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In der Fortsetzung des Kriminalfalles aus Band Fünf verschafft sich Conan mit einem Trick Zugang zum Hotelzimmer der zwei Verbrecher. Doch der maskierte Mann findet es heraus und bedroht Conan mit einem Revolver. Er drückt ab und aus dem Lauf der Waffe schnellt ein Blumenstrauß. Angeschmiert, die Entführung, das geplante Verbrechen und der Schuss auf Conan waren Maskerade. Ein Täuschungsmanöver seiner Eltern, die ihn mit nach Übersee nehmen wollen. Doch Conan weigert sich. Er will es nicht zugeben, aber sein Herz gehört Ran, er will sie nicht allein zurück lassen.
Der erste richtige Fall ist eigentlich gelöst. Kogoro Mori hatte die Frau des Auftraggebers beschattet. Die Beweise für ihre Untreue legt er dem Mann vor. Ran und Conan sind mitgekommen und werden kurz darauf für zwei Stunden allein gelassen. Der Auftraggeber verschwindet in einem Gartenpavillon. Drei Männer und seine Frau treffen ein und gemeinsam machen sie eine furchtbare Entdeckung: Der Hausherr ist mit einem Samurai-Schwert erstochen worden. Sein Widerstand scheint heftig gewesen zu sein, denn der gesamte Pavillon, alle Einrichtungsgegenstände, sogar Decke und Türen sind übersäht mit Schnitten und Kratzern.
Verdächtig macht sich ein Bildhauer, der eine wertvolle Skulptur wiederhaben wollte. Diese Skulptur aber ist der einzige Gegenstand im Zimmer, der unversehrt geblieben ist. Für die Polizei und Kogoro ist der Fall abgeschlossen. Nur Conan fallen einige Ungereimtheiten auf. Er betäubt Kogoro Mori und löst mit dessen Stimme den schwierigen Kriminalfall.
Der zweite Fall beginnt völlig harmlos. Conan und seine Freunde aus der Teitan-Grundschule gründen einen Detektiv-Club. Ihr erster Auftrag ist eines Meisterdetektivs, wie Conan es einer ist, nicht würdig: Sie sollen die verschwundene Katze eines Mitschülers suchen. Als die Katze auftaucht, ist sie völlig mit Blut überströmt. Die vier Detektive finden eine schrecklich zugerichtete Leiche. Doch die wenig später eintreffende Polizei findet in dem Haus nichts. Nur der sehr wütende Hausherr tobt solange, bis die Polizei verspricht, äußerst leise und vorsichtig zu suchen, denn im Schlafzimmer schläft der Bruder des Hausherrn. Die Polizei ist ratlos und glaubt Conan und den Kindern nicht, dass es überhaupt eine Leiche gegeben hat. Auch Conan kann sich nicht erklären, wo der Tote ist. Die Zeit war zu knapp, um die Leiche verschwinden zu lassen und ein Versteck ist in der kleinen Wohnung nicht auszumachen.
Conan schleicht sich in die Wohnung und versucht herauszufinden, wie der Hausherr die Leiche hat verschwinden lassen. Die Lösung ist verblüffend einfach und bringt Conan in akute Lebensgefahr.
Der dritte Fall beginnt auf einem großen Fest. Ein Unbekannter bittet Ran, einige Bilder von ihm zu machen. Er bräuchte sie als Material für seinen Reiseroman.
Wenig später trifft die Polizei auf dem Fest ein und nimmt den Unbekannten mit, sein Zimmergenosse ist erschossen worden. Der Kommissar ist sich sicher, dass der Mann der Täter ist. Der aber legt die Fotos, die Ran gemacht hat, vor. Auf einem der Fotos ist er mit einem Feuerzeichen im Hintergrund abgebildet. Dieses Feuerzeichen wird aber genau zu dem Zeitpunkt angezündet, an dem der Mord geschah. Der Mann hat also ein absolut sicheres Alibi. Conan grübelt über die Aussagen des Mannes und die Fotos. Hat der Mann sie getäuscht?
Leider sind die Fälle dieses sechsten Bandes derart unlogisch, dass den Fans dieses Mangas nur übrig bleibt, dem nächsten Band entgegen zu fiebern. Glaubt ein Leser wirklich, dass die eigenen Eltern ihren Sohn entführen, fesseln, mit dem Tode bedrohen und zurücklassen? Ihn aus einem Schrank zerren, eine Pistole vor den Kopf halten und abdrücken?
Glaubt ein Leser, dass ein Mörder stundenlang einen Raum mit dem Schwert zerkratzt und zerstört, nur um die Kratzer auf einer Kommode, die seinen Namen darstellen, zu verdecken, dass er nur ein Objekt sehr auffällig unzerstört platziert, um den Besitzer verdächtig zu machen?
Glaubt ein Leser auch nur einen Moment lang, dass die Polizei einen Toten, der im Bett liegt, nicht findet, dass sie auf die Scharade des Bruders herein fällt und das Schlafzimmer nicht untersucht?
Zu viele Ungereimtheiten mutet Gosho Ayoma dem Leser zu, um diesen Band als gut oder auch nur mittelmäßig zu bewerten. Er ist Tiefpunkt einer Entwicklung, die sich im vierten Band andeutete: Dem Autor ist die Komplexität der Fälle wichtiger als die Plausibilität. Ihm sind die Schockmomente wichtiger als die Handlungen der Täter und Ermittler nachvollziehbar zu machen. Ihm ist die grafische Gestaltung der Schauplätze und der verdeckten Hinweise wichtiger als die damit korrespondierende Kohärenz des Textes.
Schade, aber so wird diese Serie kaum in Deutschland zum Kult-Comic - auch wenn mittlerweile (Stand September 2009) mehr als sechzig Bände erschienen sind und Gosho Aoyama zu einem der reichsten Japaner gemacht haben.