Dunkel ist die Welt, die Peter V. Brett skizziert. Und dunkel sind auch die Gemüter der Menschen, die sich Nacht für Nacht in ihren Behausungen verbarrikadieren, um den Dämonen aus dem Horc zu entfliehen. Der einzige Schutz, der einfachen Bauersleuten als auch Stadtbewohnern bleibt, sind magische Siegelzeichen, mit denen die schrecklichen Wesen im Zaum gehalten werden können. Doch auch Siegelzeichen brechen oder verlieren ihre Wirkung … Und so geschieht es eines Nachts, in der die Dämonen wieder zuschlagen: Arlen, ein Junge von elf Jahren, muss mit ansehen, wie sein halbes Heimatdorf innerhalb kürzester Zeit ausgelöscht wird. Als dann auch noch seine Mutter bei einem der Überfälle umkommt und er das Vertrauen zu seinem Vater verliert, entschließt er sich fortzugehen und etwas gegen diese unheilige Brut zu unternehmen.

Parallel dazu wird die Lebensgeschichte zweier anderer Charaktere erzählt: Leesha ist ein junges Mädchen, welches schon sehr bald dem einfachen Leben abschwört und stattdessen die harte Lehre als Kräutersammlerin anstrebt. Die jüngste Hauptfigur ist Rojer. Als auch er seine Eltern durch Dämonenhand verliert, nimmt ihn ein Jongleur auf und lehrt ihn die Kunststücke seines Standes. Die Jahre vergehen und die Fertigkeiten der Figuren wachsen. Neue Erkenntnisse werden gewonnen, wichtige Erfahrungen gesammelt und der Kampf gegen die Dämonen wird neu entfacht.

"Das Lied der Dunkelheit" bestätigt das Vorurteil, das standardisierte Fantasy-Literatur zu lang und zu trivial konzipiert ist. Die Geschichte, die gut 800 Seiten umfasst, verlangt viel Ausdauer vom anspruchsvollen Leser dieses Genres. Zwar ist der Schreibstil größtenteils flüssig, allerdings tauchen auch viele Wiederholungen auf, wie etwa die immer wiederkehrenden Angriffsbeschreibungen von den Dämonen.
Obwohl die nächtlichen Kreaturen das Hauptaugenmerk dieses Romans sind, so beschränkt sich der Autor auf wenige und einfallslose Dämonenarten und deren Verhalten. So werden in diesem Reihenwerk eher Feuer-, Wind- und Felsendämonen beschrieben. Baum- und Sanddämonen haben einen kleinen Auftritt. Außerdem erinnert die Verhaltensweise eher an das Schema von Raubtieren. Hier hätte man sich auf eine größere Vielfalt beziehungsweise auf vielschichtige Beschreibungen und mehr Mystik gefreut und eine Prise vom Phantastischen wäre sicherlich auch nicht schädlich.
Klischees tauchen hier auf und das nicht zu selten. So gibt es denn den Bauernjungen, der seine Eltern verliert und sich wagemutig ins Abenteuer stürzt, oder die alte Kräutersammlerin, die nur allzu sehr an das Bild der verrückten alten Waldhexe erinnert.

Ein wenig zu einfach gestrickt erscheint der Plot: Jahrhunderte lang leben die Menschen in Angst und Furcht vor den Dämonen und selbst den Städtern und Gelehrten ist es all die Zeit über nicht in den Sinn gekommen, die wichtigen Runenzeichen zu sammeln oder sich auszutauschen, geschweige denn sie auf Waffen anzubringen - denn gegen gewöhnliche Schwerter und Äxte sind Dämonen immun. So kommt es denn, dass Arlen nicht nur das ein oder andere Geheimnis lüftet, das den Menschen von unschätzbarem Wert ist, sondern später auch zu einem Über-Charakter mutiert.
Die Zusammenkunft der drei Hauptfiguren kommt erst relativ spät zustande. Hier verspricht es endlich spannend zu werden. An dieser Stelle zeigen sich aber auch einige Personenkonstellationen, mit denen man nicht gerechnet hätte. Unpassende Reaktionen und teils auch peinliche Dialoge sind hier zu finden.

Auf weitere Geschichten darf man gespannt sein. Wer aber schon mit dem ersten Band nichts anzufangen weiß, dem sei vom weiteren Lesekonsum dieser Reihe abzuraten.