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Mit "Sky Doll" haben Alessandro Barbucci und Barbara Canepa eine Comic-Serie geschaffen, die auf ihre Art einzigartig ist. Sie erzählen von der Doll Noa. Sie ist eine Puppe, die einer menschlichen Frau nachempfunden wurde. Die ursprüngliche Idee der Dolls ist, sie als erotisches Spielzeug benutzen zu können. Doch als reine "Dinge" kann man sie nicht sehen, da sie eine Seele und Gefühle haben und durchaus in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen. Dadurch entstehen interessante Konflikte.
Die eigentliche Geschichte um Noa umfasst inzwischen drei Bände, dazu kommt ein Artbook. Mit der vorliegenden "Spaceship Collection 1" ist nun nicht die von den Fans lange ersehnte Fortsetzung der bestehenden Geschichte erschienen, sondern ein Sammelsurium von Kurzgeschichten, in denen Noa verschiedene Rollen spielt und die uns tiefer in ihre Welt entführen. Jede Episode wurde von anderen Zeichnern verwirklicht. Das Szenario entstammt jedoch immer der Feder der Macher. "Smoke on the Water" haben sie sogar komplett selbst umgesetzt. Diese Episode ist außerdem die Erzählung, die sich nahtlos in das bekannte Sky Doll-Universum einfügt und von Noas Zeit bei ihrem Arbeitgeber "Gott" berichtet. Allerdings auf eine äußerst amüsante und dabei fast philosophisch zu nennende Weise.
In den anderen fünf Geschichten begegnen wir Noa in den verschiedensten Umgebungen. Einmal ist sie eine Art Cowgirl in einem futuristischen Wilden Westen, dann geht sie einem Job als Taxifahrerin nach oder sie ist mit anderen Dolls in einer Bar beschäftigt. Eine besondere Nähe zur bekannten Geschichte stellt außerdem die Episode "Like a Virgin" dar, in der sie in die Rolle der Päpstin Ludowika schlüpft, die Leser der Serie als ihre Widersacherin kennen.
Die Zeichenstile unterscheiden sich extrem. Von skizzenhaften Zeichnungen in "Like a Virgin" und "Bang Bang" bis hin zu einem Stil in "Voodoo Child", der dem Original sehr stark ähnelt, ist alles dabei. Die zuletzt genannte Kurzgeschichte und "Smoke on the Water", die von Canepa und Barbucci selbst stammt, dürften auf Fans der Zeichnungen den größten Eindruck machen, da sie die besonderen Pastelltöne und die klassische Niedlichkeit von Noa und ihrer Welt perfekt umsetzen.
Die Idee, einen solchen Band zu veröffentlichen, ist sehr gut umgesetzt worden und tröstet die Freunde von "Sky Doll" ein wenig über die Wartezeit bis zum nächsten Band hinweg. Die Qualität erreicht er jedoch nicht ganz, auch wenn die Aufmachung einzigartig schön ist. Moderne Muster gemischt mit japanischen Einflüssen wie Noa im Chibi-Stil und mit einem Hauch von Vergangenem aus den 1970er und 1980er Jahren vermischen sind hier zu einer Farb- und Bilderwelt, die ihresgleichen sucht. Dazu kommen Skizzen der verschiedenen Zeichner, die als kleines Extra ein paar amüsante Zeilen zur Entstehung "ihrer" Noa zum Besten geben. Das edle Hardcover macht die "Spaceship Collection 1" zum bisher eindrucksvollsten Vertreter der Serie im Bücherregal.
Die typische Konfliktsituation von Noa und der religiös-fanatischen Welt um sie herum wird hier weitestgehend umgangen. Man hat darauf geachtet, dass auch Neulinge ohne Vorkenntnisse die einzelnen Episoden verstehen können. Trotzdem sprühen sie vor Noas charakteristischem Charme und Humor, so dass jeder Fan "seine" Noa wiedererkennen wird.