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Die Gemeinschaft des Mammuts, Titelgeber dieser Serie, steigt hier in ihr fünftes Abenteuer ein.
Eljakozad, der Magier, und Bestar, der Krieger, kommen aus dem Wald von Thost zurück. Schon dort mussten sie allerdings verschiedene Wege gehen. Eljakozad reist alleine zum Hauptsitz des Mammuts zurück. Doch auf dem Weg dorthin wird er von zwei seltsamen Gestalten abgefangen. Die eine Gestalt scheint sich in Bienen auflösen zu können, während die andere Nägel in Bäume schlägt, warum auch immer. Doch Eljakozad ahnt, dass er mit sehr viel Bedacht ausgewählt wurde. Weil er glaubt, dass mit ihm die Gemeinschaft des Mammuts untergehen wird und damit der Kontinent verloren sein könnte, beschließt der Zauberer zu sterben.
Diese seltsame Szene findet im Prolog statt. Die eigentliche Geschichte spielt dann in Warchaim, einer Stadt, die mitten im Kontinent liegt. Dort befindet sich das Hauptquartier des Mammuts. Rogaed, der mentale Führer dieser kleinen Gruppe von Umweltwächtern, erwacht aus einem komatösen Zustand, der durch eine schwere Verletzung verursacht worden ist.
Doch so richtig Zeit zum Ausruhen und Kräfte tanken bleibt ihm nicht. Denn dem Mammut ist eine Drohung zugespielt worden, die mit einem befremdlichen Kürzel unterschrieben ist. Kurze Zeit darauf brennt ein alleinstehendes Haus bis auf die Grundmauern nieder. Aus diesem werden drei Leichen geborgen. Zunächst scheint es keinen Zusammenhang zwischen der Drohung und dem Haus zu geben. Aber kurz bevor die Drohung dem Mammut zugesandt wurde, sprach ein fremder Krieger bei dem Hauptquartier des Mammut vor, um Bestar zu einem Schwertkampf herauszufordern.
Nun führen die Spuren dieses Kriegers zu diesem abgebrannten Haus und als Rogaed diesen stellt, berichtet er von einem Magier, der in den Kellern düstere Experimente mit Tieren und zum Teil auch mit Menschen angestellt hat.
Als kurz darauf ein zweiter Mord passiert, gerät die kleine Truppe um Rogaed selbst in Verdacht. Denn bei der Leiche findet man das Zeichen des Mammuts. Der Tote ist auf grausame Weise von einem Nagel durchbohrt worden. Die Stadtwache von Warchaim verhaftet die Mitglieder, lässt sie aber wieder laufen, als es keine weiteren Beweise gibt. Die Kette unheimlicher Morde allerdings reißt nicht ab. Und ein alter Bekannter taucht auf, der Mann mit dem blauen Haar, dessen Wege sich schon einmal mit denen des Mammuts gekreuzt haben.
Immer mehr Indizien sprechen dafür, dass der Mörder aus dem Kreis der Umweltschützer kommt. Doch wer könnte es sein? Die hochschwangere Naenn? Der blinde Estéron? Der kaum dem Knabenalter entwachsene Cajin? Oder der Krieger Bestar, der schließlich nach Warchaim zurückkehrt?
Wer sich bei Tobias Meißner an Neil Gaimans Bestseller „Niemalsland“ oder „Sternenwanderer“ oder an Meister der Urban Fantasy erinnert fühlt, hat allen Grund dazu. Diese Mischung aus düsterer „Low“-Fantasy und trickreichem Thriller bezieht sich deutlich auf dieses Genre.
Allerdings gibt es doch einen deutlichen Unterschied zwischen Meißner und Gaiman. Meißner schreibt wesentlich besser. So schafft es der Autor, die Szenen in sich so sinnlich zu schildern, dass man sie fast erotisch nennen muss (obwohl Erotik im eigentlichen Sinne keine Rolle in diesem Buch spielt). Die Abfolge der Szenen dagegen ist so eingängig wie trickreich und sorgt für hohes Tempo und hohe Spannung. Besonders aber die Sprache sticht bei diesem Roman hervor. Mit ungewöhnlichen Stilmitteln, kühnen Bildern, frischen Metaphern bewegt sich Meißner weitab von gelangweiltem Runterschreiben. Dabei bleibt alles auf die Geschichte zugeschnitten. Die sehr poetische Sprache erdrückt die Erzählung nicht, sondern unterstützt sie.
Der Piper-Verlag hat mit Richard Schwartz einen herausragenden deutschsprachigen Fantasy-Autor unter Vertrag. Man sollte meinen, dass das nicht zu überbieten sei. Meißner schafft dies, wie es scheint, sogar sehr gelassen.
Dieser intelligente, spannende und hervorragend geschriebene Fantasy-Thriller ist schlicht und einfach Pflichtlektüre.