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 Die Braut des Bischofs


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


In das Köln des 11. Jahrhunderts entführt uns Autor Albrecht Gralle mit seinem Roman "Die Braut des Bischofs":
Fiona macht sich große Sorgen um eine besondere Gabe, die sie hat. Manchmal kann die junge Frau die Gedanken anderer Menschen in ihrem Kopf hören. Verstört sucht sie einen Rabbi auf, um ihn um Rat zu bitten und in Erfahrung zu bringen, ob diese Gabe ein Gottesgeschenk ist - oder etwas Schlimmes. Bei einer großen Versammlung bringt Fionas besondere Fähigkeit sie auch gleich in Schwierigkeiten. Ein Prediger hält vor den Kölner Bürgern eine flammende Rede und schürt Hass auf die jüdische Bevölkerung. Fiona vernimmt seine Gedanken in ihrem Kopf und erkennt, dass der Mann ein Scharlatan ist. Unbedarft tut das Mädchen dies auch laut kund, was die Aufmerksamkeit auf sie lenkt. Doch die Probleme, die sich daraus ergeben, treten erst einmal zurück, denn Köln wird erschüttert durch eine furchtbare Tat: Im Dom wird ein Mönch erschlagen, und, was viel schlimmer ist, der Stab des Petrus, eine Reliquie von unschätzbarem Wert, wird entwendet.
Der Erzbischof beauftragt den Mönch Egwin, der von der Insel Angelland kommt, mit den Nachforschungen. Und tatsächlich kommt der neugierige Engländer nach und nach einer Verschwörung die Spur. Bald schon taucht eine weitere Leiche auf, und alles wird noch verwirrender ...

Die Ideen, die der Autor in seinem historischen Roman unter einen Hut zu bringen versucht, sind eigentlich alle recht gut und stellenweise auch sehr originell - leider krankt das Buch aber auch an der Vielzahl unterschiedlicher Handlungsstränge, von denen nicht jeder gleichermaßen gut ausgearbeitet ist. Die Titel gebende "Braut des Bischofs", nämlich Fiona, steht weit weniger im Mittelpunkt der Handlung, als man vermuten würde; hier ist auch der Klappentext ziemlich irreführend. Zwar tritt ihre Gabe mehrmals in Erscheinung, doch dies treibt die Handlung nicht wirklich voran.
Eigentlicher Star des Romans ist nämlich Egwin, der mit dem Gespür eines wahren Meisterdetektivs den Fall um die verschwundene Reliquie und den Toten im Dom aufzuklären versucht. Der sympathische, ziemlich eitle Engländer, der immer wieder mit der Grammatik kämpft, ist die am besten ausgearbeitete Figur des Buches, die auch wirklich überzeugt. Man fühlt sich stellenweise fast ein wenig an William von Baskerville erinnert, den unkonventionellen und hartnäckigen Franziskaner aus "Der Name der Rose". Demgegenüber bleibt Fiona ziemlich blass und unentschlossen - manchmal tritt sie forsch auf, etwa wenn sie von ihrem Verlobten unglaublicher Weise einen Kuss einfordert -, an anderer Stelle wägt sie ab, ob sie sich dem Mann, der sie vergewaltigt hat, nicht doch hingeben soll. Insgesamt ergibt sich so ein durchmischtes Bild, so ganz überzeugen kann Fiona aber nicht.

Zwei weitere Handlungsstränge der Geschichte drehen sich darum, dass Fionas Verlobter die Verlobung löst, weil er eine geistliche Laufbahn einschlagen will - daher auch der Titel des Romans - und um das Judenpogrom in Köln, das im Zusammenhang mit dem Kreuzzug im 11. Jahrhundert stattfand.
Jedes dieser vier Elemente - Fionas Gabe, Fionas Konflikt mit ihrem Verlobten, die Judenverfolgung und der Diebstahl der heiligen Reliquie - hätte fast für einen eigenen Roman ausgereicht. So aber springt der Autor recht schnell zwischen den einzelnen Elementen hin und her, ohne sie aber alle ausreichend zu vertiefen. Am reizvollsten sind die Ermittlungen Egwins, doch gerade das Ende dieses Handlungsstrangs wirkt abgehoben und ist enttäuschend für den Leser, löst sich doch alles in seiner ziemlich hanebüchenen Erklärung auf. Auch sprachlich wirkt das Buch nicht immer rund. Sätze wie "Er starrte Fiona wortlos an und erklärte umständlich..." lassen den Leser schmunzeln, und vieles wirkt etwas aufgesetzt, etwa die Tatsache, dass der Autor die historischen Namen von Städten und Flüssen - etwa Rhin (Rhein), Mosella (Mosel), Coln (Köln), Megunze (Mainz) - zu jeder sich bietenden Gelegenheit anwendet, so dass es etwas überstrapaziert wird.
Insgesamt ist dieser historische Roman mit seinen Krimizügen durchaus interessant und lesenswert, er hat jedoch auch einige Schwächen. Daher eine durchschnittliche Wertung - hier hätte man noch mehr draus machen können!

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2009 | ISBN: 9783746624624 | Preis: 8,95 Euro | 416 Seiten | Sprache: Deutsch

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