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 Experimentelle Emotionspsychologie

Methodische Ansätze - Probleme - Ergebnisse


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis


Emotion ist ein schwer zu definierendes Konstrukt. Die Definition jedoch ist eng mit der Messung von Emotionen beziehungsweise ihrer Komponenten verbunden. In der Emotionsforschung gab und gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an experimentelle Untersuchungen.
Das von Wilhelm Janke, Martin Schmidt-Daffy und Günter Debus herausgegebene Buch "Experimentelle Emotionspsychologie" umfasst beinah eintausend Seiten und füllt nach eigenen Aussagen eine Lücke in der Darstellung der Emotionsforschung, nämlich die der experimentellen Methodik, die im Buch stark neuropsychologisch orientiert ist.

In insgesamt acht Kapiteln mit einer je unterschiedlichen Anzahl von Unterkapiteln nähern sich die einzelnen Autoren methodisch-experimentellen Ansätzen aus unterschiedlichen Perspektiven an. Das Inhaltsverzeichnis, das im Anschluss an diese Rezension zu finden ist, macht bereits die Bandbreite, die in diesem Buch abgedeckt wird, deutlich. Von einer historischen Einführung über die Klassifikation von Emotionen bis hin zur Erfassung psychischer und somatischer Variablen sowie Emotionen bei besonderen Gruppen werden verschiedene Themenfelder abgedeckt.
Der experimentellen Induktion als Kern der Emotionsforschung ist ein eigenes Kapitel gewidmet, das exemplarisch für die anderen Kapitel stehen kann: Zum einen wird sich der generellen Problematik genähert, das heißt, Grundprobleme der Emotionsinduktion wie Effektstärke, Selektivität und Spezifität werden erläutert, zum anderen wird spezifischer auf Emotionen eingegangen und schließlich werden spezielle Methoden besprochen. So geht es auch in den anderen Kapiteln zum einen um die generelle Problematik experimenteller Methoden in der Emotionsforschung und zum anderen werden konkrete Methoden und ihre Ergebnisse vorgestellt.

Für alle, die sich intensiv mit Emotionen und ihrer Messung auseinandersetzen, ist dieses Buch eine umfassende und breit gefächerte Informationsquelle. Die Zielgruppen, die auf der Rückseite angegeben werden, sind aber wohl doch etwas hoch gegriffen: Dass Kultur-, Kunst- und Wirtschaftswissenschaftler sich tatsächlich so detailliert mit der Methodik der Emotionsforschung auseinandersetzen müssen und wollen, kann man bezweifeln. Für Fachbibliotheken dieser Fächer kann dieses Buch jedoch eine lohnenswerte Investition sein. Dafür spricht auch der moderate Preis. Auch Studierende der Psychologie könnten mit diesem Buch eher überfordert sein - zumindest wenn es darum geht, sich damit selbstständig in die experimentelle Emotionspsychologie einzuarbeiten. Auch hier gilt aber wieder, dass einzelne Kapitel beziehungsweise Unterkapitel interessant sein könnten und das Buch damit auf jeden Fall in die entsprechende Fachbibliothek gehört.

Ein Kauf des Buches lohnt vor allem für Wissenschaftler, die im Bereich der Emotionsforschung arbeiten. Diese finden hier fokussiert Informationen zur Methodik der Emotionsforschung: Paradigmen, generelle und spezifische Probleme, Ergebnisse und Allgemeines zum Konstrukt Emotion. Studierende, die die Emotionspsychologie im Schwerpunkt studieren oder deren Abschlussarbeit in diesem Bereich angesiedelt ist, könnten ebenfalls zugreifen, doch neben den Wissenschaftlern ist das Buch vor allem für Dozenten - auch wenn diese beiden Berufsfelder meist in einer Person vereint sind - in diesem Bereich zu empfehlen, denn durch die methodische Ausrichtung ist es besonders dazu geeignet, Forschung und ihre Probleme konkret und exemplarisch den Studierenden in praktischen Seminaren oder Übungen näher zu bringen.


