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 Kommissar Adamsberg: Der verbotene Ort


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Fred Vargas gilt unter Krimifreunden längst als eine der begabtesten Autorinnen der Gegenwart, nicht zuletzt durch die „Kommissar Adamsberg“-Reihe, deren neuester Band unter dem Titel „Der verbotene Ort“ nun vorliegt.

Das etwas schrullige Polizistenduo Adamsberg und Danglard hat es aus dem bisweilen recht beschaulichen Paris ins kühle London verschlagen, wo sie an einem internationalen Polizeikongress teilnehmen. Nach einem langen Tag mit viel zu wenig Pausen und Kaffee, dafür mit jeder Menge trockener Vorträge, verschlägt es die beiden Franzosen mit einigen englischen Kollegen noch in das Londoner Nachtleben. Auf dem Rückweg ins Hotel macht die kleine Gruppe jedoch eine grausige Entdeckung: Vor dem Highgate-Friedhof stehen siebzehn Schuhe. Grundsätzlich nicht weiter schlimm, denkt sich Adamsberg. Jedoch stecken in den Schuhen noch die Füße der Besitzer … Nach dem ersten Schock ist Kommissar Adamsberg sichtlich erleichtert, als er mit seinem Kollegen die Heimreise antreten kann – denn noch ahnen die beiden nicht, dass ihnen eine noch viel größere Schweinerei ins Haus steht. Etwas außerhalb von Paris wurden Leichenteile entdeckt, die nur noch aufgrund modernster Methoden einem menschlichen Ursprung zugeordnet werden können. Der oder die Täter sind gründlich und methodisch vorgegangen und geben den Ermittlern Rätsel auf – doch es häufen sich die merkwürdigen Zufälle im Dunstkreis der Ermittlungen …

Die Geschichte beginnt eher gemächlich, kann sich später allerdings noch steigern. Kenner der Vorgänger sind natürlich im Vorteil, besonders im Hinblick auf die Eigenarten der Protagonisten. So wird der Neueinsteiger zwar nicht gelangweilt – aber viele Details erschließen sich augenscheinlich nur dem Vargas-Fan, anders kann man sich die zähen Kapitel am Anfang nicht erklären. Nachdem die Geschichte langsam Fahrt aufgenommen hat, erlebt der Leser die nächste Überraschung: Was als sehr blutiger Krimi begann, wandelt sich zunehmend zu einer mystischen Geschichte, bei der die Charaktere neben einem psychopathischen Mörder auch noch mit Aberglaube und Vorurteilen zu kämpfen haben. Durch die Verlagerung der Handlung von Frankreich und England auf den Balkan wird dieser Umstand zwar glaubwürdig untermauert, bisweilen treten durch den Fokus auf den Vampirmythos in dieser Region aber ein paar Längen auf. Trotzdem vermag die Geschichte zu fesseln und sorgt mit einigen Wendungen dafür, dass man stets weiter liest. Durch einige Finten führt die Autorin den Leser geschickt an der Nase herum, sodass das Ende der Geschichte noch einmal richtig spannend wird.

Mit „Der verbotene Ort“ legt die französische Autorin Fred Vargas einen soliden Krimi vor, der sich wegen seines mystischen Handlungseinschlags zwar wohltuend von anderen Neuerscheinungen abhebt, aber nicht gänzlich überzeugen kann. Die Charaktere sind liebenswürdig, gelegentlich etwas eigenwillig und retten die Handlung, die teilweise etwas überladen wirkt. Abgehackte Füße, ein Leichnam, der über mehrere Quadratmeter verteilt ist, und die Ahnen eines mächtigen Vampirs – das ist dann doch etwas viel des Guten. Fans der Autorin können wegen der Charakterentwicklung trotzdem zugreifen, Neueinsteiger in die Welt von Kommissar Adamsberg finden sich vermutlich nur schwer zurecht und sollten sich an einem der früheren Bücher versuchen.

Ralf Strohbach



Hardcover | Erschienen: 23. April 2009 | ISBN: 9783351032562 | Originaltitel: Un lieu incertain | Preis: 19,95 Euro | 480 Seiten | Sprache: Deutsch

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