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Der Qadj ist der zweite Teil der Serie "Kreuzzug" von Autor Jean Dufaux und Illustrator Philippe Xavier. Wer "Simoun Dja", den fantastischen Auftakt im August 2008, noch nicht gelesen hat, sollte die folgende Inhaltsangabe auslassen, sie knüpft unmittelbar an das Ende des ersten Bandes an.
Gunther von Flandern und Nakasch sind aufgebrochen, jenseits der Wüste Hilfe für ihre heilige Sache zu suchen. Ausgerechnet die Verräter am Herrn sind das Ziel ihrer Mission. Die Juden haben sich in unterirdischen Höhlen vor ihren Verfolgern versteckt und harren der Zeiten, die ihnen verheißen wurden.
Erst als die beiden Ritter die
Pforte von Samarand erreichen, sind sie am Ziel. Sie haben die unendliche Wüste durchquert. Beide ahnen nicht, wem sie zuvor an der verseuchten Wasserstelle ein vielleicht tödliches Versprechen gaben, um zu überleben. Doch auch in den weitläufigen Höhlen droht ihnen der Tod. Nicht nur die Juden sind ihnen feindlich gesonnen, auch ein Unwesen, das Hunderte ermordete, will sie vernichten. Zwar gelingt es den Juden seit langem, diesen
Aar im Zaum zu halten, doch dessen Macht wird stärker und droht alle Lebewesen in seinen unwiderstehlichen Todesbann zu ziehen.
Während Gunther für die heilige und gerechte Sache sein Leben riskiert, wird die ihn liebende Syria von Arkos auf Betreiben der eigenen Schwester entführt. Ihr droht ein schrecklicher, entehrender Tod. Aber auch Eleonore von Arkos, Angetraute von Gunther Graf von Flandern, und ihr Geliebter Robert von Tarent wandeln auf gefährlichen Pfaden. Sie sind ein Bündnis mit dem Herrn der Maschinen eingegangen, einem der gefährlichsten, fast mythischen Gestalten, die in diesem Krieg der Religionen ihre verdeckten Interessen verfolgen.
Nach dem faszinierenden, in einigen Aspekten aber auch enttäuschenden Auftaktband "Simoun Dja", gerät dem Autor und Szenaristen Jean Dufaux die historische Zeit der Kreuzzüge vollends aus dem Blick. Sein "Der Qadj" wird zu einem Fantasy- und Horrorabenteuer. Dabei gelingt es ihm, sowohl die verschiedensten Handlungsstränge - und derer gibt es viele - geschickt zu verbinden und in ihrer Gewichtung auszutarieren als auch die Zielrichtung der Geschichte zu verschleiern. Geht es um das heilige Grab von X3 oder geht es um die Machtgier eines Robert von Tarent, um die Gelüste von Sarek Pascha oder um die Ränge der Eleonore von Arkos? Oder um die Wünsche Syrias? Was will Gunther Graf von Flandern? Welches Ziel hat Sultan Abdul Razim und wie kann man den "Qadj" aufhalten? Was für eine Rolle spielt der geheimnisvolle "Aar" in dieser Geschichte und welche Verbindung hat er zu Gunther?
Es erscheint nahezu unmöglich, diese Fäden - und derer gibt es noch mindestens ein halbes Dutzend mehr - zu entwirren und zu einem sinnvollen, verständlichen Finale zu führen. Der Leser aber, fasziniert von diesen Fragmenten, ist vor allem eins: geblendet ob der Magie der Bilder.
Denn was Philippe Xavier hier erschaffen hat, sucht seinesgleichen. Selten hat ein Bilderreigen so gefesselt und zum Staunen eingeladen. Seine Monster, Geister, Magier und Menschen, seine Verfluchten, Verdammten und Verlorenen sind so brillant in Szene gesetzt, dass man kein einziges Bild auslassen oder übergehen kann. Den Aufmarsch der Herr der Maschinen-Armee im Mittelteil des Bandes - ausgeklappt sind die drei untereinander liegenden Panels immerhin vier der großformatigen Seiten breit - ist eine echte Sensation.
Bleibt nur die Hoffnung, dass der dritte Teil der auf vier Alben konzipierten Serie "Kreuzzug" es vermag, diese fantastische Geschichte auf diesem Niveau zu halten. Kaum jemand, dem dieser Mix aus Fantasy, Abenteuer, History und Horror gefällt, wird nicht sehnlichst darauf warten zu erfahren, welches Schicksal Gunther Graf von Flandern erwartet.