Inhaltsverzeichnis
  1. Einführung
    • Experimentelle Emotionspsychologie: Einführung und Übersicht
    • Aus den Anfängen der experimentellen Emotionspsychologie
    • Emotionsforschung im Alltag
    • Experimentelle Emotionspsychologie: Methodische Ansätze mit Beispielen
  2. Grundlagen
    • Emotionale Reaktivität
    • Klassifikation von Emotionen
    • Plädoyer für das Komponenten-Prozess-Modell als theoretische Grundlage der experimentellen Emotionsforschung
  3. Emotionen und ihre Induktion
    • Induktion von Emotionen in der experimentellen Emotionspsychologie
    • Positive Emotionen
    • Furcht und Angst: Überlegungen zur Differenzierung und Integration mit Schlussfolgerungen für die Induktionsmethoden
    • Öffentliches Sprechen als angstspezifisches Untersuchungs-Paradigma
    • Turm von Hanoi (Turm von London) bei öffentlicher Beobachtung und Bewertung als Alternative zum Öffentlichen Sprechen: Experimentelle Ergebnisse
    • Methoden der kontrollierten Ärgerinduktion
    • Experimentelle Untersuchung kardiovaskulärer Ekelreaktionen
  4. Kennzeichen von Emotionen: Psychische Merkmale
    • Verbale Methoden in der experimentellen Emotionsforschung
    • Sprachliche Selbstbeschreibung von Emotionen - Untersuchungen zum Prozess der Selbstbeschreibung anhand von Eigenschaftswörtern auf der Basis der Stroopinterferenz
    • Ausdruck und Emotion
    • Experimentelle Ansätze zur Erfassung von Verhaltensindikatoren der Angst - Eine Untersuchung zur Angsttheorie von J.A. Gray
    • Erfahrungen mit dem Emotionalen Strooptest für Kinder
    • Ein Impliziter Assoziationstest zur Erfassung von Ängstlichkeit
    • Chemische Sinne und Signale als Indikatoren emotionalen Geschehens
  5. Kennzeichnung von Emotionen: Somatische Merkmale
    • Genetik der Stressreaktion
    • Bildgebungs- und EEG-Befunde in der Emotionspsychologie dargestellt am Beispiel der emotionalen Wirkung von Musik
    • EEG-Analyse der ereigniskorrelierten Hirndynamik: Eine Perspektive für die experimentelle Emotionsforschung?
    • Ereignisbezogene elektrodermale und cortikale Indikatoren der Lateralisierung von Emotionen
    • Nah-Infrarot Spektroskopie (NIRS) in der Emotionspsychologie
    • Cerebrale Lateralität, weibliche Keimdrüsenhormone und Emotionen
    • Hemisphärenunterschiede in der Bedrohungsentdeckung: Experimentelle Untersuchung mit einer Gesicht-in-der-Menge-Aufgabe
    • Herzratenvariabilität bei emotionalen Reaktionen und Hemisphärenasymmetrie - Theorie und Experiment
    • Subjektive körperliche Symptome beim Öffentlichen Sprechen: Einfluss habitueller Symptomwahrnehmung und situativer Symptomfokussierung
    • Neurochemische und endokrine Systeme in der experimentellen Emotionsforschung: Forschungsansätze und Grundlagen
    • Neurotransmitter und Hormone: Beispiele für die Verwendung in der experimentellen Emotionsforschung
    • Pharmaka als Forschungswerkzeuge zur Differenzierung von Emotionen positiver Valenz
  6. Dekomponierung des emotionalen Geschehens
    • Das Komponentenmodell somatoviszeraler Aktivierung bei Furcht und Ärger
    • Untersuchung von zwei unterschiedlichen Belastungsfaktoren beim "Öffentlichen Sprechen"
    • Auf einem Auge vorübergehend "blind": Emotionale Bilder dominieren bei binokularer Rivalität
    • Bedrohungsentdeckung: Neukonzeption und Überprüfung einer Gesicht-in-der-Menge-Aufgabe
  7. Begleitumstände und Bedingungen von Emotionen, individuelle Differenzen
    • Die Induktion positiver Emotionen mittels IAPS in Abhängigkeit von Sensation Seeking
    • Emotionsbezogene Kognitionen und Lernen
    • Vigilante und kognitiv vermeidende Stressbewältigung: Theoretische Weiterentwicklung und experimentelle Überprüfung
    • Emotionale Gedächtnisbildung im Schlaf und die vermeintliche kathartische Rolle des Träumens
  8. Emotionen bei besonderen Gruppen
    • Biopsychologie von Emotionen im Tiermodell am Beispiel von Angst und Furcht
    • Emotionswissen bei Kindern im Alter von 4 bis 10: Untersuchung zur Intuitiven Psychophysiologie
    • Emotionale Entwicklung im Alter: Verlust oder Gewinn?
    • Emotionen und emotionale Auslenkung bei Operationen im Alter
    • Funktionelle Bildgebung emotionaler Prozesse bei der Schizophrenie

Katja Maria Weinl



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2008 | ISBN: 9783899674507 | Preis: 65,00 Euro | 993 Seiten | Sprache: Deutsch

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