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Eine Frau wird beim Betreten ihres Hauses von einer Explosion in Stücke gerissen. Ein Bankdirektor erwacht am Morgen aus einem alkoholbedingten Koma und wird der Vergewaltigung angeklagt. Ein Zahnarzt befindet sich nach zwei Mordanschlägen auf der Flucht.
Der Kriminologe Palinski gerät mehr durch Zufall an die drei Fälle. Was zunächst wie ein zufälliges Stelldichein verschiedener Delikte aussieht, entpuppt sich nach und nach als zusammenhängende Geschichte. Dabei hat Palinski noch eine ganz andere Sorge: Der neue Inspektor Musch vom Kommissariat Döbling entpuppt sich als ein ganz inkompetenter, selbstverliebter Idiot.
Schon bei seinem ersten größeren Einsatz, der Ermittlung gegen den Bankdirektor Hans Garber wegen Vergewaltigung, gerät Musch in eine skurrile Situation. Während Musch den Direktor in seinem Büro verhört, wird die Bank überfallen. Als einer der Bankräuber Garber als Geisel nimmt, schießt Musch auf diesen - und nur durch eine instinktive Bewegung des Bankdirektors wird nicht er, sondern der Räuber erschossen. Musch feiert sich als Held. Palinski jedoch findet heraus, dass die beiden Räuber es nicht auf Geld abgesehen hatten, sondern auf Garber.
Den Zahnarzt wiederum, ein Axel Rossbach, versteckt Palinski in seinem Büro vor dem unbekannten Attentäter. Rossbach erzählt, dass sechs Freunde und er als Jugendliche einen Koffer mit Antiquitäten vollgepackt und diesen bei einem Notar hinterlegt hatten. Der Tag, an dem die Freunde den Koffer öffnen sollten, näherte sich. Vermutlich sei der Inhalt sehr wertvoll geworden, spekuliert Rossbach. Doch vier der sieben Freunde sind bereits tot. Ein fünfter wird bei seiner Ankunft in Wien entführt und später stranguliert aufgefunden. Rossbach und ein zweiter Jugendfreund sind die letzten, die den Koffer noch in Empfang nehmen könnten. Von diesem Jugendfreund allerdings fehlt jede Spur.
Palinski konzentriert sich zusammen mit seinem Freund Wallner und der Unterstützung des Feuerinspektors Brandtner auf diesen Jugendfreund. Doch mehr und mehr beginnen die drei an dieser einfachen Lösung zu zweifeln. Irgendjemand scheint entschieden andere Ziele mit den sieben Jugendfreunden zu haben.
Pierre Emme liefert hier einen höchst konstruierten Plot ab - davon ist allerdings beim Lesen nichts zu spüren, denn die Schilderung des Falls ist so elegant wie bewusst schnodderig, dass Ironie und Spannung eng ineinandergreifen.
Eine österreichische Zeitung bezeichnet den Kriminologen Palinski als einen Wiener ›Monk‹. Das stimmt nicht ganz, kommt der Wahrheit aber ziemlich nahe.
Die Hauptpersonen wirken frisch, kantig und sind nett wienerisch geschildert. Wie für den Wiener Humor typisch wirken sie holzschnittartig und teils überzeichnet, gewinnen aber zugleich psychologische Tiefe. Dies ist ganz in der Tradition der Wiener Autoren (auch wenn man unter den Klassikern hier manch Besseres findet).
Emme hat zwar manchmal Probleme, seinen Humor unter Kontrolle zu halten; und das eine oder andere in diesem Roman wirkt eher unfreiwillig komisch. Doch insgesamt halten sich diese Stellen in Grenzen.
Insofern ist dies ein wirklich schöner Krimi, mit originellen Charakteren, einem von leichter Hand konstruierten, spannenden Plot und einer rundherum schönen und humorigen Schreibweise. Für Krimileser also ein Muss.