Mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie ist das Fotografieren zu einem erschwinglichen Hobby für eine ausgedehnte Zielgruppe geworden: Mag auch eine gute Ausrüstung einmalig eine kostspielige Investition sein, so steht der "digitale Fotograf" doch nicht mehr vor dem ärgerlichen Problem, vor jeder Aufnahme überlegen zu müssen, ob diese sich lohnt, weil die Digitaltechnik keine Kosten für Filme und Entwicklung, ja, nicht einmal für Papierbilder kennt, sofern man sich mit der Betrachtung am Computer zufrieden gibt. Somit kann der Besitzer einer digitalen Kamera üben, so viel das Herz begehrt.
Zielgerichtet sollten solche Übungen jedoch sein. Wie man interessante, gelungene Fotos gestaltet, zeigt das hier besprochene Buch auf, in dem die Praxis im Vordergrund steht.
Im ersten Abschnitt geht es um die Komposition von Bildern: die geschickte Darstellung oder Nutzung von Strukturen des Motivs oder Teilen des Motivs, die Aussage- und kompositorische Kraft von Farben, die Möglichkeiten, räumliche Tiefe auf den zweidimensionalen Fotos abzubilden, und den Aufbau von Fotos aus den einzelnen Elementen.
Der zweite Abschnitt befasst sich mit der Beleuchtung, wobei vor allem das natürliche Licht betrachtet wird, mit dessen Hilfe sich bemerkenswerte Effekte erzielen lassen. Selbstverständlich geht der Autor jedoch auch auf Kunst- und Mischlicht ein.
Im umfangreichen letzten Abschnitt erfährt der Leser, wie mit verschiedenen Motiven beziehungsweise Aufnahmestilen und "Genres" umzugehen ist: Menschen, Stillleben, Architektur, Landschaften, Natur und Sport.
Ein vor allem für Anfänger sehr nützliches Glossar und ein Register schließen das Buch ab.

Dieses Buch vermag sehr gut aufzuzeigen, was anspruchsvolle Fotografie, wenn auch im Rahmen eines Hobbys, von der üblichen Knipserei unterscheidet, und wie man Aufnahmen machen kann, an denen man auch nach längerer Zeit noch Freude hat.
Der Autor betont die praktischen und die künstlerischen Aspekte, das heißt, er erläutert, wie man für den Fotografen attraktive Motive erkennen, Licht- und andere Verhältnisse, etwa Farben, nutzen und das Bild bereits beim Fotografieren künstlerisch gestalten kann. Doch der Leser erhält auch Tipps zur digitalen Nachbearbeitung bis hin zur Verfremdung, etwa das "Einfärben" von Fotos im Duplex- oder Triplex-Modus.
John Hedgecoe bedient sich einer unkomplizierten, auch für den Anfänger bestens verständlichen Sprache; Technik bezieht er ein, ohne sie jedoch überzubewerten. Den größten Teil des Buchs machen Beispielfotos aus, anhand derer der Autor seine Ausführungen im wahrsten Sinne des Wortes veranschaulicht. Man findet unter diesen Aufnahmen unterschiedlichste Genres und Motive, sie stammen aus verschiedensten Ländern und Gegenden und vermögen es, Lust auf eigene Experimente zu wecken. Das eine oder andere Bild wirkt auf die Rezensentin als Beispiel nicht ganz gelungen, viele Fotos sind unterbelichtet, etliche im Abdruck leider auch sehr "pixelig", was manchmal vom didaktischen Zweck ablenkt, die Mehrheit der Fotos vermag jedoch Anreize zu bieten und vermittelt Lerneffekte.
Positiv fällt auch das breit angelegte Themenspektrum auf. Kaum eine denkbare fotografische Situation, kein Genre bleibt außen vor, selbst wenn es vielleicht nicht in einem eigenen Kapitel abgehandelt wird. Der Anfänger wird zudem den Abschnitt über die Beleuchtung zu schätzen wissen, denn hier offenbart sich, warum manche eigene Aufnahme eines traumhaften Motivs ganz einfach nicht gelingen konnte, und wie man in solchen Situationen Abhilfe schaffen kann, ohne gleich eine Studioausrüstung einzusetzen.
Ein reich bebildertes, informatives und sehr gut verständliches Buch für Hobbyfotografen, die künstlerisch anspruchsvolle Fotos statt netter "Knipsbildchen" produzieren möchten. Nur das Bildmaterial überzeugt nicht immer.