Die junge Leslie möchte nichts lieber, als endlich ihre Ruhe haben. Gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrem ständig betrunkenen Vater lebt sie seit dem Verschwinden ihrer Mutter in einer absolut zugemüllten Wohnung. Da ihr Vater in Rente ist und außer an Alkohol an nichts mehr denken kann, muss sie sich darum kümmern, dass der Haushalt aufrecht erhalten und Rechnungen bezahlt werden.

Ihr mit Drogen dealender Bruder ist ihr dabei keine große Hilfe. Zumal er auch Schuld daran trägt, dass sie ihr eigenes Zimmer mit einem Schloss gesichert hat. Noch viel zu gut kann sie sich daran erinnern, wie er sie unter Drogen gesetzt und dafür gesorgt hat, dass sich seine so genannten Kumpels an ihr vergreifen. Die Erinnerungen daran lassen sie keine Nacht lang ruhig schlafen und so schiebt sie lieber Überstunden, um mit Kellnern das Geld für Lebensmittel und Strom aufzutreiben.

Dennoch gibt es auch positive Dinge in Leslies Leben. Sie kommt sehr gut mit ihrer besten Freundin Aislinn aus. Seit diese jedoch mit einigen seltsamen Typen herumhängt wie diesem Seth, Keenan und Niall, haben sich die beiden immer mehr entfremdet. So beschließt Leslie, ihrer Freundin nichts von ihren Problemen zu erzählen und wagt einen Befreiungsschlag, indem sie sich ein Tattoo stechen lässt. Doch dieses Tattoo verbindet sie auf geheimnisvolle Weise mit dem König der Dunkelelfen, woraufhin bald alle Elfenkönigshöfe ihre Aufmerksamkeit auf Leslie lenken ...

"Gegen die Finsternis" ist der Folgeroman der Geschichte "Gegen das Sommerlicht". Im ersten Teil drehte sich die komplette Geschichte um die Jugendliche Aislinn, die sich der König des Sommerhofes, Keenan, erwählt hatte, um seine Königin zu werden. Zwar kommen diese Personen auch im zweiten Teil vor, doch ist die Erzählung eindeutig auf die schüchterne und zerrüttete Leslie konzentriert. Gemeinsam mit ihr erlebt der Hörer die seltsamen Veränderungen, die das Tattoo in ihr bewirkt und gleichzeitig die Bemühungen der Elfenhöfe, sie den Klauen des Königs der Dunkelelfen zu entreißen, der eine unheimliche Faszination auf Leslie ausübt.

Legt man die erste CD ein, wird man direkt in die Geschichte geworfen. Sofort wird von den politischen Taktierungen der Elfen gesprochen und von den langfristigen Plänen im Menschenreich. Doch zügig gelangt der Hörer mitten in die Geschichte, selbst ohne Vorwissen des ersten Bandes, und ist überrascht, wie modern und mitreißend das Thema um Elfen und Menschen umgesetzt worden ist. Sehr gefühlvoll und passend werden die überlieferten Traditionen über Waldelfen und ihre Königshöfe in die Gegenwart verlegt, so dass man sich die Handlung sehr gut vor Augen führen kann. Am wichtigsten dabei ist jedoch die Wandlung der jungen Leslie, die sich im Laufe der Geschichte immer selbstbewusster zeigt und lernt, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

Melissa Marr zeigt, dass man gefühlvoll und intensiv schreiben kann, ohne schwülstig und übertrieben romantisch zu werden, und Wiebke Puls setzt dies mit gekonnt treffender und einfühlsamer Stimme in Worte um, die den Hörer fesseln und bis zum Ende nicht mehr loslassen. Ein Hörbuch, nicht nur für Jugendliche, das beweist, dass die alten Geschichten neu erzählt immer noch die besten sind.