Mit "OWL kriminell" steht seit kurzem der erste Band einer Reihe von regionalen Kriminalgeschichten in unseren Bücherregalen, der von Claudia Puhlfürst und Uwe Voehl im KBV Verlag herausgebracht wurde. Unter der Rubrik "Mordlandschaften" wird es weitere Anthologien verschiedener Autoren geben, die für die Fans des deutschen Krimis als wahre Leckerbissen über die Ladentische gehen werden. Nach Ostwestfalen-Lippe folgt das Salzkammergut, bevor die Reihe weiter an die Ostsee zieht, um von dort aus in jede noch so entlegene Ecke in Deutschland zu gelangen.

Willkommen in Ostwestfalen-Lippe! Passen sie gut auf sich auf, möchte man da sagen. Denn hier wird einem schnell einmal ein ICE zum Verhängnis oder rein zufällig und nur in bester Absicht eine Suppe, die, mit ein wenig Pulver versetzt, angeblich eine Aufwertung erfuhr. Und ganz wichtig der Ratschlag für alle, die beabsichtigen Auto zu fahren: Vor dem Einsteigen stets den Kofferraum ausreichend inspizieren. Es könnte sein, dass ansonsten unschöne Dinge aufzufinden sind, deren spätere Beseitigung mit enormen Problemen einhergeht. Also, immer schön die Augen offen halten in Ostwestfalen-Lippe, dem Nachbarn misstrauen und keine Speisen essen, die ein Fremder zubereitet hat.

"Suche einen beherzten Mann für einen ungewöhnlichen, destruktiven, aber lukrativen Job." So zu lesen in einer Zeitungsanzeige in der lokalen Presse von Herford. Ja, der Arbeitsmarkt boomt in Ostwestfalen-Lippe. Wörter wie Existenzangst oder Vermögensverlust kennen die Bewohner dort nicht. Aber auch bei der Jobsuche ist die nötige Vorsicht geboten. Schnell einmal findet sich der Arbeitssuchende mit einem Bündel Scheine als Killer berufen wieder, um eine Nebenbuhlerin auftragsgemäß einzubetonieren oder auf dem Kompost zu verscharren. Doch auch als Arbeitgeber sollte man genauer hinschauen, wer das Vertrauen genießt, die notwendigen Arbeiten zu erledigen. Nichts ist schlimmer, als einen Geldeintreiber loszuschicken, der mit einem Kontoauszugsdrucker auf dem Abschleppwagen erscheint, anstatt wenigstens bei dieser auch noch ungeplanten Aktion den Geldautomaten aufzuladen.

Einundzwanzig raffinierte Geschichten, alle aus der Gegend um den Teutoburger Wald, präsentieren sich in dieser Anthologie dem Leser, um ihn mordsmäßig zu unterhalten. Blut, Bomben und ungewöhnliche Ideen wechseln sich ab mit Schauplätzen, die oftmals eine historische Vergangenheit haben. Geschrieben wurden die von subtiler Raffinesse und Lokalkolorit triefenden Geschichten von Autoren, die vielseitiger nicht sein könnten. Da gibt es zum einen den promovierten Soziologen und Fachhochschulprofessor, der schon während seines Studiums die Finger nicht vom Kriminalbleistift lassen konnte, oder einen Goldschmiedemeister, der inzwischen ganz andere Pläne schmiedet. Aber auch ein Kriminalhauptkommissar ist vertreten, der seit einiger Zeit seine Verbrechen lieber auf dem Papier löst, und - nicht zu vergessen - eine Puppenkünstlerin, ein Chirurg und viele andere mehr.
All diese haben ihren Anteil an einer Anthologie, die unterhaltsam und mit einer ordentlichen Portion an nordrhein-westfälischem Humor daherkommt und den Leser gewiss begeistern wird. Doch wie in jeder Anthologie gibt es auch hier gute und weniger gute Stücke. Aber lassen wir mal die persönlichen Vorlieben beiseite und schauen genauer hin. Was was wir dann sehen, ist eine gut gewählte Mischung von Kriminalgeschichten, die sich, gespickt mit dunklen Geheimnissen, mörderischer Spannung und ungewöhnlicher Lebendigkeit, recht kurzweilig präsentiert.

Ein interessantes Stück Literatur für zwischendurch, in welchem dem Leser nicht nur die Menschen aus dem nordöstlichen Zipfel von Nordrhein-Westfalen kennen lernt, sondern auch örtliche Besonderheiten betrachten kann. Allerdings, dem Genre sei's geschuldet, nicht immer von der besten Seite.