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Bonnie Winters reinigt die Tatorte von Verbrechen, nachdem die Polizei ihre Ermittlungen beendet hat. Dabei wird die Ehefrau eines arbeitslosen, jähzornigen Mannes, mit allerlei menschlichen Tragödien konfrontiert. Mysteriös wird es darüber hinaus, als sie an verschiedenen Tatorten unbekannte, schwarze Raupen findet und einmal sogar einen Falter. Ein befreundeter Entomologe identifiziert das Insekt und die Larven als Apollofalter, der lediglich in den europäischen Alpen und in Mexiko vorkommt. Der Wissenschaftler berichtet Bonnie darüber hinaus, dass bei den Azteken der Apollofalter mit einer dämonischen Gottheit assoziiert wurde, die Menschen im Schlaf heimsucht, um ihnen böse Gedanken zuzuflüstern, was die Betroffenen dazu bringt, ihre Liebsten zu töten. Kurz darauf gerät Bonnies Leben aus den Fugen und wird zu einem Horror-Trip, in dem sich Wahn und Wirklichkeit zu einem Panoptikum des Schreckens vereinen
Graham Masterton kann man ruhigen Gewissens als Altmeister des Horror-Romans betrachten, und auch diese Ausgabe seiner Novelle "Das Insekt" ist eine Neuauflage des 2005 erschienenen, gleichnamigen Romans.
"Der einzig wahre Erbe von Edgar Allan Poe" prangt in blutroten Lettern auf dem Klappentext, so das Urteil des San Francisco Chronicle. Ob er wirklich der einzige ist, dürfte durchaus ein diskutabler Punkt sein, doch sicherlich besitzt Masterton ein Talent für das Unheimliche, Bizarre und Bedrohliche, das seine Geschichten auszeichnet. Bonnie Winters ist eine bodenständige, normale Frau mit einem etwas ungewöhnlichen, aber hochinteressanten Beruf, der sie mit den Abgründen der menschlichen Seele konfrontiert, oder zumindest mit dem, was diese Abgründe zurücklassen. Ihr familiäres Umfeld hingegen ist nicht unbedingt das, was man vorzeigbar nenne würde. Optimale Grundvoraussetzungen für einen soliden, stringent erzählten Horrorroman. Gekonnt baut sich im Laufe der Geschichte ein Spannungsbogen auf, der bis zum Schluss nicht abfällt, und die recht kurzen Kapitel sorgen zusätzlich dafür, dass "Das Insekt" zu einem kurzweiligen Pageturner wird, in dem Masterton aztekische Mythologie mit modernem Horror kreuzt. Dem gewieften, erfahrenen Leser dieses Genres, wird das Ende vielleicht nicht unbedingt originell und neu erscheinen, vermag aber dennoch eine leichte Gänsehaut zu erzeugen. Leser und Protagonistin bleiben immer im Ungewissen, was Wirklichkeit und was Wahnideen sind. Die Fakten des Romans sind hervorragend recherchiert worden und der Schreibstil ist eindringlich und minimalistisch. Unerbittlich treibt Graham Masterton die Handlung zu ihrem fulminanten Höhepunkt, ohne den Leser mit endlosen Beschreibungen zu langweilen.
Das Cover ist düster und unheilschwanger. Am Ende der Kapitel sind kleine Apollofalter abgedruckt, die den Roman angenehm auflockern. "Das Insekt" ist ein flexibles, hochwertiges Taschenbuch, ideal auch für unterwegs.
Fazit:
Solider, düsterer und gut recherchierter Horror-Thriller. Bonnie Winters erlebt einen Albtraum zwischen Wahn und Wirklichkeit. Für Fans des subtilen Horrors ein Muss.