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Sind sich Brüder am nächsten? Die Beziehung zum eigenen Bruder halte länger als die zwischen Eltern und Kindern und länger als jede Ehe: Diese These stellen Benjamin und Tillmann Prüfer auf. Sie sind selber Brüder, die jetzt unter dem Titel "Mein Bruder" im Scherz Verlag ein Buch herausgegeben haben, in dem sie über ihre Beziehung schreiben.
Tillmann Prüfer ist Redakteur des ZEIT-Magazins und Kolumnist der Financial Times Deutschland und NEON. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Benjamin Prüfer war fünf Jahre Redakteur bei Financial Times Deutschland. 2007 veröffentlichte er ein Buch. Mit seiner Familie lebt er jetzt in Kambodscha.
Der ältere Bruder Tillmann, 1974 geboren, lädt den jüngeren Benjamin, 1979 geboren, ein, bei einem Paartherapie-Gespräch mitzumachen. Hierbei soll der Frage auf den Grund gegangen werden, wie man wieder zusammenfinden kann, nachdem man so viele Jahre gemeinsam verbracht hat, zusammen die Welt verändern wollte, dann aber feststellen muss, dass man nur sich selbst verändert hat.
Die Brüder reflektieren darüber, was sie verbindet und was sie trennt. Das Buch ist in Kapitel gegliedert: Tillmann Prüfer fängt nach der gemeinsamen Paartherapie-Sitzung an und verfasst das erste Kapitel. Die Antwort seines jüngeren Bruders bildet das zweite Kapitel und so wechseln sich die beiden ab. Sie antworten einander und stellen ihren jeweiligen Blickpunkt dar. Alles dreht sich dabei immer wieder um das Problem der Konkurrenz, die ein jüngerer Bruder für den Erstgeborenen bedeutet. Wie wird man als älterer Bruder den jüngeren wieder los? Der Ältere weiß noch, wie es ohne Bruder war. Der Jüngere kennt es nicht anders. Er wird immer an seinem großen Bruder gemessen, auch als Erwachsener noch. Die Biografien der beiden ähneln sich, beide werden Journalisten und Schriftsteller, um sich dann doch ganz anders zu entwickeln. Gerade diese unterschiedliche Entwicklung führt zu Spannungen zwischen den Brüdern.
Wer Spaß an Biografien hat und sich gerne mit Fragen der persönlichen Entwicklung beschäftigt, ist mit diesem gut verständlichen, übersichtlich angelegten und mit vielen familiären Anekdoten versehenen Buch hervorragend bedient. Jeder, der selbst Geschwister hat, kann sich hier leicht wiederfinden, die Lektüre sowohl genießen als auch Nutzen daraus ziehen. Trotz des relativ ernsten Themas kommt der Humor in dem Dialog der Brüder nicht zu kurz.
Tillmann und Benjamin Prüfer leisten hier einen sehr persönlichen Beitrag zum Thema der Beziehung unter Brüdern mit ernsten, zum Nachdenken anregenden, aber auch humorvollen Dialogen.