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Im März 1986 erteilte der Dalai Lama in Dharamsala eine Belehrung auf der
Second Enlightenment Experience Celebration. Die Niederschrift der Simultanübersetzung ins Englische, die im Anschluss anhand des tibetischen Skripts überprüft wurde, wurde vom Fischer Verlag in dem Buch „Tantra-Yoga“ herausgegeben und zusätzlich mit einigen Anmerkungen und einer kurzen Bibliographie versehen. Die Techniken des Tantra-Yoga, auch Guru-Yoga genannt, haben in der tibetischen Meditation einen zentralen Platz. Hindernisse zur Erreichung des Nirvana sollen damit überwunden werden können.
Anhand eines Lehrtextes aus dem 17. Jahrhundert, der in relativ kurzen Passagen im Buch zitiert wird, erläutert der Dalai Lama die verschiedenen Stufen des Tantra-Yoga, angefangen bei der Initiation. Nach der Einleitung mit Hintergrundinformationen zu dem verwendeten Wurzel-Text und dem Lama Panchen Losang Chökyi Gyaltsen beginnt der Dalai Lama vorbereitende Übungen zu erläutern. Es folgen die Visualisation des Verdienstfeldes, die Sieben-Zweige-Praxis und Kommentare über Lobpreis und Bittgebete. Im sechsten Kapitel wird der gesamte Stufenpfad im Überblick erläutert, während im Anschluss die Auflösung des Verdienstfeldes besprochen wird.
Obwohl das Buch mit einigen Anmerkungen versehen ist, ist es nur für jene Leser interessant und geeignet, die sich mit diesem Religionssystem bereits auseinandergesetzt haben beziehungsweise praktizierende Buddhisten sind. Wer nicht ernsthaft am Praktizieren interessiert ist, sollte die Finger von dem Buch lassen. Es wird mehrmals erwähnt, dass "die Praktizierenden zunächst durch eine Ermächtigungszeremonie in diese Disziplin initiiert werden“ sollten, diese Initiation soll das Geisteskontinuum für die komplexen meditativen Techniken des Tantra empfänglich machen. Auch sagt der Dalai Lama, dass man nicht in trügerischer Absicht zu den Belehrungen kommen sollte, das heißt, mit Enthusiasmus dabei sein, aber zu Hause dann keine Praxis zu betreiben. Dasselbe gilt auch für das Buch.
Natürlich sind die Kommentare des Dalai Lama zum Text und zur allgemeinen Guru-Praxis interessant, aber das Buch sollte nicht als Meditationsanleitung verstanden werden – zumindest nicht für Ungeübte beziehungsweise unerfahrene Buddhisten oder solche, die sich durch Meditationen ein größeres Wohlbefinden versprechen. Wirklich interessant ist das Buch wohl nur für tatsächlich praktizierende Buddhisten oder auch für am Buddhismus Interessierte, die mittels solcher Texte einen eher wissenschaftlichen und tiefergehenden Blick auf die buddhistische Praxis werfen wollen. Allerdings sollten hier dann auch einige Vorkenntnisse vorhanden sein. In diesem Sinn kann das Buch durchaus sein Geld wert sein. In Anbetracht des Textes auf der Rückseite, der eher irreführend ist, sollte man jedoch Vorsicht walten lassen und einen Blick ins Buch riskieren, bevor man sich für einen Kauf entscheidet.