Gesamt |
|
Action | |
Aufmachung | |
Bedienung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Strategie | |
Ton | |
Mit "Eternal Sonata" ist den Entwicklern aus dem Hause Atari ein kleiner Geniestreich gelungen, denn das Spiel verbindet geschickt Elemente der realen Welt mit einer fantasievollen, bunten Traumwelt, einem fabelhaften Soundtrack und einer Geschichte um den berühmten Komponisten und Pianisten Frédéric François Chopin.
Die Story arbeitet zwar im Endeffekt auch nur nach Schema F der Fantasy-Rollenspiele, will heißen: Böser König/Imperator/Sultan/et cetera versucht gewaltsam die Weltherrschaft an sich zu reißen, rebellisch gesinnte Spielercharaktere streben danach, dies zu verhindern. Doch in Wahrheit setzt unsere Geschichte bei "Eternal Sonata" weit vor einem solchen Schema F an - und an gänzlich anderer Stelle, nämlich in Paris, am Sterbebett des Komponisten Frédéric Chopin, der von 1810 bis 1849 lebte. Im Spiel haben sich Chopins Angehörige um sein Bett geschart, da er in einem komatösen Zustand vor sich hindämmert und die Ärzte keine Hoffnung mehr auf sein Erwachen haben. Während die Krankheit, die Chopin dahinrafft, ihn zu besiegen scheint, fragen sich seine Angehörigen, was der Komponist wohl in seinen letzten Stunden träumen mag.
Eben dieser Traum ist es, der zur beherrschenden Handlung des Spieles wird und in dessen Verlauf man Frédéric Chopin selbst spielt. Daneben gibt es noch viele weitere liebenswerte Charaktere, die sich der Gefolgschaft des zylindertragenden Komponisten anschließen und die auch selbst von der Frage umgetrieben werden: Wenn ich nur im Traum dieses Chopins vorkomme, warum habe ich dann meine eigenen Gedanken und erlebe diese Welt, als wäre sie real? Und nicht zuletzt natürlich die alles entscheidende, wichtigste Frage von allen: Kann Chopins Leben in der realen Welt gerettet werden, wenn die Handlung des Traumes einen guten Ausgang nimmt?
Dabei ist die Story äußerst geradlinig gehalten - abgesehen von ein paar versteckten Wegrouten, die meist zu verborgenen Schatzkisten führen, gibt es keine Handlungsfreiheit. Man läuft Pfad A bis zum Ende ab, bekämpft den Endgegner, macht das gleiche auf Pfad B wieder und ist nicht überrascht, dass Pfad C auch nichts anderes bietet. Das Geschehen bietet sich dabei aus einer wechselnden, nicht frei schwenkbaren Kameraperspektive von schräg oben, die einen vor allem beim Rückwärtslaufen manchmal direkt in einen Gegner treibt, den man ansonsten vielleicht eher gemieden hätte.
Da wir es bei "Eternal Sonata" mit einem Spiel zu tun haben, in dem es um eine von einem Komponisten erdachte Traumwelt geht, ist das Fantasy-Reich durchzogen von musikalischen Anspielungen: So lauten die Namen der Charaktere Polka, Allegretto, Viola oder Jazz. Orte tragen so hübsche Bezeichnungen wie Baroque, Agogo oder Ritardando, landschaftsmäßig gibt es auch mal einen Brunnen in Form einer Geige, und die fabelhafte Hintergrundmusik besteht - nur konsequent - zumeist aus Stücken des Komponisten selbst, die sich herrlich in das Gesamtkonzept des Spiels einfügen.
Grafisch ist der Titel genauso ein Schmankerl wie musikalisch, denn obwohl die quietschbunte Optik für den ein oder anderen gewöhnungsbedürftig sein dürfte, wurde extrem detailverliebt gearbeitet, so dass jeder Ort ein kleines künstlerisches Meisterwerk darstellt, an dem man auch gern mal etwas länger verweilt.
