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Alim ist Kastenloser im Reich von Jesameth, des Großen Propheten, der den Ozean überquerte, den Göttern zum Wohle der Menschheit trotzte und heute mit ihnen im Paradies weilt. Seinen Lebensunterhalt verdient der Vater einer vierjährigen Tochter als Gerber, der Lederwaren aus den Überresten von Killersirenen herstellt, die er von den heiligen Stränden entfernen muss. Während Alim hart arbeitet, gerät seine unbedarfte Tochter Bul mit Kommissar Janissaire, dem grausamen Glaubenswächter ihrer Stadt, in einen Konflikt nach dem anderen. Am Tag der Feierlichkeiten zu Jesameths heiliger Abreise ist es ein Drachen, den die kleine Bul am Strand steigen lässt, der den Zorn des Kommissars auf sich zieht - mit ungeahnten Konsequenzen für alle.
Als kleine Lektion wird Alim kurz vor Beginn der Festlichkeiten auserkoren, eine am Strand verendete Killersirene zu entsorgen. In deren Magen macht Bul eine unglaubliche Entdeckung: Sie findet eine Rüstung und ein Schwert - und beide sehen genau so aus wie die Darstellungen von Jesameth. Könnte der Prophet etwa gar nicht zu den Göttern gelangt sein?
Eine gefährliche Entdeckung, die Alims Leben von Grund auf ändern wird.
"Das Geheimnis des Wassers" ist der erste Band von "Alim der Gerber" aus der Feder von Wilfrid Lupano und Virginie Augustine. Die Welt, die die beiden erschaffen haben, ist eine besonders prachtvolle. Viel Indien, etwas Orient und ein klein wenig Asien treffen auf die fantasievolle Gesellschaft voll von Killersirenen und blutrünstigen religiösen Ritualen.
Die Mischung der Kulturen ist dabei besonders gut gelungen. Man erkennt vieles wieder, seien es die Kleidung der Menschen oder die Gesellschaftsstrukturen - und doch schafft Lupano eine eigene Welt, die man nicht vollständig einem Land zuordnen kann.
Die Handlung selbst um einen Mann, der zufällig auf eine Tatsache stößt, die nicht mit den religiösen Dogmen einhergeht, ist sicher nicht neu, wird aber im ersten Band gut eingeführt und spannend erzählt, auch wenn hier vor allem die Gesellschaft vorgestellt und die Personen eingeführt werden.
Auch diese sind dem Autor gut gelungen. Alim ist ein sympathischer, fürsorglicher Vater, seine Tochter Bul manchmal etwas sorglos und vorlaut, aber was soll man von einem fröhlichen Kleinkind auch anderes erwarten? Alims Schwiegervater wiederum ist ein gewitzter, herzlicher alter Mann, dem nur das Wohl seiner Familie am Herzen liegt. Sie alle drei geraten unbeabsichtigt in die Fänge der Mächtigen und es bleibt spannend, welches Schicksal ihnen noch bevorsteht.
Die Zeichnungen von Virginie Augustine tragen die Handlung hervorragend, sind voller Details und führen von der ersten Seite an in diese fremde und doch gleichzeitig vertraute Welt ein. Die Detailtreue bei Kleidung und Gebäuden muss dabei besonders hervorgehoben werden, aber auch die Charakterzeichnungen sind gelungen und nicht zu verspielt. Die Farbgebung, für die Augustine zusammen mit Geneviève Penloup verantwortlich war, fängt ausgezeichnet die verschiedenen Tageszeiten und Lichtverhältnisse ein und taucht die Welt ansonsten in Pastellfarben, die gut zur Umgebung passen.
Mit "Alim der Gerber" ist ein kleines Juwel im Splitter Verlag erschienen. Eine fantasievolle Geschichte über das Schicksal und religiöse Dogmen, die aber nie mit den fantastischen Elementen übertreibt. Man darf gespannt sein, was die nächsten Teile bringen werden.