Clay staunt nicht schlecht, als er eines Nachmittags aus der Schule kommt und ein Päckchen mit Kassetten vorfindet. Wer nimmt heutzutage schon noch Kassetten auf? Seine Neugier treibt ihn dazu, sie sich anzuhören, und was er da erfährt, schockiert und überrascht ihn: Hannah Baker, das Mädchen, in das er heimlich verliebt war, das Mädchen, das neu an seiner Schule war, das Mädchen, das sich umgebracht hat, hat die Kassetten besprochen. Auf diesen schildert sie, was sie zu ihrem Tod getrieben hat, wer mit seinen Taten – oder auch durch Wegsehen – dafür gesorgt hat, dass sie keinen anderen Ausweg als den Tod sah.

Jeder Person ist eine Seite einer Kassette gewidmet, auf der Hannah erzählt, was diese Person ihr angetan hat. Jede dieser Personen erhält die Kassetten. Allein das verstört Clay sehr, da er sich einfach nicht vorstellen kann, was er Hannah angetan haben könnte.

Was Clay da zu hören kriegt, ist alles andere, als leicht zu verkraften. Hannah, die Neue, hatte mehr unter den Geschichten über sie zu leiden, als jeder gedacht hätte. Das alles musste sie durchstehen, ohne jemanden zu haben, der sie verstehen und zu ihr halten wollte. Außer vielleicht Clay – wenn sie ihn gelassen hätte.

An dem Punkt, an dem Hannah die Kassetten bespricht, ist es zu spät, sie aufzuhalten. Sie hat ihren Entschluss gefasst und will ihn in die Tat umsetzen, aber nicht ohne Erklärung. Und so berichtet sie schonungslos ehrlich von allen kleinen Begebenheiten, die sie immer weiter in die Ecke getrieben haben – denn tote Mädchen lügen nicht.

„Tote Mädchen lügen nicht“ ist ein faszinierendes und verstörendes Buch. Es zeigt, was Gerüchte und Unwahrheiten, einmal unachtsam in Umlauf gebracht, mit dem Opfer anrichten können, wie es Schülern geht, die sich allein und unverstanden fühlen, ohne Freunde, die ihnen den Rücken stärken, allein gelassen von Eltern und Lehrern. Vor allem das Versagen der Umwelt in so vielen Aspekten wird thematisiert. Allerdings niemals mit erhobenem Zeigefinger, sondern sehr gefühlvoll und einfühlsam.
Die Handlung wechselt zwischen Hannahs Geschichte auf den Kassetten und Clays Leben und wie es sich dadurch verändert, dass er endlich klarer sieht. Viele Ereignisse der letzten Wochen machen für ihn erst Sinn, nachdem er die Kassetten angehört hat.

Das Buch macht traurig und wütend, bringt einen aber auch zum Nachdenken, ob man nicht in der Vergangenheit selbst mal einen Stein ins Rollen brachte, der eine Lawine startete.