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Rumänien, 1942: Der SS-Offizier Rudolf Heyzig will eine unbesiegbare Armee willenloser Soldaten erschaffen. Dabei soll ihm eine mysteriöse Wesenheit helfen, die im Körper eines zehnjährigen Mädchens steckt. Durch den Austausch von Blut kann das Wesen seine Opfer auch auf große Entfernung telepathisch kontrollieren. Aber nicht allen Nazis gefällt dieser Plan; Canaris, der Chef der deutschen Abwehr, setzt alle Hebel in Bewegung, um den Erfolg des sogenannten Projekts Legion zu verhindern. Dafür hat er seine ganz eigenen Beweggründe ...
Der englische Geheimdienst hingegen plant ein Attentat auf Heyzig, wofür ein Kommando-Trupp nach Rumänien entsandt wird. Zeitgleich ermittelt der englische Agent Stanley Pilgram in einem merkwürdigen Todesfall und stößt schnell auf unglaubliche Dinge
Alles hängt scheinbar miteinander zusammen.
"Ich bin Legion" ist die erste exklusive französische Comicarbeit von Zeichner John Cassaday ("X-Men", "Planetary") und wurde nach einem Skript von Fabien Nury ("W.E.S.T.") erstellt. Alle drei Originalalben hat Cross Cult komplett in einem großformatigen Sammelband zusammengefasst.
Anfänglich ist die Story ziemlich verwirrend, weil mehrere Handlungsfäden parallel nebeneinander laufen und die Zusammenhänge noch nicht klar sind. Dazu kommt, dass es bei den Deutschen auch noch verschiedene Fraktionen gibt. Außerdem ähneln sich die Figuren oft beziehungsweise wurde auf auffällige Äußerlichkeiten verzichtet, was die Unterscheidbarkeit der Figuren erschwert. Als dann klar wird, dass Vampire im Spiel sind und auch die politischen Ambitionen klarer werden, gewinnt der Comic rasant an Spannung und Tiefe. Für Action sorgt das geplante Attentat im besetzten Rumänien.
Die Verbindung von Nazis und okkulten Themen ist mittlerweile ja keine Neuigkeit mehr. Die spezielle Vermischung von Vampirmythos und Nazis in "Ich bin Legion" ist erst etwas ungewohnt und hinterlässt auch einen etwas schalen Nachgeschmack. Als Mystery-Comic vor Nazi-Hintergrund ist der Comic prinzipiell gelungen, aber die eigentliche Auflösung, welche Wesenheit dahinter steckt, ist in der vorliegenden Form etwas misslungen. Da wäre eventuell weniger mehr gewesen, sprich man hätte es im Unklaren lassen oder einen eigenen Hintergrund kreieren können. Ansonsten bietet der Comic so ziemlich alles, was man sich wünschen kann: Action, Emotionen, Verschwörungen und Mystery.
John Cassadays Zeichnungen sind ebenso gelungen wie atmosphärisch passend. Nur manchmal wirken Perspektive oder Fokus der Bilder etwas misslungen. Das Fehlen von strahlenden Helden und Superhelden-Typen setzt er auch im Bild konsequent durch. Dass in Deutschland die Hakenkreuze zu Fenstern werden mussten, hat er ja nicht zu verantworten
Als Bonus beinhaltet der Sammelband einen historischen Überblick über die amerikanische und europäische - speziell die franko-belgische - Comic-Szene und über den schwierigen gegenseitigen Austausch.
Eine Stärke von "Ich bin Legion" sind die Charaktere, sie sind "richtige Menschen" mit eigenen Stärken, Schwächen, persönlichen Hintergründen und Ängsten. Auch die Nazis sind keine von Indiana Jones bekannten Schablonen beziehungsweise Karikaturen, sondern, wenn auch mit einer unmenschlichen Ideologie verseucht, Menschen mit eigenen Zielen, eventuell sogar gebildet und gut aussehend. Überhaupt ist es eigentlich kein Kampf der Ideologien, hier ist keine Seite ohne Tadel und geht im Notfall auch über Leichen.
"Ich bin Legion" ist ein gelungener Sammelband mit Schwächen. Der Nazi-Hintergrund ist inhaltlich eigentlich nicht zwingend, bietet aber einen düsteren Hintergrund für die Geschichte. Die Auflösung ist wie gesagt etwas enttäuschend. Wer sich am Nazi-Hintergrund nicht stört und Mystery-Comics mag, sollte aber dem Band auf alle Fälle eine Chance geben.