Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Im Mai 1888 brechen Lord und Lady Greystoke per Schiff nach Westafrika auf. Der Lord hat einen heiklen diplomatischen Auftrag der Regierung erhalten Untersuchungen in Westafrika anzustellen. Seine schwangere Gattin, seit drei Monaten die Frau von John Clayton (so der bürgerliche Name des Lords), will von einer Ablehnung dieses Auftrags nichts wissen und reist kurzentschlossen mit. In Freetown angekommen, wechseln sie für die letzte Etappe der Reise das Schiff. Mit einer kleinen Fregatte, der Fuwalda, reisen sie zu ihrem Ziel. Dort kommen sie aber niemals an, denn eine Meuterei bricht aus. Einer der Meuterer hat Mitleid mit den Adligen und setzt sie an der menschenleeren Küste Afrikas aus.
Voller Verzweiflung bleiben die Greystokes zurück. Clayton beginnt eine Hütte zu errichten, denn wilde Tiere sind die größte Gefahr, die ihnen zunächst droht. Nach dem Bau einer festen Behausung richten sich die Greystokes auf eine lange Wartezeit ein, denn Menschen scheint es an dieser Küste nicht zu geben.
John fällt wenige Monate später einen Baum, als er plötzlich von einem riesigen Affen angegriffen wird. Er hat sein Gewehr in der Hütte vergessen und ist in Lebensgefahr. Da erscheint seine Frau mit dem Gewehr. Sie kann jedoch nicht damit umgehen und gibt einen Warnschuss ab. Der Affe wendet sich ihr zu und greift sie wutschnaubend an. Im letzten Moment schießt die Lady ein zweites Mal, doch der Affe erreicht sie. Tödlich verletzt bricht das Untier über Lady Greystoke zusammen.
Noch in dieser Nacht gebärt sie ihren Sohn. Sie erholt sich allerdings von dem Schock des Überfalls nie mehr und glaubt sie wäre im sicheren London. Ein Jahr nach dem schrecklichen Geschehen stirbt sie.
Der Lord ist am Ende, nur noch ein Tagebuch und sein Sohn halten ihn am Leben. Doch wenig später überfallen die Affen erneut die Hütte. Sie töten Lord Greystoke und eine Äffin nimmt den kleinen Tarzan (das bedeutet "der Weißhäutige") mit. Sie hat ihren Nachwuchs verloren und zieht Tarzan an seiner Statt auf.
Tarzan entwickelt sich zu einem bärenstarken und gewandten Mann, immer im Glauben, er sei ein Affe. Erst spät bemerkt er die gravierenden Unterschiede und ist traurig über seine "kränkliche" Gestalt. Als er die Hütte der Greystokes findet, gelingt es ihm in monatelanger und mühsamer Arbeit, die Bilder und ihre Unterschriften zu verknüpfen und lesen zu lernen. Durch die Waffen, die er in der Hütte findet, gelingt es ihm zum König der Affen aufzusteigen. Doch eines Tages tötet ein "schwarzer Mann" seine Ziehmutter. Tarzan will sie rächen und sucht das Dorf der seltsamen Menschen.
Das F.A.Z.-Feuilleton hat in der Serie "Klassiker der Comic-Literatur" Band 8 vorgelegt. In der lesenswerten Einleitung beschäftigt sich Andreas Platthaus mit der Geschichte der Tarzan-Comics. Er erläutert den Werdegang dieses Mythos über annähernd ein Jahrhundert.
Der Tarzan-Band der F.A.Z.-Comic-Edition vereint zwei gänzlich unterschiedliche Ansätze, die Romanvorlage von Edgar Rice Burroughs (1912 erstmals erschienen) grafisch zu beleben. Inhaltlich sind die Vorgaben der Rechteinhaber der Originalgeschichte sehr exakt und erlauben keine größeren Variationen. Doch unterschiedlicher Zeichenstil, stark abweichender Gebrauch von Farben und Einzelheiten, differierender Aufbau der Seiten und vor allem eine gänzlich andere Art der textlichen Akzentuierung führen zu zwei Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein können.
Die erste Geschichte von Burne Hogarth (erschienen 1972) ist sehr ausführlich und genau, betont die Wildheit der Umgebung, die Muskulatur Tarzans und verwendet einen lyrischen, zum Teil extrem langen Text. Ornamente und Ziselierungen, natürliche Farbgestaltung und naturalistische Landschaftsbilder betonen den Charakter der Erzählung als Bericht. Nichts scheint der vermeintlich realen Geschichte hinzugefügt, Realismus ist oberstes Gebot.
Die zweite Geschichte von Joe Kubert (erschienen ab 1972 als Fortsetzungsgeschichte) ist das krasse Gegenteil dieses Stils. Die Farbflächen sind einheitlich bunt, wirken unnatürlich und stark vereinfachend. Der Text ist knapp und direkt. Imperative und kurze Aussagen und Anmerkungen sind die Regel. Erläuterungen fehlen fast völlig. Landschaften, Personen und Vorgänge sind vereinfacht dargestellt. Sie wirken dramatisiert im Hinblick auf den Mythos, das Unwirkliche an der Geschichte.
Der episodenhafte Aufbau betont Momente der Geschichte. Bewusst wird kein Bericht oder eine zusammenhängende Geschichte der Entwicklung Tarzans vom Säugling bis zum König der Affen erzählt, sondern eine dramatische Abfolge von Momenten.
Kämpfe, in der ersten Geschichte komplex und genau beschrieben, sind hier wie eine Explosion als Tableaux zu bewundern.
Die Entscheidung, welche der zwei extrem unterschiedlichen Interpretationen des Tarzan-Mythos der Bessere ist, muss dem Leser überlassen werden. Ich persönlich würde der ersten Geschichte den Vorzug geben.