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Obgleich Alice Cooper seit weit über dreißig Jahren Rockgeschichte schreibt, gibt es vergleichsweise wenige Bücher über ihn. Die wenigen vorhandenen Veröffentlichungen - etwa "Me, Alice" oder "No More Mr Nice Guy: The Inside Story of the Alice Cooper Group" - sind hierzulande teilweise nicht zu bekommen, qualitativ schlecht oder veraltet, so dass man sich als Fan mit Alice Coopers zahlreichen Auftritten in Comics und Filmen, mit seinen Musikvideos und natürlich mit seinen 24 Studioalben begnügen "muss".
Es wurde also allerhöchste Zeit für eine deutsche Publikation, die sich dem Meister des Schockrock voll und ganz widmet. Mit dem großformatigen Bildband "Alice Cooper. Live On Tour / Studio / Backstage" liefert Wolfgang "Bubi" Heilemann den Fans endlich die heiß ersehnte Sammlung qualitativ hochwertiger Fotos. Heilemann war in den 60er und 70er Jahren einer der gefragtesten Fotografen der Stars, und seine Bilder sprühen geradezu vor Lebendigkeit. Seiner Bekanntheit ist es wohl auch zu verdanken, dass er mit diesem Bildband einige sehr private, bisher noch nicht gesehene Bilder liefert.
Der 135 Seiten starke Hardcover-Fotoband aus dem Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf zeigt rund hundert Fotos aus der Zeit von 1973 bis 1975 und deckt damit nur einen kurzen Zeitraum ab - er dokumentiert also eine Zeit lange vor neueren Alben wie "Trash", "Hey Stoopid" oder "Brutal Planet". Die Bilder sind zum einen 1973 auf einer USA-Tournee entstanden, zum anderen 1995 auf einer Deutschland-Tour. Für Fans von Alice Cooper bieten sich hier einige sehr ungewöhnliche Einblicke, denn es sind nicht nur die typischen Bühnenshow-Fotos zu sehen, die es ja zuhauf gibt, sondern auch seltene und private Augenblicke, die Wolfgang Heilemann wie beiläufig eingefangen hat.
Alice Cooper ist, wie man es dreht und wendet, nie besonders fotogen gewesen, und die Bilder sind nicht "schön" im Sinne von ästhetisch. Gerade deshalb üben die Fotografien aber einen großen Reiz aus, weil sie das Echte, das Ungeschminkte und Wilde der in ihnen eingefangenen Ära ausmachen. Statt durch perfekte Beleuchtung und künstliche Posen, die vergleichbare Fotos oft klinisch wirken lassen, überzeugen die Bilder durch eine hohe Authentizität. Zu erwähnen sind hier etwa die Fotos, die im Tourbus der Band aufgenommen sind und die Alice Cooper unter einer großen Collage aus Bildern aus Pornoheften zeigen, oder eine Fotografie, auf der er ein lebensgroßes Poster der nur spärlich bekleideten Uschi Obermayer anhimmelt.
Besonders interessant sind jene Bilder, die die Alice-Cooper-Group - damals noch in ihrer ursprünglichen Besetzung mit Glen Buxton, Dennis Dunaway, Michael Bruce und Neal Smith - zusammen mit anderen Prominenten zeigen. Eines der Highlights des Bildbands dürften die grandiosen Aufnahmen mit Salvador Dalí sein. Wie ein König thront der exzentrische Maler, der selbst ein Fan von Alice Cooper war, mit ernster Miene zwischen den Rockstars und ihren Anhängern. Wer ein paar Seiten weiter blättert, dürfte kurz seinen Augen nicht trauen: Auf Fotos, die am Münchner Flughafen aufgenommen wurden, ist Alice Cooper zusammen mit Udo Jürgens zu sehen. Das ungleiche Paar scheint in trauter Zweisamkeit zu plaudern, während Alice die (damals) obligatorische Bierdose in der Hand hält.
Der Vollständigkeit halber noch ein paar Worte zum Künstler selbst: Alice Cooper, mit bürgerlichem Namen Vincent Damon Furnier, zählt zu den Ikonen der Rockgeschichte. Bereits Ende der 60er Jahre wusste die fünfköpfige Alice Cooper Group mit ihren unkonventionellen Auftritten zu schockieren. In den 70ern perfektionierte die Band ihre kultigen Bühnenshows: Scheinhinrichtungen und Schlägereien auf der Bühne, bizarre Kostümierungen, Tonnen von Make-up und unzählige trashige Showeinlagen machten die Rockband weltberühmt.
Musikalisch zählt Alice Cooper eindeutig zu den Wegbereitern von Rock und Heavy Metal: Songs wie "Elected", "Billion Dollar Babies", "Eighteen", "Dead Babies", "School's Out" und "Teenage Lament 74" schrieben Musikgeschichte. Obgleich die Band sich Mitte der 70er trennte und es durch Alkoholexzesse und musikalische Geschmacksverirrungen etwas ruhiger um den Frontman und Namensgeber Alice Cooper wurde, gelangen ihm durch die 80er und 90er Jahre hindurch bis heute immer wieder grandiose Comebacks. Bekanntester Hit aus den 80ern ist "Poison". Heute geht der Altmeister des Rock mit großen Schritten auf die 60 zu, doch immer noch veröffentlicht er regelmäßig neue Studioalben - zuletzt "Dirty Diamonds" im Jahr 2005 - und zeigt sich auf seinen Tourneen so aktiv wie eh und je. In der Öffentlichkeit überrascht der Pfarrerssohn und passionierte Golfspieler eher durch konservative Äußerungen.
Fazit: Für Alice-Cooper-Fans ist dieser schöne, großformatige Bildband mit seinen qualitativ hochwertigen, durchgehend farbigen Fotos definitiv ein "Must have", vor allem weil viele Bilder darin noch unbekannt sind. Der Preis von 29,90 Euro ist erschwinglich, wenn man bedenkt, dass Bildbände eigentlich immer etwas teurer sind.