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Jungen haben es oft schwer. Häufig dürfen sie in der heutigen Zeit mit Terminkalendern für Kindern, aber ohne Plätze in der freien Natur zum Entdecken und Erkunden gar nicht mehr richtig wild sein, wie es jedes Kind, ob Mädchen oder Junge, einfach mal braucht. Gonn und Hal Iggulden möchten mit ihrem Buch "Dangerous Book for Boys", erschienen im cbj Verlag, ein Handbuch für Väter und Söhne bereitstellen.
Nach einer Inhaltsangabe und einem Vorwort, warum die Autoren glauben, dass Jungen dieses Buch lesen sollen, geht es direkt los. Hier gibt es keine Kapitel, Anordnungen oder Themenbereiche. Ein Thema reiht sich einfach an das andere. Dabei wird ein breites Spektrum abgedeckt. Von nützlichen Dingen, die jeder Junge unbedingt braucht, über einen Grundkurs in Grammatik, zu Abenteuergeschichten, hüpfenden Steinen und den Schlaglichtern der Automobilgeschichte. Aber auch Tricks mit Münzen, Benimmregeln, Bücher, die jeder Junge gelesen haben sollte, und Informationen über die Europäische Union finden sich.
Die Aufmachung des Buches mutet nostalgisch an, die Seiten wirken sehr alt und vergilbt.
Enthalten sind auf fast dreihundert Seiten über achtzig Themen.
Auf die Frage, ob sie altmodisch seien, antworten die Autoren in ihrer Einführung gleich selber. Vielleicht, sagen sie, doch ihrer Ansicht nach interessieren sich Jungen auch in einer Welt, die sich sehr verändert hat, für ähnliche Dinge, für die sich auch schon ihr Vater interessiert hat. Gonn und Hal Iggulden wollen den Jungen von heute Kenntnisse vermitteln, die sie für elementar halten und für die sie in ihrer Jugend vieles gegeben hätten, hätte es sie als Buchform gegeben. Ihr Anliegen, Jungen aus einer allzu behüteten Umgebung zu befreien, mit einem Taschenmesser auszustatten und Abenteuer erleben zu lassen, ist sicherlich ehrenhaft. Es gibt auch sicherlich viele Anreize in diesem Buch, die es sich lohnen, an langen Sommer- oder Wintertagen ausprobiert zu werden. Doch wirkt zum Beispiel eine Anleitung für ein Baumhaus zu perfekt, wenn nicht nur die Grundprinzipien erläutert werden, wie solch ein Baumhaus hält, und der Rest der Kreativität der Kinder überlassen wird, sondern alles bis auf die kleinste Mutter und Unterlegscheibe in einer Liste für Papi zum Kaufen im Baumarkt aufgelistet ist.
Teilweise merkt man diesem Buch die Herkunft aus dem englischsprachigen Raum sehr an, auch haben sich einige fachliche Fehler (Asseln sind keine Läuse!) eingeschlichen. Doch alles in allem zaubert dieses Buch kleinen und großen Jungen ein Lächeln ins Gesicht und lädt zum Stöbern ein. Die wahllos wirkende Anordnung der Themen führt dazu, dass oft auch in ein Thema hineingeschmökert wird, welches man sonst nicht unbedingt extra aufgeschlagen hätte. Auch wechseln sich praktische und theoretische Themen sinnvoll ab, inhaltlich sind natürlich nicht erschöpfend, aber ansatzweise viele Themen abgedeckt, die Jungen interessieren können. Die liebevolle Aufmachung erinnert an Margarinebildchen und Nachschlagebücher aus vergangener Zeit. Ob sich jeder computerbegeisterte Junge aber mit diesem Buch ködern lässt, ist fraglich. Aber zur Not gibt es ja noch Väter und Großväter und das eine oder andere Mädchen, das hier Interesse zeigen könnte.
Nostalgisch anmutend ist "Dangerous Book for Boys" ganz sicher nicht "dangerous", dafür aber interessant, mit einer spannenden Themenauswahl und einer liebevollen Gestaltung, nicht nur für Jungen, ihre Väter und Opas, sondern auch für Mädchen.