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Verdammt. Jed hat die mehr als dreizehnhundert Jahre überwunden und befindet sich zweifellos in dem Maya-Tempel, den sie anvisiert haben. Auch der Ort stimmt perfekt mit den Berechnungen überein. Nur ist sein Gedächtnis nicht in den Anführer und Halbgott gefahren, der in wenigen Minuten zu einer zweiten Amtszeit inthronisiert werden soll, sondern in den Körper eines sechzehnjährigen Unberührbaren. In den Körper eines Opfers, des Stellvertreters des Herrschers, der den symbolischen Tod und die neue Herrschaftsperiode möglich macht.
Doch das ist nicht das einzige Desaster. Es kommt noch schlimmer. Anstatt Jed zum uneingeschränkten Herrscher des Körpers zu machen, in den das Forschungsteam seinen Geist geschickt hat, existiert "Schakal", wie der junge Mann heißt, immer noch. Und er wehrt sich erfolgreich gegen jede Einflussnahme Jeds. Er schreitet ohne zu zögern auf den Rand der Stufenpyramide zu und bereitet sich auf den Sprung hinab vor. Den Sprung, der sein Leben und das von Jed beenden wird.
Wie aber konnte das geschehen? Jed sinnt darüber nach, wie er zufällig in das Forschungsteam gelangt ist, wie er sich als bester Spieler des alten Maya-Spiels erwies und in der Gunst von Marena Park, der Leiterin der Gruppe, aufstieg und sogar zu deren Liebhaber wurde. Wie er ausgesandt wurde, herauszufinden, wie die Maya in dem komplexen Jäger-Spiel herausfinden konnten, dass am 21. Dezember 2012 das Ende aller Zeiten anbricht. Und vor allem, wie dieses verdammte Ende aussehen würde.
Was für ein Text. Was Volker Lechtenbrink da vortragen muss, ist eigentlich eine Frechheit. Brian D'Amato mixt eine Fülle an Dialekten, alten Sprachen und kompliziertesten wissenschaftlichen Inhalten mit banalem und teils vulgären Elementen, dass dem Zuhörer schwindelig wird. Doch Lechtenbrink meistert diese Hürden mit Bravour. Zwar kommt man gelegentlich ins Grübeln über das Niveau dieses Textes - weniger, wenn in Maya-Dialekten oder spanisch daher schwadroniert wird, eher, wenn Sätze wie "f*** mich richtig durch", oder "spürst du, wie eng ich bin?" eingestreut werden, die so gar nicht zu dem immens hohen Anspruch passen wollen, den Brian D'Amato anstrebt -, doch sorgt der verwickelte Plot schnell für absolute Faszination.
Dem Amerikaner gelingt es, seine Zuhörer in seinen Bann zu schlagen, Lechtenbrink sei dank trotz der gelegentlichen Längen des Textes. Man leidet mit Jed mit, fiebert der Frage nach, wie "das Ende aller Zeiten" aussehen wird und bangt mit allen Beteiligten. Diese Geschichte treibt dem Zuhörer den Angstschweiß auf die Stirn. Und wenn man über dieses in der realen Welt bald erreichte Datum nachsinnt und darüber nachforscht, entdeckt man, dass tatsächlich eine Art Prophezeiung existiert, die den 21.12.2012 als "Ende" plakatiert. Doch Weltuntergangsszenarien gibt es mehr als Tage im Jahr und dieses Datum sticht kaum darunter hervor. Nur gelingt Brian D'Amato eine so realistische Annäherung, dass man schon ins Grübeln geraten könnte.
Leider offenbart uns der Autor die Lösung dann doch nicht. Am Ende muss man zur Kenntnis nehmen, das "Das Ende aller Zeiten" nur der erste Teil einer Geschichte ist, deren Fortsetzung noch nicht geschrieben wurde. Doch wer dieses Buch gelesen hat oder dieses sehr lange Hörbuch genossen hat, wird unweigerlich wissen wollen, wie es ausgeht - respektive, wie unser aller Ende aussehen wird. Auch wenn man nicht an solcherart Verschwörungstheorien glaubt, hat die Version von Brian D'Amato einiges für sich und sorgt dafür, dass die Leser bei der Stange bleiben werden - zumal es meist sehr spannend zu geht und Lechtenbrink eine wahre Glanzleistung vollbringt.
Da Buch und Hörbuch zeitgleich erschienen sind und fast gleich viel kosten, ist die Hörbuch-Version unbedingt vorzuziehen - Volker Lechtenbrink ist einfach ein reiner Ohrenschmaus.