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 Gerstenbergs Klassiker: Schriftstellerinnen

Von Sophie von La Roche bis Ingeborg Bachmann


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Sich als Schriftstellerin zu betätigen und damit vielleicht sogar noch Geld zu verdienen, war Frauen lange Zeit verwehrt. Die ersten Damen, die publizierten, taten dies unter Pseudonymen. Einzig das Briefeschreiben galt nicht als unschicklich. Das Vorwort des hier besprochenen Hörbuchs geht auf diese massiven Behinderungen schreibender Frauen ein und zeigt auf, wie die gesellschaftliche Akzeptanz von Autorinnen allmählich zunahm, jedoch auch, welcher Tricks sich Frauen zuvor bedienen mussten, um veröffentlichen zu können.
Im Anschluss an das Vorwort werden fünfundzwanzig Schriftstellerinnen portraitiert. Den Anfang macht Sophie von La Roche, gefolgt von Jane Austen und Annette von Droste-Hülshoff. Zahlreiche große Autorinnen begegnen dem Hörer auf den drei CDs; beendet werden diese durch die Kurzbiografien von Iris Murdoch und Ingeborg Bachmann. Es würde den Rahmen einer Rezension sprengen, sämtliche Protagonistinnen aufzuführen.

Im Allgemeinen beginnen die einzelnen Biografien mit dem Augenblick, der einen Wendepunkt im Leben der jeweiligen Autorin darstellt - also üblicherweise mit dem Durchbruch oder einem Ereignis, das sie mit dem Schreiben beginnen ließ. Darauf folgt eine Rückblende zu Geburt, Kindheit, Schulbildung und eventuell frühen Tendenzen zur Schriftstellerei. Der Hörer erhält einen Überblick über die wichtigsten Werke und zugleich einen Eindruck davon, wie diese zustande kamen. Denn nicht selten, wie ja auch bei den männlichen Schriftstellerkollegen, spielt das Privatleben mit seinen Höhen und Tiefen, spielen Reisen, Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen und nicht selten Liebschaften in das Schaffen hinein.
Viele der vorgestellten Autorinnen können mit einem ungewöhnlichen, häufig gar extremen Leben aufwarten. Sie sind schillernde Persönlichkeiten ihrer Epoche wie Georges Sand, Katherine Mansfield oder Virginia Woolf, leiden unter den politischen Verhältnissen in ihrer Heimat wie Anna Achmatowa sowie Natalia Ginzburg und Mascha Kaléko (die zur Zeit des Faschismus mit Juden verheiratet waren) oder stehen im Kreuzfeuer der Kritik wie Vielschreiberin Agatha Christie. Manche der Damen vereint auch mehrere dieser biografischen Elemente in sich. Harriet Beecher Stowe vermochte mit "Onkel Toms Hütte" ein unübersehbares Monument gegen die Sklaverei zu schaffen. Andere lebten und wirkten eher unauffällig wie Johanna Spyri, Margaret Mitchell und Astrid Lindgren.
Die Biografien sind packend verfasst, sodass sich die Besonderheiten und die besondere Tragik und Größe der jeweiligen Schriftstellerin dem Hörer unmittelbar erschließen. Sigrid Burkholder liest den Text spannend und einfühlsam vor. Auch die angenehme musikalische Umrahmung der Biografien passt zum Ganzen. Die Aufmachung ist robust und ansprechend. Gäbe es noch ein Booklet, das die Lebensdaten sowie eventuell die wichtigsten Werke und andere wesentliche Details der Schriftstellerinnen in je zwei, drei Sätzen zusammenfasste, so wäre dieses großartige Hörbuch perfekt.

Regina Károlyi



CD | CD-Anzahl: 3 | Erschienen: 01. Februar 2009 | ISBN: 9783836991001 | Laufzeit: 216 Minuten | Preis: 20,95 Euro

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