Ein wenig erinnert das Spiel an "Secret of Mana" vom Super Nintendo - alte RPG-Hasen aus SNES-Zeiten sollten mit "Eternal Sonata" auf jeden Fall liebäugeln. Zum Thema Rollenspiel: Es ist zwar ein Levelsystem vorhanden, doch wirklich beeinflussen lässt sich beim Stufenaufstieg nichts. Man haut einfach solange Gegner platt, bis die benötigte Anzahl an Erfahrungspunkten beisammen ist, bekommt auf HP, Angriff, Verteidigung und so weiter seine Pluspunkte gutgeschrieben, und das war?s.
Die Kämpfe laufen rundenbasiert in Echtzeit ab, was paradox klingt, sich super spielt und ungefähr so aussieht: Innerhalb der normalen Spielwelt bewegen sich Monster durch die Levels; es werden also keine Zufallsbegegnungen aufgerufen, da der Feind schon von Ferne erspäht wird. Nun kann man die Viecher entweder umgehen oder den Kampf suchen, wobei es sich immer empfiehlt, dem Feind in den Rücken zu fallen, da das ein paar kostenfreie Zusatz-Attacken gibt. Wird ein Gegner berührt, verlagert sich das Spielgeschehen in eine Arena, in der jeder Charakter der Reihe nach einmal an der Reihe ist, bis entweder alle Spielerfiguren oder alle Feinde tot sind. Ist ein Charakter an der Reihe, hat dieser fünf Sekunden "Echtzeit"-Zeit, sich zu bewegen, zu kloppen, Spezialfähigkeiten zu nutzen oder Gegenstände einzusetzen. Je öfter man dabei normale Schläge verwendet, desto mehr baut sich ein Kombo-Balken auf, der dann in fulminanten Spezialmoves entladen werden kann.
Ein wenig anspruchsvoller wird das Kampfsystem durch Licht und Schatten (zum Beispiel von Wolken oder durch Regen), denn die meisten Kreaturen verwandeln sich in weitaus gefährlichere Bestien, wenn sie nicht mehr dem Sonnenschein ausgesetzt sind. Hier kommt eine kleine taktische Variation ins Spielgeschehen, je nachdem, wie und wo man den Kampf gegen seine Feinde aufnimmt. Auch die eigenen Charaktere werden stark von diesen Faktoren beeinflusst - je nachdem, ob man in Licht oder Schatten getaucht ist, verändern sich die Spezialmoves, und die Fähigkeit zu Heilen wird zu einem starken Angriff. Durch diesen kleinen Kniff wird das Kampfsystem auch nach längerer Zeit nicht langweilig.
Der Schwierigkeitsgrad des Spiels kann selbständig bestimmt werden durch die Anzahl der Feinde, die man besiegt: Umgeht man die meisten Gegner und will schnurstracks zum Endgegner laufen, wird der einen vermutlich ungespitzt in den Boden rammen. Vermöbelt man hingegen jedes Monster doppelt und dreifach, sammeln sich derart viele Erfahrungspunkte und Levels an, dass einem der Endgegner schließlich nur ein müdes Lächeln entlockt.
Insgesamt ist "Eternal Sonata" ein grundsolides, wunderschönes Abenteuer-Rollenspiel geworden, das nicht nur grafisch, sondern auch musikalisch und von den Ideen her verzaubert. Die Spielzeit lässt mit dreißig bis vierzig Stunden keine Wünsche offen, und auch wenn die Story etwas zu linear daherkommt, wird das durch die verschiedenen Handlungsfäden und die vielen Charakter sofort wieder wett gemacht. PS3-Besitzer, die etwas für Adventures, Rollenspiele, Märchenlandschaften und Piano- und Geigenkompositionen übrig haben, können bei diesem Titel sorglos zugreifen, und Rollenspielfreaks sollten "Eternal Sonata" sowieso im Spieleschrank stehen haben, auch wenn der Preis mit knapp sechzig Euro recht heftig zu Buche schlägt.