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Die Comic-Reihe "Der Schimpansenkomplex" von Richard Marazano und Jean-Michel Ponzio geht mit dem Band "Zivilisation" in die dritte und letzte Runde. Die Geschichte wird hiermit abgeschlossen.
Erzählt wird von der Reise der Astronautin Helen Freeman, die sich nichts sehnlicher wünscht, als als Erste einen Fuß auf den Mars zu setzen. In den ersten beiden Alben durften wir miterleben, wie sie auf den seltsamen Fall von zwei Astronauten der Apollo 11 stößt, die es plötzlich doppelt zu geben scheint. Bei ihrer Reise ins All gilt es, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Auf dem Mars erfährt sie etwas über seltsame Zeit-Raum-Phänomene.
Dieser Band beginnt viele Jahre nach diesen Ereignissen. Helen und ihre Crew haben sich in einen Ruheschlaf begeben, doch als die junge Frau jetzt aufwacht, muss sie mit Entsetzen feststellen, dass ihre Kollegen nicht mehr leben. Sie sind stark gealtert und gestorben. Nur Aleska lebt noch. Die beiden stellen fest, dass circa siebzig Jahre vergangen sein müssen, seit sie von der Erde aufgebrochen sind. Die Menschen, die sie kannten, leben mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr. Helen muss sich damit abfinden, dass sie weder auf eine Rettungsmission hoffen kann noch dass sie ihre kleine Tochter jemals wiedersehen wird. Alles, was ihr bleibt, sind die Nachrichten, die auf dem Bordcomputer eingegangen sind. An diese klammert sie sich auch, als Aleska ihr das unglaublich riesige Raumschiff zeigt, an das ihre Raumkapsel scheinbar angedockt hat. Was hat es mit diesem Schiff auf sich? Die beiden Astronauten begeben sich auf eine Entdeckungstour ins Ungewisse und hoffen, doch noch auf Antworten zu stoßen.
"Der Schimpansenkomplex" ist ein Science-Fiction-Comic, den man in jedem Fall komplett lesen sollte, ohne Vorkenntnisse ist die Geschichte absolut unverständlich. Doch leider fällt es auch Kennern von Band eins und zwei zunehmend schwerer, der Handlung zu folgen. Die großen Zusammenhänge erschließen sich nicht unbedingt und bleiben im Dunkeln. Das Ereignis aus dem ersten Teil, welches sich hier vermeintlich wiederholt, ist nicht ganz schlüssig dargestellt, da es doch Unterschiede gibt, die das Gesamtkonzept nicht mehr nachvollziehbar machen. Wenn man die genauen Hintergründe nicht hinterfragt, kann man die Geschichte genießen, andernfalls werden dem aufmerksamen Leser einige Unstimmigkeiten auffallen.
Die Grundidee ist großartig, nur leider wird sie nicht komplett aufgelöst. So wird zum Beispiel der Erzählfaden um Helen Freemans Tochter Sofie zu einem großen Teil fallen gelassen. Die Erlebnisse des Mädchens direkt mitverfolgen zu können, hat beim Leser eine enorme, gefühlsbetonte Stimmung hervorgerufen. In diesem Band beschränkt man sich lediglich auf Nachrichten von einem Band, in denen angedeutet wird, wie es ihr erging. Lediglich am Ende wird dieser Part noch mal aufgegriffen.
Wer eine interessante Science-Fiction-Geschichte in wundervollen Bildern sucht, kann trotzdem zu der Serie greifen, da sie, komplett gesehen, viele reizvolle Aspekte aufweist. Die grundsätzliche Idee der zeitlichen und räumlichen Parallelen ist durchaus spannend mitzuverfolgen. Die bis ins Detail liebevoll ausgearbeiteten Zeichnungen lassen den Comic auch optisch zu einem Vergnügen werden. Zudem bietet der dritte Teil einige Bonusseiten, auf denen man den zeichnerischen und digitalen Entstehungsprozess der Bilder mitverfolgen kann.
Fazit: Mit "Zivilisation" ist leider ein Abschluss zum "Schimpansenkomplex" erschienen, der den hohen Erwartungen nicht ganz gerecht wird. Trotzdem kann man die Serie allen Science-Fiction-Fans empfehlen, die nach einer originellen Story in diesem Genre und im Comic-Bereich suchen.