist relativ schnell durchgespielt und bietet, außer etwas zusätzlicher Story, kaum Neues. Die Einheiten der Sowjets ähneln ihrem US- beziehungsweise NATO-Pendant so stark, dass Unterschiede mit der Lupe gesucht werden müssen. Lästig ist, dass die Sowjet-Kampagne in die der USA beziehungsweise NATO eingeflochten wurde - alle paar Missionen findet ein Fraktionswechsel statt, was einen komischen Nachgeschmack hinterlässt, da es sich ein wenig so anfühlt, als würde man gegen sich selbst Schach spielen. Der Hauptkritikpunkt daran ist aber, dass der Spieler, will er die neuen Aufträge von "Soviet Assault" sehen, automatisch auch die alte Kampagne durchleben muss - ein Affront gegen Käufer des Hauptspiels, von denen diese gegebenenfalls bereits mehrmals beendet wurde. Zusätzlich entsteht dadurch der Eindruck, die Spielzeit würde künstlich gestreckt - was durchaus auch so ist. Eine Erweiterung hinsichtlich des Multiplayer-Modus ist quasi nicht existent - ein weiteres dickes Minus.
"World in Conflict: Soviet Assault" hält den Qualitätslevel des Hauptspiels - was daran liegt, dass es nichts anders macht. Das Spielprinzip hat sich nicht geändert, die Einheiten der Sowjets sind bloße Kopien ihrer amerikanischen Gegenparts. Zusätzlich wurden Schwächen des Originals nicht ausgemerzt, sondern übernommen, was bei diesem sonst sehr guten Strategiespiel wirklich schade ist. Der niedrige Preis ist allerdings auf jeden Fall ein gutes Kaufargument für alle Hobbystrategen, denen" Tom Clancys EndWar" zu oberflächlich und "Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 - Der Aufstand" zu monoton ist.