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Jules Verne - ein klangvoller Name nicht nur unter den Liebhabern wissenschaftlich-fantastischer Literatur. Seine Erzählungen sind weltbekannt und trotz ihres Alters immer noch lesenswert. Und doch schrieb er nicht nur Klassiker wie "20.000 Meilen unter dem Meer" oder "Reise zum Mittelpunkt der Erde", welche unzählige Male verfilmt wurden. Einer der weniger bekannten Erzählungen von Jules Verne, "Les Indes noires" (Schwarzindien), nahm sich der junge hoerbucht Verlag an, um daraus ein Hörspiel zu machen.
Der Hörer begleitet James Starr in das Cottage der Familie Ford. Kein gewöhnliches Haus, liegt es doch unter Tage in einer alten, ausgebeuteten schottischen Kohlemine. Und auch die Umstände, die Mr. Starr zu dieser Reise bewegen, sind höchst mysteriös. Er erhielt zwei Briefe, die nicht unterschiedlicher sein könnten: einmal eine Einladung vom ehemaligen Obersteiger der Kohlemine, Simon Ford, und ein anderer, in dem genau diese Einladung widerrufen wird. Natürlich weckt dies erst recht die Abenteuerlust. Dort angekommen versucht der alte Simon Ford James Starr davon zu überzeugen, dass er nicht verrückt ist, sondern tatsächlich neue Kohleflöze in den Schächten der stillgelegten Mine entdeckt hat. Doch irgendjemand oder besser irgendetwas ist da draußen in der Dunkelheit und wehrt sich zunehmend brutaler gegen die ungebetenen Eindringlinge. Sind die tanzenden Lichter nur mysteriös, erweist sich ein fliegender Schatten bald als größte Bedrohung für das Leben der Menschen. Als diese bemerken, dass eine noch weitaus größere Bedrohung in den alten Stollen haust, ist es fast zu spät.
Jules Verne nutzte diese Erzählung - wie die meisten anderen seiner Werke auch - als Plattform zur visionären Schilderung einer real-phantastischen Zukunft. So entsteht zum Beispiel vor dem geistigen Auge des Hörers auch hier eine ganze unterirdische Stadt. Doch das Hörspiel setzt eindeutig seinen Fokus auf die Mystik, welche eine Welt unter der Erde zwangsläufig ausübt. Die technischen Errungenschaften treten in den Hintergrund. Dies tut der Geschichte aber sichtlich gut. Jan-Soeren Haas nimmt das Thema auf und wandelt es ab, schreibt mit seinem Team seine ganz eigene Variante - eine brillante Interpretation des Themas! Virtuos verflechtet er die Stimmen der Sprecher mit einer hervorragenden Geräuschkulisse und stimmungsvoller Musik. Diese trägt einen unverkennbaren iro-schottischen Klang und ist stets präsent - nicht nur zum Anfang und Ende, wo man sie jedoch ganz bewusst genießen kann. Die Sprecher gehen in ihren Rollen auf. Teilweise wirken sie übereifrig und übertreiben etwas mit der glasklaren Aussprache. Es hätte ruhig auch mal genuschelt und gebrabbelt werden dürfen. Auch ein kleiner, feiner Akzent (wie man ihn im schottischen Hochland vermuten würde) könnte etwas mehr Leben bringen. So merkt man der Sprache dann doch oft die Studioaufnahmen an, was man von den Geräuschen und der Musik aber nicht sagen kann. Diese versetzen den Hörer geradezu mitten hinein in das Höhlensystem von Coal City. Der Hall der Stimmen, die Hintergrundgeräusche - alles wirkt sehr authentisch. Die Erhabenheit der großen Hallen, die beklemmende Enge der kleinen Stollen - sehr detailliert ist alles perfekt inszeniert.
Besonders gelungen sind die Stellen, an denen der Hörer sich sogar in der Position der Gegenspieler der Menschen befindet. Von Ferne hört er die Eindringlinge in sein Reich vordringen, wie sie in ihren Worten bereits Besitz von seinen Schätzen ergreifen, unter sich aufteilen, ihre Zukunft planen und dabei die seine vernichten - da muss man etwas dagegen tun. In die Lage des anderen versetzt zu sein, ist verwirrend und spannend zugleich.
Fazit: "Schwarzes Gold" ist nicht nur ein Hörspiel, es ist großartiges Hör-Kino. Die Geschichte ist so gut gelungen, dass sie sogar jugendliches Publikum unweigerlich in ihren Bann schlägt. Spannend, aber nicht brutal. Abenteuerlich und schaurig schön mit einer kleinen Portion Grusel.