„Ein makelloser Tod“ ist, wenn man den Angaben im Klappentext des Buches Glauben schenken darf, der wahrscheinlich letzte Roman der englischen Krimi-Schriftstellerin P. D. James, die in diesem Jahr bereits ihren 89. Geburtstag feierte. Wie in ihrem ersten Kriminalroman, den sie Anfang der sechziger Jahre schrieb, ermittelt auch diesmal der distinguierte und poetisch veranlagte Commander Adam Dalgliesh mit seinem Team.
Im Mittelpunkt des Romans steht die renommierte Privatklinik Cheverall Manor, in welcher der berühmte plastische Chirurg Dr. George Chandler-Powell seinen vor allem prominenten Patienten zu neuer Schönheit verhilft. Rhoda Gradwyn, eine namhafte Journalistin, die vor allem von der Aufdeckung skandalöser Vorkommnisse lebt, möchte sich in genau dieser Klinik eine Narbe im Gesicht entfernen lassen. Aber nicht alle Mitarbeiter von Cheverall Manor sind begeistert von der neuen Klientin des Chefs. Schließlich ist das Ziel der abgeschieden gelegenen Klinik, die Anonymität der Patienten zu wahren. Berechtigte Zweifel machen sich breit, wie das mit einer Journalistin in ihrer Mitte funktionieren soll. Doch bevor Rhoda Gradwyn ihre Mitpatienten kennenlernen kann, liegt sie tot in ihrem Bett, erwürgt von einem Unbekannten. Commander Adam Dalgliesh beginnt, gemeinsam mit seinem Team zu ermitteln und muss recht schnell feststellen, dass der Täter nur unter den Bewohnern oder Besuchern von Cheverall Manor zu suchen ist. Egal wen sie befragen, jeder hat mehr oder weniger ein Motiv und bevor sie es schaffen, die Anzahl der Verdächtigen einzugrenzen, geschieht ein weiterer Mord. Robin Boyton, der Cousin des chirurgischen Assistenten und ein Freund der toten Journalistin, liegt in der Tiefkühltruhe des Hauses und ist jämmerlich erstickt.
„Ein makelloser Tod“ ist ein gut konstruierter, recht komplex gehaltener und psychologisch ausgefeilter Kriminalroman, der typisch englisch daherkommt. Mit einer guten Beobachtungsgabe gesegnet, beschreibt die Autorin P. D. James gekonnt die vorhandenen Figuren, Orte und Situationen sowie deren Besonderheiten und spart dabei nicht mit der Erörterung gesellschaftlicher Hintergründe von Opfern und Tätern. Dass sie dabei etwas weitschweifig wird, sei nicht nur ihrem Alter geschuldet. Stets hat man beim Lesen das Gefühl, sie genieße jede Zeile, die sie schreibt. Auch wenn der Leser bereits im ersten Satz erfährt, dass die Journalistin Rhoda Gradwyn ermordet wird, vergehen noch viele Seiten, bis es so weit ist. Langeweile kommt trotzdem nicht auf. Ähnlich wie ein Klatschreporter breitet die Autorin das Leben von Prominenten und Bewohnern von Cheverall Manor gleichermaßen aus und lässt den Leser wie ein Voyeur daran teilhaben. Mit einer sprachlich wie stilistisch hervorragenden Schreibweise und unter Einbeziehung mehrerer Handlungsstränge, die in gewohnter Manier bis ins letzte Detail aufgelöst werden, schafft sie es, den Leser in den Bann der Geschichte zu ziehen. Gewürzt mit subtiler Spannung, psychologisch raffiniert gehaltenen Charakteren und einem Commander, der mit viel logischer Denkarbeit und akribisch gehaltener Ermittlungstätigkeit den Fall nach und nach löst, kreiert sie einen Roman, der äußerst lesenswert seine Liebhaber finden wird.
„Ein makelloser Tod“ ist ein typisch englischer Kriminalroman, der in feinster Agatha-Christie-Manier von seinen doch etwas ungewöhnlichen Figuren und einem überaus sympathischen Ermittler lebt und Freunde der subtilen Spannung begeistern wird.