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 Die Opferung


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die Opferung ist ursprünglich als Teil der H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schrecken angekündigt wurden, nun aber in der Reihe Horror TB erschienen. Warum, dazu später ein paar Vermutungen. Die Geschichte nimmt direkt Bezug auf H. P. Lovecrafts Novelle "Träume im Hexenhaus" und auf die verruchte Hexe Keziah Mason und den abscheulichen Brown Jenkin.

Im Jahre 1992 bekommt der junge David Williams den Auftrag, Fortyfoot House auf der Isle of Wight zu renovieren. Kurz zuvor hat er seine Frau an einen anderen Mann verloren und die Arbeit schleifen lassen, so dass er nun dringend auf das Geld für diesen Auftrag angewiesen ist. Zusammen mit seinem siebenjährigen Sohn bezieht er also das alte Haus, dass vor knapp hundert Jahren als Waisenheim diente und in dem innerhalb kürzester Zeit mehrere Kinder den Tod fanden. David und Danny treffen vor Ort auf Liz, eine Vagabundin, die dort ebenfalls einzieht. Schnell erweist sich das Haus als "Spukhaus", glaubt man den Erzählungen der Nachbarn und seinen eigenen Augen und Ohren und es gibt immer öfter merkwürdige Phänomene. Ab einen gewissen Zeitpunkt nimmt das Grauen seinen Lauf, Menschen sterben und David erfährt Hintergründe, die besser ungenannt geblieben wären ...

Obgleich modern erzählt, ist die Geschichte stark von Lovecraft inspiriert. Erzählt in der Ich-Perspektive wird der Leser langsam an den Horror herangeführt. Erst sind es nur Schatten, dann wandernde Personen auf Fotografien, Kratzen und Scharren auf dem Dachboden und seltsame Winkel, die so nicht sein dürften. Diese Winkel geben David die ersten Hinweise, ergeben seine Recherchen doch, dass die Zikkurate der alten Sumerer eine ähnlich absurde Geometrie aufwiesen und angeblich Tore zu anderen Dimensionen und Welten öffnen konnten. Weitere Nachforschungen erzählen von einer grauenhaften Gestalt in London und eine lokale Sage handelt von einer großen Ratte namens Brown Jenkin, die nachts unartige Kinder holt. Bei diesem Namen horcht der Lovecraft-Fan natürlich auf.

Nach und nach steigern sich die Bedrohungen, aber es bleibt lange unklar, ob wirklich etwas Schlimmes dahinter steckt. Da schließlich geschieht der erste Todesfall, dem weitere folgen. Ab nun nimmt das Grauen seinen Lauf und wird immer cthuloider und erschreckender ... Andererseits, eventuell verliert David Williams einfach nur seinen Verstand?

Das Buch ist dank gutem Schreibstil und ordentlicher Schriftgröße flüssig zu lesen, das Cover sieht gut aus, ist aber ziemlich beliebig. Die Übersetzung stammt von Ralph Sander.

Warum erschien die Geschichte als Horror-TB und nicht in der Lovecraft-Reihe, obwohl sie eine Novelle von Lovecraft aufgreift und in dessen Universum spielt? Eventuell waren es Marketing-Gründe, es könnte aber auch sein, dass gemeint wurde, die Geschichte sei nicht kompatibel genug mit dem offiziellen Cthulhu-Mythos. Gewisse Schilderungen scheinen mir auch wirklich stark Mastertons eigene Sicht der Dinge zu sein.
So oder so ist Masterton ein wirklich spannendes Buch gelungen, das den Leser recht schnell packt und dann nicht mehr loslässt. Freunde des Cthulhu-Mythos können beruhigt zugreifen, und auch wenn Masterton wie so viele Lovecraft-Nachfolger nicht konsequent die Schrecklichkeiten der cthuloiden Hintergründe ausspielt, ist es doch ein Buch, dass den langsamen und durchdringenden Horror Lovecrafts ähnelt. Es ist also weitaus näher am Original als zum Beispiel "Titus Crow" oder "Der Hexer von Salem". Aber auch wer nicht viel mit dem Cthulhu-Mythos zu tun hat, kann dieses Buch kaufen, denn es handelt sich auch allgemein gesehen um ein wirklich gutes Horrorbuch.

Was erst unangenehm auffiel waren die Zeitreisen, führen die doch immer zu Paradoxien und sind selten gut erklärt. Hier andererseits sind eh Kräfte am Werk, die der menschliche Verstand nicht fassen kann, da liegen solche Paradoxien eben im beschränkten Intellekt des Menschen begründet ... Die Liebesszenen sind recht eindeutig, die Entfremdung ist aber gut erklärt. Unverständlich ist jedoch das Verhalten Davids beim Auftreten der ersten Phänomene. Weder sieht er nach Danny, noch bittet er Liz dies zu tun. Erstens könnte sogar Danny oben auf dem Dachboden Ursache von allem sein und zweitens könnte Danny unabhängig davon ja in Gefahr schweben.

Durch die verwirrenden Zeitreisen, das nicht immer ganz nachvollziehbare Handeln der Protagonisten und das zum großen Teile Aufgreifen eines vorhandenen Universums ist das Buch nicht perfekt, aber es ist nah dran. Wie gesagt, ein wirklich gutes und spannendes Horrorbuch und ein guter cthuloider Roman. Und das zu einem wirklich akzeptablen Preis.

Bernd Wachsmann



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