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Wird Peter Janke gefragt, wie genau er seine Pflanzenkompositionen konzipiert, fällt ihm seine Begegnung mit der berühmten Gartengestalterin Beth Chatto ein, der er vor ein paar Jahren dieselbe Frage stellte. Ihre Antwort: In einem ersten Schritt würde sie die zu bepflanzende Fläche möglichst genau analysieren - Licht- und Bodenverhältnisse, Feuchtigkeit und so weiter. Dann entwickle sie im Kopf eine bestimmte gestalterische Idee, beispielsweise einen harmonischen Anschluss an etwas Bestehendes oder aber etwas, das sich kontrastreich von der Umgebung absetzt. Schließlich erstelle sie eine lange Liste von möglichen Pflanzen - der Rest sei Intuition.
Zu jener Zeit fand Peter Janke, wie vielleicht auch der Leser, diese Antwort wenig hilfreich und ebenso wenig befriedigend. Mittlerweile jedoch weiß er, dass vor allem Erfahrung und natürlich auch die damit einhergehende Intuition eine wichtige Rolle bei der Erschaffung von herausragenden Gartenräumen oder Gartenbildern, wie er sie nennt, spielt. Doch trotz allem gibt es auch Gestaltungsregeln, die dem Gärtner hilfreich zur Seite stehen und die Peter Janke in seinem Buch "Design mit Pflanzen" dem interessierten Leser in fünf Kapiteln vorstellt.
Auf je einer Doppelseite befindet sich jeweils ein Foto eines Beetes oder Gartenstücks sowie eine schriftliche Analyse dieses Fotos. Im ersten Kapitel geht es um das Komponieren von Pflanzen, und der Leser lernt zum Beispiel, dass ein oft gemachter Fehler die Reduktion der Pflanzen auf ihre Blüte ist. Die Form und Farbe des Blattwerks, das Erscheinungsbild während der verschiedenen Jahreszeiten oder die Art, sich im Wind zu bewegen, sind nach Peter Janke von ebenso großer Bedeutung bei der Pflanzenauswahl. Zudem empfiehlt der Autor auch eher reichhaltige Staudenkompositionen, also viele verschiedene Gewächse zu verwenden, sodass witterungsbedingte Ausfälle minimiert werden und sich das Gartenbild rund ums Jahr stetig verändert.
Im zweiten Kapitel geht es um die Grundstrukturen, die mit Pflanzen im Garten geschaffen werden und die nach Janke über den Erfolg einer Gartenanlage entscheiden. Wichtig ist hierbei dann natürlich das Umfeld, in dem sich der Garten befindet. So macht es beispielsweise nicht viel Sinn, Eindrücke, die man im Urlaub gesammelt hat, unreflektiert auf den eigenen Garten zu übertragen und beispielsweise dem eigenen Garten eine Asia-Kur zu verpassen. Einzelne Gestaltungsideen können mit entsprechendem Fingerspitzengefühl jedoch durchaus stimmig im eigenen Garten inszeniert werden.
Im dritten Kapitel geht es darum, den Garten und die Architektur des Hauses zu verbinden, denn meistens wird die Architektur des Gebäudes in eine klare gestalterische Richtung zeigen, die im Rhythmus des Gartens, der Aufteilung von Wegen und architektonischen oder künstlerischen Elementen ihre Entsprechung finden sollte.
Den Gräsern ist, als besonders wichtiges Gestaltungselement, das vierte Kapitel gewidmet. Dabei haben Gräser im Garten oft besonders lang anhaltende und durch die Jahreszeiten verschiedene Effekte. So gibt es Gräser mit besonders schöner Herbstfärbung oder solche, die besonders im Zusammenspiel mit der Abendsonne schöne Stimmungen erzeugen. Das letzte Kapitel ist das kürzeste und befasst sich mit einigen allgemeinen Pflegemaßnahmen und Hinweisen zu Pflanzstandorten.
Natürlich ist das Buch toll aufgemacht. Das erwartet man für fast vierzig Euro aber auch. Wunderschöne Fotos mit Angaben zum Garten, dem Garten-Designer und dem Fotografen - fast durchweg Jürgen Becker - findet man auf jeder Doppelseite. Peter Janke bespricht jedes einzelne Foto, nennt oft, wenn auch nicht immer, die abgebildeten Pflanzen und zeigt auf, warum dieses Foto beziehungsweise Gartenstück einen stimmigen Eindruck beim Betrachter hinterlässt, was das Neue daran ist oder das Ungewöhnliche. Peter Janke ist dabei immer im Einklang mit der Natur unterwegs. Immer wieder macht er deutlich, dass Pflanzen ausgewählt werden sollten, die für den jeweiligen Standort geeignet sind und vor allem, dass man jeden Standort mit dieser Devise ansprechend und den eigenen Wünschen entsprechend gestalten kann. Hin und wieder gibt es kleine Kästen, in denen der Autor beispielsweise einige Gräser mit besonders schöner Herbstfärbung auflistet oder Allround-Stars, deren Qualitäten nicht mit der Blüte enden, sondern deren Fruchtstände beispielsweise ebenso viel zu bieten haben oder mit anderen gestalterischen Eigenschaften aufwarten. So gibt es denn auch nicht nur Fotos aus blühenden Frühlings- und Sommermonaten, sondern ebenso stimmungsvolle Herbst- und Winterbilder.
Dieses Buch ist keine direkte Anleitung zur Gestaltung des eigenen Gartens. Es gibt keine Pflanzpläne und die Pflanzen selbst stehen hier auch eher stellvertretend für bestimmte Gestaltungsregeln. Die Recherche, welche Pflanzen sich im eigenen Garten wohl fühlen und mit welchen davon sich die eigenen Ideen umsetzen lassen, muss der Leser selbst und mit Hilfe anderer Literatur leisten. In Anbetracht der Vielzahl von Pflanzen, seien es nun Stauden, Gehölze, Einjährige oder Mehrjährige, kann dieses Buch über Gartengestaltung auch gar keine Auflistung aller Eventualitäten und Möglichkeiten leisten. Im Zusammenspiel mit externen Informationsquellen - der Autor listet einige hilfreiche Internetadressen am Ende des Buches - leistet dieses Buch gute Dienste, wenn man auf der Suche nach zeitgemäßen Gestaltungstipps und -tricks ist. Und auch wer sich mit den "neuen" Wegen der Gartengestaltung vertraut machen will, wird hier anhand vieler Bilder beraten. Allerdings ist zweifelhaft, ob der Preis von fast vierzig Euro die reine Informationsausbeute rechtfertigt. Als Käufer sollte man sich bewusst sein, dass man hier auch die wirklich gelungene Aufmachung bezahlt, und Einsteiger, die auf eher konkrete Hilfe angewiesen sind, könnten sich mit den eher generellen und allgemeinen Richtlinien überfordert fühlen. An der einen oder anderen Stelle hätte man sich mehr Ratgeber und weniger Inspirationsquelle gewünscht, mehr konkrete Tipps zur Umsetzung, mehr Informationen darüber, wie lange es gedauert hat, bis die Gärten so aussehen, wie sie aussehen - solche Dinge eben.
Ein ästhetisch wirklich schönes Buch, das auf sanfte und ruhige Weise einen Zugang zum Garten, zur Natur und ihrer Gestaltung vermittelt.