Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Im 19. Jahrhundert rebellierten viele junge Künstler in den unterschiedlichsten Ländern gegen das bestehende Establishment im Kunstbetrieb und die offizielle Auffassung, was Kunst sein sollte. Die bekannteste dieser Gruppen moderner Künstler war sicher die der französischen Impressionisten. Weniger bekannt ist dagegen die deutsche Gruppe von Künstlern, die sich zusammenfand, da ihre moderne Kunst keine Unterstützung im Kunstbetrieb fand: die Berliner Secession. Einer der ausschlaggebenden Künstler der Gruppe war der Maler Walter Leistikow (1865 - 1908), dessen Landschaftsgemälden das Berliner Bröhan-Museum vom Oktober 2008 bis zum Januar 2009 eine Ausstellung widmete. Der umfangreiche Ausstellungskatalog erschien im Deutschen Kunstverlag und wird Gegenstand dieser Rezension sein.
Der Katalog zur Ausstellung bildet nicht einfach nur die gezeigten Gemälde ab, sondern gibt dem Ausstellungsbesucher oder interessiertem Leser die Gelegenheit, auch unabhängig von einem Besuch mehr über Walter Leistikow zu erfahren. In einer knapp vierzigseitigen Einführung erfährt man etwas über Leben und Werk des Künstlers, bevor im zweiten Kapitel "Berlin wird Kunststadt" nicht nur Mythos und Künstler noch einmal genau beleuchtet werden, sondern auch auf Leistikows Verbindung zu Skandinavien eingegangen wird - einer Region, mit der deutsche Künstler, darunter auch die Berliner Secession, einen regen Kulturtransfer betriebt.
Das dritte Kapitel "Ikonographische Spurensuche" beschäftigt sich mit den Motiven und Symbolen von Leistikows Gemälden, bevor im abschließenden Kapitel "Das Gesamtkunstwerk" auf das Kunstgewerbe im Werk von Leistikow eingegangen wird.
Erst ab Seite 115 und damit praktisch in der Mitte des Buches folgt der Katalog mit den Bildern der Ausstellung. Chronologisch angeordnet, findet man hier nicht nur die Titel gebenden "Stimmungslandschaften", sondern auch Skizzen, Zeichnungen und Kunsthandwerk, das Walter Leistikow geschaffen hat.
Die Bilder sind nicht in einer einheitlichen Größe abgebildet. Häufig findet man zwei Bilder auf einer Seite - allerdings sind die bekanntesten Werke auf einer einzelnen Seite vertreten und haben ausreichend Platz. Die Druckqualität ist dabei gut, die Farben sind stimmig, das Papier von ausgezeichneter Qualität.
Abgeschlossen wird das Buch mit einem ausführlichen Anhang, in dem man unter anderem eine Biographie des Künstlers, ein Personenregister und eine Auswahlbibliographie findet. Zudem gibt es am Ende jedes Artikels ein umfangreiches Literatur- und Quellenverzeichnis.
Was die Qualität angeht, muss sich dieser Katalog hinter keinem Band anderer großer Verlage verstecken. Kunstfreunde sollten allerdings beachten, dass es sich hier nicht nur um einen reinen Ausstellungskatalog, sondern vielmehr um ein Sachbuch handelt, das zunächst auf über hundert Seiten Leben und Werk des Künstlers erläutert. Wer wirklich nur die Bilder Leistikows betrachten möchte, der könnte sich von den vielen Seiten Text, gespickt mit zahlreichen Abbildungen, zum Teil in schwarzweiß, erschlagen fühlen. Wer aber an Walter Leistikow interessiert ist und diesen Künstler eingehender kennen lernen möchte, der sollte zu diesem Band greifen - unabhängig davon, ob man die Ausstellung besuchen konnte oder nicht. Denn hier erzählen begabte Autoren mit durchaus interessanten Themen über einen wichtigen Maler, der für viele Kunstfreunde immer noch eher der große Unbekannte ist.