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„JCVD“, das steht für Jean-Claude Van Damme. Ein Film, der wie sein Hauptdarsteller heißt? Genau: Jean-Claude Van Damme spielt Jean-Claude Van Damme. Hier überrascht der Garant für Action und Karate mit einem ganz anderen, unerwartet nachdenklichen Film mit Kultpotential.
Zu Beginn des Films sieht es für Action-Veteran Jean-Claude Van Damme finanziell nicht gerade rosig aus: Ein Sorgerechtsstreit um seine Tochter kostet Ressourcen, und die Auftragslage im B-Movie-Business ist auch ziemlich dürftig. In einer Bank bittet der Altstar um einen Kredit – ungünstigerweise gerade zu dem Zeitpunkt, als die Bank überfallen wird. Kurze Zeit später sitzt Van Damme als Geisel im Gebäude fest und wird von den Bankräubern zur Kooperation gezwungen. Während er in der Bank nach einem Ausweg aus dem Dilemma sucht, glaubt die Öffentlichkeit draußen, dass der alte Haudegen aus der finanziellen Not heraus selbst der Drahtzieher des Überfalls ist …
Er dreht immer noch reihenweise Actionfilme, ist aber im 21. Jahrhundert von seiner Popularität in den 1980er und 1990er Jahren weit entfernt. Viele sahen den Belgier, der als „Muscles from Brussels“ („Muskeln aus Brüssel“) bekannt wurde, bereits auf dem absteigenden Ast; und an sein schauspielerisches Talent glaubten sowieso die wenigsten. Doch weit gefehlt: In Mabrouk El Mechris „JCVD“ gibt Van Damme in einer selbstreflexiven, bisweilen auch selbstironischen Charakterrolle sich selbst – und verpasst damit sämtlichen Kritikern, die sein Schauspiel schmähten oder ihn als „Action-Opa“ verniedlichten, einen präzise zentrierten Tritt in den Allerwertesten. Van Damme ist der strahlende Kern des Films und beeindruckt mit einer Leistung, die ihm wohl selbst die treuesten Fans nicht zugetraut hätten. Als Höhepunkt darf in dieser Hinsicht eine improvisierte Szene betrachtet werden, in der Van Damme teilweise unter Tränen sein bisheriges Leben Revue passieren lässt und durch seine Präsenz einen großen filmischen Moment kreiert, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion bis zur Unkenntlichkeit verschwimmen. Der Rest des Films kommt strukturell und auch inhaltlich auf mittleres Niveau, erfüllt jedoch die Ansprüche an Heist-Filme oder Krimis nur bedingt. Das ist zwar ein wenig traurig, aber zugleich auch gänzlich zu verschmerzen: Ein Film, der die Initialen des Hauptdarstellers zum Titel hat, darf es sich erlauben, voll auf den filmtragenden Jean-Claude Van Damme fokussiert zu sein. Für alle Fans des Belgiers (und all diejenigen, die es einmal waren), ist der Film schlichtweg ein Muss, für die Lästermäuler könnte er jedoch fast noch mehr sein: eine Offenbarung.
Die Doppel-DVD von Koch Media überzeugt mit sehr guter Technik und üppigem Bonusmaterial. Während des Hauptfilms darf man sich über das scharfe Bild und den stimmigen Ton freuen; danach macht vor allem das persönliche, amüsant-aufschlussreiche Feature über einen Tag mit Jean-Claude Van Damme Laune.
Fazit: Nicht in allen Belangen perfekt, aber allein durch Van Damme mehr als nur sehenswert – dieser Typ kann was, aber wie!