Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
"Mama, wir haben Angst vorm Dunkeln!". Die beiden Kinder wollen partout nicht, dass das Licht ausgemacht wird. Und am Besten liest ihnen ihre Mama noch ein wenig vor. Denn im Dunkeln kommen die Monster, Ungeheuer und Gespenster und erschrecken die Kinder.
Doch ist das wirklich so? Man kann es kaum glauben, aber kaum sind die Kinder eingeschlafen, kriechen unter dem Bett, aus den Truhen und Schränken, Ecken und Nischen wirklich alptraumhafte Gestalten hervor. Ein grüner Mann und sein ebenso grünes Kind. Der Pirat ohne Kopf, die Hexe, das Monster, das durchscheinende Gespenst und weitere gruselige Wesen.
Aber was machen die? Erschrecken sie die Kinder? Stöhnen sie? Wecken sie die beiden, um sie aufzufressen? Mitnichten. Sie wollen etwas ganz Anderes, Harmloses und völlig Unerwartetes. Sie wollen feiern!
Pop-up-Bilderbücher sind kurz, teuer und oft ausgesprochen dämlich. Und sie scheinen möglichst dumme Kinder als Leser anzuvisieren, denn lesen, denken und schlussfolgern soll man bei ihrem schnellen Konsum ganz sicher nicht. So zumindest das Klischee, bewiesen durch zahlreiche Tests und Studien.
Doch das Pop-up-Buch von Antje von Stemm geht einen anderen Weg. Zwar ist auch dieses Pappbuch mit nur wenigen Seiten gesegnet und alles andere als ein Schnäppchen - mehr als ein Euro für eine Seite ist eher teuer zu nennen -, doch dumm und albern ist es nicht.
Ganz im Gegenteil, es spielt mit der Angst des Kindes vor der Dunkelheit und den dann kommenden Monstern keine billigen Scherze, sondern nimmt diese tief sitzende Furcht ernst. Es thematisiert sie und führt sie durch das Verhalten der Monster, Hexen und Gespenster ad absurdum.
Und es beherbergt eine solche Fülle an liebenswerten Zeichnungen, Bildern und Applikationen, dass nicht nur kleine Kinder, sondern auch die Erwachsenen, die zum Vorlesen angestellt werden, mit Interesse verfolgen, was dort alles aus der Zweidimensionalität in die dritte Dimension aufklappt, wenn man die Seite umblättert.
[imgleft]images/UploadGrafiken/Ungeheuer.jpg[/imgleft]Das nebenstehende Foto belegt, wie ideen- und fantasiereich dieses Buch konzipiert wurde. Da ist nicht nur ein kurzer, einfacher und witziger Text, den es vorzulesen gilt, nette Bilder und aufgeklapptes Inventar wie Stühle, Tisch und Betten - nebst Bettdecke übrigens - sondern auch herrlich verschrobene Gestalten, ein durchsichtiges Gespenst und witzige Fotografien, die collagenartig in die Zeichnungen eingearbeitet wurden. Und besondere Highlights wie Monsterhaare, die man befingern kann, Truhen, die es zu öffnen gilt, und Monster, die sich hinter, unter, neben den Dingen verstecken, die man zunächst nicht wahrnimmt.
In diesem riesigen Mikrokosmos fühlt sich das Kind sofort wohl, geht auf die Suche nach neuen Gimmicks und Überraschungen - und das zwischen Monstern und Geistern, Hexen und Gespenstern und all der Angst, die sonst mit ihnen einhergeht. Der Furcht mit einem Lachen begegnen ist immer schon die beste Waffe gewesen - hier wird sie in perfekter Form als Pop-up-Bilderbuch thematisiert.
Wenn der hohe Preis und der geringe Umfang nicht wären - dieses Buch würde zu einem Bestseller. So aber werden wenige Eltern siebzehn Euro ausgeben. Schade, denn ein lohnenswerteres Pop-up-Buch wird man kaum zu diesem Thema finden.