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Wie einfach das Leben doch sein könnte, wenn man die Fähigkeit des Gedankenlesens beherrschte. Will man dem Untertitel des Buches von Thorsten Havener, Zauberer und Mentalist, Glauben schenken, dann verspricht der Autor nicht weniger als "das Geheimnis, Gedanken zu lesen", zu lüften. Manch einer mag an dieser Stelle schon ahnen, dass dieses Versprechen wohl kaum gehalten werden wird. Aber vielleicht gibt es einige hilfreiche Tipps und Tricks eines Mannes, der den Namen einer Person errät, an die man intensiv denkt?
In sechs Kapiteln erläutert Havener die Grundlagen seiner Kunst. Dazu gehört zunächst einmal die Einsicht, dass die Welt das ist, was wir von ihr halten oder dass wir selektiv wahrnehmen oder dass es mehr gibt, als das, was wir von der Welt halten. Nachdem wir also die Bedeutung der Wahrnehmung kennengelernt haben, erfährt der Leser, welche Rolle der Körper, sprich Mimik und Gestik, bei der Kommunikation spielt, beziehungsweise wie der Körper unsere Gedanken verrät. Aber auch, wie umgekehrt, der Körper Einfluss auf den Geist hat. Mit dem Einfluss von Auto- und Fremdsuggestion auf unsere Gedanken und das Verhalten befasst sich Kapitel drei, hier spielt vor allem die Sprache eine Rolle. Im vierten Kapitel stellt der Autor ein Mentaltraining vor, das letztlich nichts anderes ist als Entspannen und Visualisieren. Die letzten zwei Kapitel sind eher kurz und beinhalten allgemeine Lebensweisheiten, wie die, dass die Macht des Menschen nur im Augenblick liegt, denn in Vergangenheit und Zukunft kann er nicht agieren, nur im Jetzt.
Wer nach dieser Inhaltsangabe gähnt und denkt: "Kennt man ja alles schon", der liegt mit Sicherheit nicht falsch. Geheimnisse, wie im Untertitel versprochen, werden zumindest keine gelüftet. Psychologieinteressierte werden wahrscheinlich nichts Neues erfahren, außer ein paar netten Anekdoten Haveners oder anderer Personen, die exemplarisch vorgestellt werden, und ein paar persönlichen Informationen über Haveners Leben und Werdegang. Das Buch ist insgesamt gut strukturiert und unterhaltsam geschrieben und für Einsteiger in die Thematik Kommunikation beziehungsweise Körper-Geist-Interaktion ist es eine leichte Einführung. Wie der Autor selbst schreibt, ist er kein Wissenschaftler, was man dem Buch deutlich anmerkt. So verwendet er konsequent den Begriff "Unterbewusstsein", von dem jeder halbwegs psychoanalytisch Interessierter weiß, beziehungsweise wissen sollte, dass er in der einschlägigen Fachliteratur keine Verwendung findet, denn es gibt nichts unterhalb des Bewusstseins, es gibt nur Dinge die nicht bewusst, also unbewusst, sind - so wird denn dort auch immer der Begriff des Unbewussten verwendet. Auch die immer wieder eingestreuten Lebensweisheiten nerven, denn wenn man einen Lebensratgeber lesen wollte, würde man sich einen kaufen.
Nichtsdestotrotz macht Havener deutlich, was die genaue Beobachtung einer Person uns über sie verrät oder besser: dass nur ein sehr geringer Teil der Informationen sprachlich übermittelt wird. Die Interpretation der übrigen Signale ist eine Sache der genauen Beobachtung und damit des Trainings. Das Kapitel über Körpersprache ist letztlich auch das interessanteste Kapitel im Buch. Doch auch die wichtige wechselseitige Beziehung zwischen Körper und Geist ist eine wichtige Botschaft des Buches, die man sich in der Interaktion mit anderen als auch im eigenen Leben zunutze machen kann.
Dieses Buch ist vieles: Lebensratgeber, sehr kurze Einführung in nonverbale Kommunikation, Anekdotensammlung. Aber eines ist es sicher nicht: ein Enthüllungsbuch, dass das Geheimnis des Gedankenlesens preisgibt. Obwohl Havener immer wieder klar macht, dass das Geheimnis des Gedankenlesens lediglich in der Beobachtung liegt, hat man doch das Gefühl, dass er die wichtigsten Details seiner Kunst nicht verrät - vielleicht ist es aber tatsächlich auch nur das, was er Intuition nennt und somit nicht bewusst benennen kann - und den Leser mit oberflächlichem Geplänkel bei Laune halten will.