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Inja, eine junge Amazone, die den Großteil ihres bisherigen Lebens im Schutze der Amazonenburg Yeshinna verbracht hat, befindet sich in Begleitung ihrer Mentorin Zahira auf ihrer ersten Mission jenseits der heimischen Gefilde. Die beiden Amazonen sollen herausfinden, warum die jährliche Salzlieferung noch nicht auf Yeshinna eingetroffen ist. Da der Winter naht, bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit, das wichtige Gewürz aufzutreiben. Doch schon kurz nach ihrem Aufbruch geraten die beiden in einen Überfall, den Zahira mit dem Leben bezahlt. In einer für sie fremden Welt und ganz auf sich allein gestellt, beschließt Inja, sich der rauhen Söldnerin Erethia anzuschließen, die mit den Mördern Zahiras ebenfalls noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Auf ihrer Reise durch das herbstliche Weiden müssen die beiden ungleichen Frauen nun zusammenarbeiten, doch ihre unterschiedlichen Lebenseinstellungen drohen, das ganze Unternehmen zum Scheitern zu bringen.
Neben dem Schwarzen Auge gibt es keine Buchreihe in Deutschland, die aufstrebenden Jungautoren eine ähnlich große Plattform zur schriftstellerischen Selbstverwirklichung bietet. Nun ist die Reihe beileibe keine hohe Literatur, und natürlich findet sich auch reichlich Spreu unter diesen Jungautoren, doch meistens ist es ganz annehmbare Lektüre, die unter dem Logo des Schwarzen Auges veröffentlicht wird. So auch das vorliegende Erstlingswerk "Löwin und Mantikor" von dem Autoren-Duo Jochen Hahn und Karsten Kaeb.
Alleine die Grundsituation ist sehr interessant. Eine junge, unerfahrene Amazone, die nach den ehrenvollen Prinzipien der Kriegsgöttin Rondra erzogen wurde, trifft auf eine lebenserfahrene und desillusionierte Söldnerin, die dem ehrenlosen Schlachtengott Kor huldigt. Alleine dieses Gegensatzpaar bietet genug Stoff für einen abwechslungsreichen Roman-Plot. Zu diesem brisanten Gemisch kommen im Laufe der Geschichte noch Weidener Adlige sowie diverse Angehörige der Kirche des Praios, dem Gott der Sonne und Gerechtigkeit, hinzu. Leser, die jetzt Angst vor einer letalen Überdosis an Klischees haben, können jedoch beruhigt sein. Hahn und Kaeb gehen bei der Charakterisierung ihrer Figuren sehr behutsam vor und halten sich größtenteils von albern wirkenden Archetypen fern. Auch die Handlung selbst ist nicht so geradlinig, wie man anfangs vielleicht denken mag. Das Autoren-Duo schreibt spannend und kann - abgesehen von einigen Anfängerschwächen - auch in puncto Aventurien-Stimmigkeit überzeugen.
Das Titelbild zeigt zwei Kriegerinnen zu Pferde, allerdings enden hier schon die Ähnlichkeiten mit der Romanhandlung. Die Unterschiede zwischen Bild und Beschreibung der beiden weiblichen Hauptcharaktere ist einfach zu groß, als dass man auf dem Cover Inja und Erethia wiedererkennen könnte.
"Löwin und Mantikor" kommt als solide aventurische Romankost daher, die ein paar Stunden gute Unterhaltung verspricht. Das Autoren-Duo Jochen Hahn und Karsten Kaeb kann überzeugen, und gäbe es nicht schon eine ganze Reihe loser Fortsetzungsgeschichten, wäre man geneigt, nach einer Fortsetzung von Injas und Erethias Abenteuern zu fragen. Hier also die Aufforderung an die Autoren, sich für das Zweitlingswerk etwas Originelles und Überraschendes einfallen zu lassen. Dass Hahn und Kaeb so etwas zustande brächten, kann man ihnen nämlich durchaus zutrauen.
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