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Klassenfahrt - eigentlich für Sprotte und ihre wilden Hühner ein Ereignis, das schon im Vorfeld für gute Laune sorgen müsste. Doch die Probleme, die jedes der Mädchen mit sich herumschleppt, trüben die Aussichten auf eine vergnügliche Zeit erheblich. Sprotte hat sich mit Fred überworfen. Der ist auf Abstand gegangen, nachdem Sprotte nicht mit ihm schlafen wollte. Und Fred selbst trifft es zudem hart, dass sein geliebter Opa ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Aber auch Wilma, Trude, Melanie und Frieda drücken persönliche Probleme. Diese Klassenfahrt wird wohl alles andere als eine unbeschwerte Zeit mit den Pygmäen. Einzig die Jugendherberge entpuppt sich als Traum aller Schüler. Anstatt eines heruntergekommenen Hauses ist ein respektables Schloss für mehr als eine Woche ihr Aufenthaltsort. Doch ausgerechnet Melanie sorgt für den absoluten Schock bei den "Wilden Hühnern". Sie ist sich sicher, schwanger zu sein. Da sie nichts mehr mit Willi, dem Vater des Kindes, zu tun haben will, macht sie sich und ihren Freundinnen das Leben schwer. Und da auch Sprotte unter massiven Anfällen von Eifersucht leidet - Fred scheint sich nämlich an die wunderschöne Sabrina heranzumachen - sinkt die Stimmung auf Kühlschrankniveau. Da ist es kaum förderlich, dass ausgerechnet Sprottes Mutter den Bus fährt und ein Auge auf ihre Tochter hat. Wären nicht die "Wilden Küken", drei ausgesprochen freche Mädchen, die die wilden Hühner von ihrem Aufenthalt auf einem Reiterhof im vergangenen Jahr kennen gelernt haben, es gäbe überhaupt keinen Spaß mehr auf dieser Klassenfahrt.
Was für eine Freude bei den Fans der "Wilden Hühner", einer überaus erfolgreichen Buchreihe von Cornelia Funke, als 2008 klar wurde, dass ein neuer Kinofilm erscheinen würde. Im August dann erschien das neue Abenteuer von Sprotte, Wilma, Frieda, Trude und Melanie in Buchform. Die erste kleine Enttäuschung war der Name des Autors. Thomas Schmid prangte auf dem Cover; allenfalls die Idee, die Figuren, der Rahmen waren von Cornelia Funke.
Dennoch wurde das Buch und erst recht der Film ein großer Erfolg. Nun also, nach einem Buch mit Filmbildern, einer Single-CD mit dem "Wilden Hühner-Lied" und dem Filmhörspiel, das Hörbuch.
Gelesen von Anne Moll ist es den Fans - zumeist wohl Mädchen zwischen neun und dreizehn Jahren - egal, welcher Name auf der Hülle steht, Hauptsache es geht weiter mit Sprotte und Fred, Melanie und Willi, den Hühnern und Pygmäen.
Und eins muss man dem Autor, den Filmemachern und Cornelia Funke lassen, bei dieser Geschichte bleibt kein Auge trocken. Spannend, rührselig, traurig, herzerwärmend und teils hochdramatisch rast die Geschichte von einem Höhepunkt zum anderen. Gelegentliche leisere Passagen sind kurz, der Herzschmerz hält sich wider Erwarten in Grenzen. Leider aber auch der Humor. Der köstliche Hühner-Humor brennt auf Sparflamme. Die ganze Geschichte wirkt auch in Hörbuchform zu sehr auf das Medium Film zugeschnitten. Die Höhepunkte im Minutentakt wirken wie inszeniert und nicht wie aus der Geschichte heraus sich entwickelnd. Wirklich jeder Beteiligte muss Federn lassen, ein dramatisches Geheimnis haben oder Probleme vor sich herschieben. Mag sein, dass das Erwachsenwerden schwierig ist, doch nicht jeder muss dafür durch die Hölle gehen.
Blendend macht ihre Sache wieder einmal Anne Moll. Ihre Sprotte ist wie immer: frech, aufbrausend, manchmal allzu zögerlich und schwer unter ihren Liebesnöten leidend. Fast zu sehr. Gelegentlich möchte man ihr zurufen, einfach einen vernünftigen Satz mit Fred zu reden - nach zwei Jahren Zusammensein sollte das möglich sein.
Auch das große Finale im Bergwerk wirkt wie in die Geschichte gehämmert. So sieht die Realität - und darauf waren die wilden Hühner doch immer so stark ausgerichtet - nicht aus. Und auch wenn das im Film funktioniert, im Hörbuch (und im Buch) klappt das nicht.
So ist "Die Wilden Hühner und das Leben" ein gut vorgetragenes Hörbuch, das leider eher ein gesprochener Film denn ein weiteres Buch der Reihe ist. Und dennoch, die Fans werden es lieben, allein weil ihre Sprotte ein weiteres Kapitel aus ihrem Leben preisgibt.
Sehr nett ist die Zugabe auf der vierten CD. Das "Hühner-Lied", gesungen von den Darstellerinnen der Hühner, ist als letzter Track dabei und erfreut bestimmt alle Fans der Hühner und des Films.