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"Globaler Wandel: Die Erde aus dem All" ist der Versuch, mit Hilfe von Satellitenbildern zu dokumentieren, wie der Mensch in die natürliche Vegetation und die ihnen zu Grunde liegenden Formbildungsvorgänge des gesamten Planeten eingegriffen hat. Aus großer Höhe, mit dem nötigen Abstand, um viele dieser Veränderungen überhaupt erst sichtbar zu machen, zeigt sich, welch enormen Folgen die Inwertsetzung der Erde zeitigt und wie nahe wir in einigen Aspekten einer globalen Katastrophe bereits gekommen sind.
In zehn Kapiteln nähern sich die Autoren dieser Aufgabe, versuchen die Bilder einzuordnen und dem Leser klar zu machen, inwieweit es noch möglich ist, umzusteuern - und wo es bereits zu spät ist und wir mit den Folgen unseres Ressourcenverbrauchs leben müssen.
Den drei Autoren Stefan Dech, Rüdiger Glaser und Robert Meisner stehen dabei die drei Co-Autoren Thomas Reiter, Reinhold Messner und Peter Sloterdijk zur Seite, die ihre ganz persönlichen Gesichtspunkt zur Sprache bringen.
"Globaler Wandel", "Klimawandel", "Atmosphäre", "Ozeane", "Desertifikation", "Wasser", "Landschaftswandel", Rohstoffe", "Stadtlandschaften" und "Verletzte Erde" sind die Kapitelüberschriften dieses Bildbandes. Zunächst wird jedes Kapitel mit einem kurzen Text eingeleitet, dann folgen die absolut atemberaubenden Aufnahmen. Meist sind es Falschfarben-Satellitenbilder, die in ihrer Anmut, ihrem ästhetischen Reiz und ihrem künstlerischen Wert auch für sich genommen den Blick des Betrachters lange fesseln.
Aufgrund der seltsamen Farben - Falschfarbenbilder zeigen beispielsweise ein leuchtendes Rot für Vegetation - bannen sie jedoch nicht nur das Auge des Lesers, sie bieten auch eine Fülle an exakten Informationen, die der Laie kaum in seiner Gänze erfassen kann. Einordnen lassen sich die Bilder durch einen kurzen Satz, die notwendige Ortsangabe und einen Maßstab, der die Größe des jeweils abgebildeten Raumes dokumentiert.
Ansonsten finden sich auf der Doppelseite keine weitere Angaben, das Auge soll ganz allein und zunächst unbefangen erfassen und werten. Am Ende des Buches findet sich dann unter einer Kleinausgabe des Satellitenfotos ein kurzer Text, der weitere Informationen enthält und eine tiefer gehende Beschäftigung mit dem jeweils angerissenen Thema ermöglicht. Gerade dieser Teil des Buches ist absolut notwendig und sehr benutzerfreundlich.
Die drei Texte der Co-Autoren werfen Schlaglichter auf aktuelle Probleme und vertiefen ebenfalls die dargebotenen Informationen. Sie fügen die persönliche Betroffenheit des Einzelnen ein und ermöglichen über den ästhetischen Genuss hinaus, sich selbst als Mitwirkender an diesen Zerstörungen zu sehen und die eigene Rolle besser zu verstehen.
Doch dieses Buch versucht nicht nur, schöne Bilder aneinander zu reihen - das hat man bereits in hunderten anderer Publikationen zur Genüge. Nein, dieses Buch und seine Autoren beziehen Stellung, legen den Finger in die schmerzendsten Wunden und verdeutlichen mit einigen ganz besonders hervorzuhebenden Bildern, wie ernst es um uns, um die Erde bereits steht.
Da finden sich, neben Bildern des abgeholzten Regenwaldes, der Wochengang der Stickoxide in der Atmosphäre oder ein digitales Höhenmodell von New Orleans, das sehr deutlich zeigt, welche gewaltigen Flächen der Mensch besiedelt, obwohl sie in Regionen liegen, die jederzeit überschwemmt werden können.
Auch das Satellitenbild "Last of the Wild", das die Landschaften der Erde zeigt, die der Mensch noch nicht verändert hat, hält erschreckend klar vor Augen, wie wenig von der Erde wir noch nicht massiv unter den Pflug und unter Teer und Beton genommen haben. Eine weitere Karte, die des "Human Footprints" dokumentiert dies noch deutlicher. Mehr als 80 Prozent der Landoberfläche sind mittlerweile vom Menschen geprägt - eine wahrhaft erschreckende Zahl.
"Globaler Wandel - Die Erde aus dem All" ist ein beeindruckender Bildband. Neben fantastischen Aufnahmen aus dem All bietet er eine Fülle an Informationen, die jeder Mensch wissen sollte. Denn dieser Band bezieht eindeutig und unmissverständlich Stellung. Er ist ein Hilferuf, der mehr als deutlich macht, wie sehr die Zerstörung bereits vorangeschritten ist und wie wenig wir an der Katastrophe noch ändern können. Aber dieses Bisschen, das jedem Einzelnen bleibt, dieses Quäntchen, das wir noch tun können, werden wir nach der Betrachtung dieser Bilder vielleicht sogar in Angriff nehmen - zu aufrüttelnd sind diese Bilder, um sie allzu schnell wieder zu vergessen.