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Als Ende der achtziger Jahre das Sowjetregime zusammenbrach und seine Vasallenstaaten zu Demokratien wurden, gab es keine Verwendung mehr für die Grenzanlagen des Eisernen Vorhangs, und sie wurden abgerissen. Da viele der ostmitteleuropäischen Staaten der EU beitraten, gab es im Zuge dessen bald auch viele Grenzen nicht mehr.
An den alten Grenzen waren weite Flächen jahrzehntelang sich selbst überlassen. Hier konnte sich die Natur relativ ungestört wieder entfalten. Seit aber die Grenzregionen in die Mitte Europas zurückgekehrt sind, stellen sich den Anwohnern und den Politikern neue Herausforderungen. Wie man sich dort von Bulgarien bis jenseits des Polarkreises mit den Gegebenheiten arrangiert hat, zeigt der fünfte Teil der Dokumentationsreihe "Wundersame Wildnis".
Eingangs lernt der Betrachter das bulgarisch-griechische Grenzgebiet kennen, eine arme Region, die vor allem vom Export von Wildkräutern lebt. Bauern müssen sich mit geschützten Raubtieren, Luchs, Bär und Wolf, arrangieren, was angesichts der eigenen Bedürftigkeit nicht leicht fällt.
Weiter geht es an die ungarisch-österreichische Grenze, an den Neusiedler See. Dort werden Winzer vorgestellt, denen dank der neuen politischen Gegebenheiten nun größere Anbauflächen zur Verfügung stehen.
Der nächste Ausflug führt nach West-Mecklenburg und somit in jene Gegend, die früher "Zonenrandgebiet" genannt wurde. Dem Betrachter erschließt sich eine ganze Gruppe engagierter Menschen, die mittels biologischer Ziegenzucht oder Schafzucht und anderer Ideen die einstige Wildnis in eine Kulturlandschaft zurückverwandeln.
Danach geht es an die Ostsee, nach Estland, mit ähnlichen Versuchen, die ursprüngliche Landwirtschaft der Region wieder einzuführen, und ins ehemalige finnisch-sowjetische Grenzgebiet, wo man ebenfalls innovativ sein muss, wenn man wirtschaftlich überleben will.
Aufgrund der Länge des "Eisernen Vorhangs" und seines Verlaufs in Nord-Süd-Richtung durchschneidet, vielmehr: durchschnitt er ganz unterschiedliche Klimazonen und berührte zahlreiche Länder und Regionen, von denen viele hauptsächlich von Landwirtschaft geprägt sind. Wie sehr sich die Menschen dort umstellen mussten, zeigt der Film, vor allem aber geht es um Lösungen, die sie gefunden haben, um Denkanstöße, um Möglichkeiten, sich mit den besonderen Gegebenheiten im früheren Grenzgebiet zu arrangieren.
Die vorgestellten Landschaften haben alle besonderen Reiz - im Süden sind sie noch von der nahen Ägäis geprägt, im Norden, jenseits des Polarkreises, vom Wechsel zwischen eisiger Polarnacht und kurzem Sommer. All die unterschiedlichen Schattierungen dazwischen bieten eine Fülle an Herausforderungen, so zum Beispiel Wildschweinzucht und das Angebot zu Jagdausflügen in Estland.
Aufschlussreiche, interessante Interviews mit Anwohnern, prächtige Landschafts- und Naturaufnahmen und manche filmischen Rückblenden machen den Film zu einer wertvollen Dokumentation mit einem eher selten berührten Thema.
Was ein wenig verwundert, ist der Umstand, dass es doch eigentlich um "Wundersame Wildnis" gehen sollte. In diesem Film aber werden, anders als bei den Vorgängern, im Grunde nur Kulturlandschaften berührt oder die Rekultivierung zwischenzeitlich entstandener Wildnis. Es ist sicher zu begrüßen, wenn rar gewordene Ziegen- und Schafrassen das frühere Grenzgebiet bevölkern. Von einem Film dieses Titels würde man jedoch eher erwarten, dass seltene Wildtier- und Pflanzenarten das von Minen und Stacheldraht befreite Gebiet behaupteten oder sich darin niederließen. Hiervon ist kaum die Rede: Der Mensch und seine aktuellen Eingriffe in diese Terrains im Sinne wirtschaftlicher Existenzsicherung stehen im Vordergrund.
Beim Ton stört ein wenig, dass die Kommentare beziehungsweise Synchronübersetzungen im Verhältnis zu den sonstigen Geräuschen zu leise ausfallen.
Als Extras werden nebst Informationen zur Serie auch die schönsten Bilder aus dem Film als Slideshow angeboten, ein wirklich tolles Feature.
Insgesamt also ein interessanter und gut gemachter Film, der aber seinen Schwerpunkt mehr auf die Menschen der thematisierten Regionen setzt und nicht so sehr auf die wundersame Wildnis an sich.