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Leutnant Blueberry kehrt von einer einsamen Patrouille in den Lukachukai-Mountains nach Fort Navajo zurück. Doch 20 Meilen nördlich vom Rio Grande, an der Grenze zwischen Arizona und New Mexiko, sieht er elf Reiter durch den Wüstenstaub reiten. Sie verfolgen einen einzelnen Mann, der ihnen verzweifelt zu entkommen versucht. Erstaunt stellt Blueberry fest, dass die Reiter Soldaten der mexikanischen Armee sind. Sie haben es gewagt, die Grenze zu verletzen, um den Flüchtigen zu stellen.
Blueberry vertreibt die Soldaten und verfolgt seinerseits den Flüchtigen. Der stürzt mitsamt seinem Pferd in eine Schlucht und stirbt, ohne Blueberry sagen zu können, warum ihn die Soldaten verfolgten. Der Tote trägt einen Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten bei sich.
Blueberry beschließt, den Brief zu seinem Vorgesetzten nach Fort Navajo zu bringen. Der aber schickt ihn weiter nach Pima, wo er ihn dem Präsidenten übergeben soll.
Kurze Zeit später trifft ein Fremder in Pima ein. Er ist auf der Suche nach Blueberry, welcher im Gefängnis sitzt. Dort wartet er auf seine Auslösung, denn er hat betrunken eine Schlägerei angefangen und der Sheriff hat ihn kurzerhand eingesperrt. Der Fremde, ein Sonderbeauftragter des Präsidenten, zahlt die 50$ Strafe und nimmt Blueberry mit. Es ist General McPherson und er erzählt Blueberry eine haarsträubende Geschichte:
Vor vier Jahren, 1865, verließ Jefferson Davis, Präsident der Südstaaten, nach der entscheidenden Niederlage seiner Truppen, Richmond. Er führte eine halbe Million Dollar in Gold mit sich. Als man ihn wenige Tage später festnahm, war das Gold verschwunden.
In dem Brief, den Blueberry dem Toten abgenommen hat, findet sich der Deckname einer Kontaktperson, die sich in Chihuahua, einer mexikanischen Grenzstadt, aufhält und eine halbe Dollarnote. Mit Hilfe der anderen Hälfte wird sich die Kontaktperson identifizieren. Blueberry bekommt den Auftrag, inkognito nach Mexiko zu reiten und den Mann zu treffen.
Zur Tarnung wird er unehrenhaft aus der Armee entlassen und davongejagt. Überall werden Steckbriefe mit seinem Konterfei aufgehängt, vor allem natürlich in der Grenzregion, um die Mexikaner zu täuschen.
Viele Feinde sind auf seinen Spuren. Die mexikanische Armee verhaftet ihn bereits an der Grenze, denn sie hat ihre Spione überall im Land. Da Blueberry bereits von einem Kopfgeldjäger und einer Gruppe Verbrecher, die einen Boten von McPherson abgefangen haben, verfolgt wird, ist sein Leben nicht mehr viel wert.
Zum Schein lassen die Soldaten ihn entkommen, denn sie wollen herausfinden, wer die Kontaktperson Blueberrys ist, die alle zum Schatz führen könnte.
In Chihuahua entpuppt sich die Kontaktperson als die äußerst hübsche und gerissene Sängerin Chihuahua Pearl. Sie nennt den Namen einer weiteren Person, die den Verbleib des Goldschatzes klären kann. Doch diese Person sitzt in Mexiko im Gefängnis und wurde zum Tode verurteilt.
Wieder rückt die Lösung des Problems in weite Ferne, denn eine weitere Person betritt die Bühne. Der mächtige und skrupellose Gouverneur von Chihuahua, Luis Emiliano Lopez. Dieser ist in die Sängerin verliebt und trachtet dem vermeintlichen Nebenbuhler Blueberry nach dem Leben. Des weiteren ist ihm die Geschichte vom Goldschatz ebenfalls zu Ohren gekommen und er setzt Blueberry unter Druck, ihm die nötigen Informationen zu geben.
Lopez sperrt Blueberry in seiner Festung ein. Hier ist auch der Mann inhaftiert, der Kenntnis vom Versteck des Goldschatzes hat. Nachdem Blueberry ihn gefunden hat, planen sie einen Ausbruch. Doch währenddessen hat sich um Blueberry die Schlinge enger gezogen. Der Kopfgeldjäger, die mexikanischen Soldaten, die Blueberry an der Verfolgung des Flüchtigen gehindert hatte und die Gruppe Verbrecher, die den Boten McPhersons abgefangen hatte; alle nähern sich der Festung und wollen ihren Teil des Schatzes abhaben.
Texter Jean-Michel Charlier und Zeichner Jean Giraud haben den ungewaschenen, hässlichen und ungehobelten Soldaten Blueberry unsterblich gemacht. Im Jahre 1963 debütierte Blueberry in der Zeitung "Pilote", einem Projekt, das Goscinny 1959 ins Leben gerufen hatte, um Comics für Erwachsene in Frankreich hoffähig zu machen. Mit wachsendem Erfolg wurde Blueberry veröffentlicht. Er wurde zum besten Western-Comic der Welt - zumindest was Fangemeinde, Kritiker-Urteil und kommerziellen Erfolg betrifft.
Der gewaltige, fünf Bände umfassende Zyklus um das Gold der Südstaatenarmee war einer der absoluten Höhepunkte im Schaffen Charliers und Girauds.
Er wird komplett auf 254 Seiten in dem vorliegenden Band der F.A.Z.-Comic-Edition abgedruckt. Leider im Format Din-A5, die Originale waren im Din-A4-Format verlegt worden. Dies ist einziger, aber gravierender Kritikpunkt dieser Edition, macht er doch das Lesen des eng gestellten, nur aus Großbuchstaben bestehenden Textes zu einer Aufgabe, die viel Konzentration, gutes Licht und hohe Aufmerksamkeit verlangt.
Die Bilder sind beeindruckend vielfältig und Landschaften wie Personen einem hohen Grad an Realismus verpflichtet. Der Text ist knapp, aber grammatikalisch korrekt. Die Geschichte weist einen hohen Grad an Realitätsnähe auf, lebt von unzähligen Charakteren und Wendungen und liest sich fast wie ein Roman. Der erste Band "Chihuahua Pearl" beginnt als herkömmliche Abenteuergeschichte, in "Der Mann, der 500.000 Dollar wert ist" wird daraus ein Verwechselspiel mit zahllosen überraschenden Wendungen. "Ballade für einen Sarg", das dritte Album, ist vom künstlerischen Standpunkt aus der Höhepunkt der fünf Alben. Der vierte Teil, "Vogelfrei", verlagert den Handlungsort in den mittleren Westen. Zeichnungen und Verlauf der Geschichte werden spannender und erfahren im fünften Teil, "Angel Face", einen fast kriminalistischen Höhepunkt.
Fans von Blueberry müssen diesen neunten Band der F.A.Z.-Reihe haben, Nicht-Kenner und Gelegenheits-Comicleser sollten ihn sich zulegen. Für 4,90? erhält man fünf komplette Alben, die im Genre des Western-Comics unübertroffen sind. Zudem ist den Alben eine sehr lesenswerte Einführung vorangestellt, die Autor und Zeichner vorstellt und Geschichte Blueberrys erläutert. Die Bestwertung erlangt dieser Band einzig dadurch nicht, dass das Format für die Alben eindeutig zu klein ist, um diese entspannt genießen zu können.