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 Female Agents

Geheimkommando Phoenix


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
"Female Agents", das klingt wie eine Mischung aus "Drei Engel für Charlie" und den "Power Puff Girls". Eine ganz schlichte Übersetzung des französischen Originaltitels, "Die Frauen im Schatten", hätte vermutlich nicht reißerisch genug geklungen für deutsche Vertreiber. Hinter dem dämlichen Titel verbirgt sich allerdings ein ernsthafter und knallharter Zweiter-Weltkrieg-Spionage-Thriller, der in einem bislang selten gewählten Setting spielt, das jetzt aber auch Quentin Tarantino für seine "Inglorious Basterds" entdeckt hat: im von den Deutschen besetzten Frankreich.

Vier Frauen springen nachts mit Fallschirmen über Frankreich ab. Ihre Mission ist nicht leicht, aber klar umrissen: Sie sollen einen englischen Geologen aus einem Krankenhaus befreien. Dieser Mann kennt wichtige Informationen über die Landung der Alliierten in der Normandie, ist aber verletzt und gibt sich im Krankenhaus als Deutscher aus. Die Rettung glückt zunächst, dann aber lernen sie ihren Widersacher kennen: Der SS-Offizier Heindrich setzt ihnen nach und tötet den Geologen. Zudem findet er Informationsschnipsel über die Alliierten-Pläne, mit denen er aber zunächst nichts anfangen kann. Und er hat einen Gefangenen, den er gnadenlos verhört. Für die vier Frauen, darunter die schneidige Louise, ändert sich nun der Auftrag: Sie sollen Heindrich töten, bevor er mehr herausfinden kann. Nicht alle Frauen sind davon begeistert, denn einige von ihnen sind zwangsrekrutierte Zivilisten. Aber Louise lässt nicht locker, denn der Mann, den Heindrich in seiner Gewalt hat, ist ihr Bruder. Und so folgen die Frauen dem deutschen Offizier nach Paris, wo es von Nazis und Kollaborateuren nur so wimmelt ...

Die Geschichte klingt schon schräg, und wäre sie nicht vom Leben selbst geschrieben worden, wer weiß, ob das Drehbuch so von den Produzenten durchgewunken worden wäre. Aber Louise Desfontaines hat wirklich gelebt und der Film erzählt ihre dramatische Geschichte, allerdings mit diversen fiktiven Ausschmückungen. Dargestellt wird sie von Sophie Marceau, die ganz gut in diese Rolle passt und eine überzeugende Show liefert. Ihr Gegenspieler ist Moritz Bleibtreu als Heindrich. Die nüchterne, zielgerichtete Arbeitsweise des Offiziers vermag der deutsche Schauspieler ohne die plumpe übertriebene Härte, die Nazi-Charaktere in vielen Filmen ausmacht, gelungen darzustellen. Das ist auch deshalb wichtig, weil Heindrich eine kleine Liebesgeschichte angedichtet wird, für die er eine gewisse Menschlichkeit ausstrahlen muss. Beide Hauptdarsteller sind gut gewählt. Daneben gefallen aber auch die anderen Frauenfiguren, denen das Drehbuch sehr unterschiedliche Charakterzüge gegeben hat und die sich nicht immer vertragen. Der Fokus auf Charakterdarstellung tut dem Film gut.
Die Geschichte wird weitgehend nachvollziehbar erzählt, zu Beginn geht es vielleicht ein wenig schnell, bis die Damen den ersten Einsatzort erreicht haben. Allerdings gibt es einige historische Freiheiten - dass Strandproben zur Vorbereitung eines späteren künstlichen Nachschubhafens mittels sogenannter Phoenix-Senkkästen entnommen werden mussten, scheint schlüssig, aber warum das durch einen Geologen, also wohl einen Zivilisten, vor Ort geschehen muss, ist fraglich. Und dass die Entscheidungsträger der Alliierten die wichtige Aufgabe, einen Offizier zu töten, der zu viel weiß, einer Gruppe Frauen überlässt, die noch dazu nicht allesamt ausgebildete Agenten sind, ist eigentlich absurd. Wie viel wahre Geschichte in diesem Film wirklich steckt, ist schwer auszumachen.
Interessanterweise kommt die größte Actionszene recht früh: Die Befreiung des englischen Agenten wird effektvoll inszeniert. Was sich anschließt, ist ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem der Spannungsbogen auch ohne große Action immer aufrechterhalten wird - und bei dem nicht immer klar ist, wer Katze und wer Maus ist. Dabei schont der Film die Charaktere nicht, der Zuschauer bekommt einiges an körperlicher Folter und Psychospielchen zu sehen, es hält sich aber alles noch in einem Rahmen, der die Freigabe ab 16 Jahren rechtfertigt.
Auch die Atmosphäre im besetzten Paris ist gelungen umgesetzt. Menschen versuchen, einen Alltag zu pflegen, aber über allem schwebt die Angst vor Nazis und Kollaborateuren. Absolut nicht stimmig, sondern wieder einmal nur auf Blickfang ausgelegt, ist das Cover des Films. Es suggeriert einen Action-Streifen mit Bombern, großen Explosionen und Kriegshandlungen mit Panzern und zeigt dazu noch einen rennenden Bleibtreu - ist er auf der Flucht? Man weiß es nicht. Panzer spielen in diesem Film keine Rolle, Flugzeuge nur insofern, dass sie als Transportmittel für die Frauen dienen, kurz gesagt, es hat mit dem Film nur die gezeigten Gesichter von Marceau und Bleibtreu sowie von Julie Dépardieu (Jeanne) und Marie Gillain (Suzy) gemeinsam. Das französische Original-Cover, das nur die Profile der insgesamt fünf Agentinnen zeigt, ist schlichter, aber stimmiger. Für den deutschen Markt aber anscheinend zu langweilig.

Ton, Bild und Bonusmaterial können nicht beurteilt werden, da es sich beim vorliegenden Rezensionsexemplar um Pressematerial handelt, das nur den Film zeigt. Erhältlich ist eine Version mit einer Disc auf DVD und Blu-Ray sowie eine Zwei-DVD-Collectors-Box mit einigen Extras.

"Female Agents" ist, auch wenn man bei dem Titel an Bond-Girls ohne James Bond denken könnte, ein guter Spionage-Thriller in Weltkriegs-Kulisse, hart und schonungslos, dabei aber nicht auf Gewalt fokussiert. Die Schauspieler machen ihre Sache gut, an Moritz Bleibtreu in SS-Kluft gewöhnt man sich schnell, und wenn man über einige historische Zweifelhaftigkeiten und das schrecklich unpassende Cover hinwegsieht, wird man hier spannend unterhalten.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Januar 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 112 Minuten | Originaltitel: Les femmes de l´ombre | Preis: 9,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Französisch, Deutsch

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