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 Das fünfte Evangelium


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Brutalität
Spannung
Kirchenromane, insbesondere solche, die die Dogmen der Kirche in Frage stellen, erfreuen sich in letzter Zeit großer Beliebtheit, spätestens seit "Illuminati" von Dan Brown hat fast jeder zumindest einen Roman dieser Art gelesen. Allerdings ist dieser Krimi älter als "Illuminati", ist er doch schon 1995 zum ersten Mal erschienen und nun in elfter Auflage bei Bastei Lübbe erhältlich.

Mit "Das fünfte Evangelium" legt Philipp Vandenberg einen Roman mit einer interessanten Kernfrage vor: Was passiert, wenn ein fünftes Evangelium gefunden wird? Eins, welches älter ist als alle anderen und somit glaubwürdiger, weil zeitlich näher an den Ereignissen? Wie reagiert die Kirche, wenn dieses Dokument wichtige Glaubensgrundsätze widerlegt oder in Frage stellt? Dieser Roman bietet einen Denkansatz.

Anne Seydlitz ist entsetzt: Ihr Mann wurde Opfer eines Verkehrsunfall. Nun ist sie Witwe und obendrein noch in obskure Geschehnisse verwickelt.
Im Auto ihres Mannes befanden sich zur Unfallzeit Fotografien eines Pergaments, für das ihr nun ein Vermögen geboten wird. Ein von ihr hinzugezogener Experte leugnet den hohen Wert des Pergaments, doch verhält er sich fragwürdig. Die einzige brauchbare Erkenntnis, die er Anne erzählt, ist das Wort "Barabbas" welches sich auf dem Pergament finden lässt.
Barabbas ist eine Art biblisches Phantom, nirgends lässt sich Näheres zu ihm finden. Gibt dieses Pergament möglicherweise Aufschluss über seine Existenz?
Anne gerät zusehends in Bedrängnis: Menschen, die ihr Erklärungen über das Pergament liefern könnten, sterben, sie beginnt an der Treue ihres Mannes zu zweifeln und verrennt sich immer mehr in Gedankengänge, in denen ihr bald jeder verdächtig erscheint.
Ein Geheimbund aus hochrangigen Wissenschaftlern scheint besonderes Interesse an dem Barabbas-Pergament zu haben und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Dieser Geheimbund setzt seine Verborgenheit mit extremen Mitteln durch, sein Ziel ist es, die Welt mittels Wissen zu beherrschen. Tatsächlich vereint diese Organisation die brillantesten Köpfe der Welt in sich, zusammen scheinen sie jeder Frage gewachsen zu sein.
Anfangs scheinen die einzelnen Handlungsstränge noch sehr zusammenhangslos und unübersichtlich, dieses Chaos beginnt sich aber zu lichten, als in einem Jesuitenkloster ein Pergament übersetzt wird, welches vermuten lässt, dass der Schreiber Jesus persönlich kannte. Diese Erkenntnis könnte die Lehre der Kirche in den Grundfesten erschüttern.
Doch wie hängt dieses mögliche fünfte Evangelium mit dem Barabbas-Pergament und dem Tod von Annes Mann zusammen?
Doch auch hier wird eine neue Frage aufgeworfen, und zwar, ob Annes Mann Guido wirklich tot ist oder ob es sich hierbei nicht um ein perfide inszeniertes Versteckspiel handelt.

Mit "Das fünfte Evangelium" legt Philipp Vandenberg einen Roman mit einer interessanten Kernfrage vor: Was passiert, wenn ein fünftes Evangelium gefunden wird? Eins, welches älter ist als alle anderen und somit glaubwürdiger, weil zeitlich näher an den Ereignissen? Wie reagiert die Kirche, wenn dieses Dokument wichtige Glaubensgrundsätze widerlegt oder in Frage stellt? Dieser Roman bietet einen Denkansatz. Die Handlung führt aber nicht nur in die Abgründe der kirchlichen Institutionen, sondern betrifft durchaus auch andere Bereiche.

Wie schon in der Inhaltsangabe erwähnt, fällt es dem Leser teilweise sehr schwer, die Zusammenhänge zu erkennen, vor allem, da das mögliche fünfte Evangelium, welches titelgebend ist, erst auf Seite 162 erwähnt wird. Vorher wird der Leser mit Einzelheiten über einen Geheimbund, ein anderes Pergament, die Vergangenheit eines Wissenschaftlers und über Annes Beziehung zu einem Jugendfreund verwirrt. Diese Sachen werden zwar im Laufe der Geschichte wirklich wichtig und auch verknüpft, allerdings muss man sich am Anfang schon stark konzentrieren, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Die Kapitel wechseln anfangs immer zwischen dem Blickwinkel Annes und der Geheimorganisation, später kommt noch der Winkel eines Mönchs dazu. Die Schauplätze decken fast die ganze Welt ab, beginnend in Deutschland, mit Abstechern nach Frankreich, Amerika und Griechenland. Diese Wechsel sind sehr interessant und zeigen, wie weit der Einfluss mancher mächtiger Menschen reichen kann.

Alles in allem ein Buch für Leser, die sich konzentrieren können, da sonst wichtige Details übersehen werden könnten. Wenn man dies aber schafft, dann steht man einer fesselnden Fragestellung gegenüber und wird diesen Roman sicherlich nicht schnell aus der Hand legen können.

Das Beeindruckendste an diesem Roman ist sicherlich sein möglicher Wahrheitsgehalt. Nichts in seiner Handlung lässt sich definitiv ausschließen, alles könnte so oder ähnlich stattfinden. Mit dieser Tatsache spielt der Autor. Der Leser kann sich nie sicher sein, ob diese Geschichte nicht wirklich so stattfand, da Einleitung und Schluss an einen Tatsachenbericht erinnern. Und wer kann schon wissen, ob es nicht doch Wirklichkeit ist? Philipp Vandenberg begeht lediglich den Fehler, dass manche Sachen zu modern für ein Buch sind, dessen Handlung in den 60er Jahren angelegt ist. So war es wohl nicht unbedingt selbstverständlich, dass eine Frau einfach das Geschäft ihres Mannes weiterführt oder dass es jedem einfach so möglich ist, mal schnell von München nach San Diego zu jetten.

Abgesehen von den schon erwähnten Schwächen und einer zeitweise auftretenden Langatmigkeit ist dieser Thriller für theologische und wissenschaftlich interessierte Leser zu empfehlen.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 1995 | ISBN: 3404122763 | Preis: 6,95 Euro | 348 Seiten | Sprache: Deutsch

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